1.TGC Redoute Koblenz + Neuwied
Offene Tür und volles Haus
Tänzerinnen und Tänzer demonstrierten ihre Darbietungsvielfalt am „Tag des Tanzens“ im Koblenzer Clubheim
Koblenz. Selbst Küchenstühle und alle vorhandenen Tische mussten herbeigeschafft werden, um den Ansturm der Besucher beim „Tag der offenen Tür“ am Sonntag in den Clubräumen des 1. TGC Redoute Koblenz & Neuwied einigermaßen aufzufangen. Der Saal war voll, die Stimmung bestens und das Programm spiegelte das Motto des deutschen Tanzsportverbandes wider, der in diesem Jahr zum „Tag des Tanzens“ erklärt hat: „Zeigt, wie vielfältig unser Sport ist“. Beim größten Tanzsportclub in Rheinland-Pfalz hörten die Verantwortlichen die Signale, denn das ist die Stärke der Redoute, wie der Tanz- und Gesellschaftsclub kurz genannt wird, seit über 50 Jahren.
Los ging es mit Boogie Woogie und Rock 'n' Roll. Während die ersten mit origineller Kleidung und cooler Musik die Zuschauer gleich in Feierstimmung brachten und zum Fingerschnipsen anregten, legten die RnR-er ein paar Takte drauf und ließen die Hände vom Mitklatschen erglühen. Von Anfängern, die ihren ersten Auftritt vor großem Publikum locker meisterten, bis zu Turniersportlern bewunderten die Zuschauer schnelle Schritte und gewagte Akrobatik. Manch einer wird erleichtert gewesen sein, dass die Redoute-Hallen über die entsprechende Höhe verfügen.
Dann kamen zunächst die Kleinsten im Kindergartenalter, die von Madeline Garnier und Annekathrin Saalmann betreut werden. Zu heißen Rhythmen tanzten die Minis erstaunlich unaufgeregt Zumba-Figuren und ließen den Saal toben. Auch die etwas ältere Kindergruppe von Anja Strubel-Horch, die bereits drei Lateintänze zum Besten geben kann, bezauberte in ihrer schwarz-roten Kleidung die vielen Besucher, die sich inzwischen auch auf dem Boden bequem machen mussten. Etwa ein Viertel der 700 Mitglieder der Redoute ist jünger als 18 Jahre. Moderator Michael Ritter achtete unauffällig drauf, dass auch die Tänzer noch etwas Raum bekamen, und führte souverän durch den Nachmittag, dessen Höhepunkte Schlag auf Schlag folgten.
Lateinturniersport von der D- bis zur B-Klasse zeigten die Jugend- und Hauptgruppenpaare, die in diesem Jahr bei den Landesmeisterschaften wieder glänzend abgeschnitten haben. Lateintrainerin Anja Strubel-Horch erklärte auch die klassentypisch unterschiedliche Kleidung der Tänzer und Tänzerinnen: Anfangs unauffällig dürften sie in den höheren Klassen glitzern. „Allein das ist für viele Mädchen Motivation genug, um möglichst bald aufzusteigen“, meinte sie schmunzelnd.
Ob Samba oder Cha Cha Cha, weiche Hüften, schmachtende Tänzerinnen oder entschlossene Toreros - den vollen Saal ergriff das Lateinfieber. Die Discofox-Hobbygruppen zeigten anschließend, weshalb Discofox der beliebteste Partytanz in Deutschland ist: Spaß pur gekoppelt mit frechen Figuren und problemlos mit wechselnden Partnern zu tanzen - „wenn der Mann führen kann“, wie Kathrin Link, die Trainerin der Discofoxer, kurz einwarf. Fast wie im richtigen Leben, mögen sich manche der so mit Verantwortung beladenen Männer gedacht haben. Doch sie lösten ihre Aufgabe gut - zumindest hat sich keine der Damen beschwert.
Neugier, Verwunderung, Hochachtung und lang anhaltender, stürmischer Beifall - so konnte in etwa die Stimmung im Saal beschrieben werden, als sich das Rollstuhl-Tanzpaar, Monika und Rainer Hapke alleine auf der Tanzfläche präsentierte, um den Besuchern Cha Cha Cha, Rumba, Paso Doble und Jive zu zeigen. Als sachlicher und strenger Schatzmeister des Clubs bekannt, zeigte Rainer Hapke auf der Fläche seine emotionale Seite und ließ sich von seiner Frau in eine Gefühlswelt entführen, die dem Tanzen so inne liegt: Zu leben ist zu tanzen und zu tanzen ist zu leben. Dieses Gefühl haben alle Tänzer an diesem Nachmittag, der mit vieler Liebe von Ilse Salzmann organisiert worden ist, auf ihre individuelle Art und mit entsprechender Musik vermittelt. „Wenn es einen packt, dann lässt es einen nicht mehr los“, meinte ein langjähriges Mitglied der Redoute.
Gepackt hat es auf jeden Fall die Standardturniertänzer, die den Zuschauern in rauschenden Turnierkleidern die fünf Standardtänze präsentierten: langsamer Walzer, Tango, Wiener Walzer, Slowfox und Quickstep. Jürgen Czielinski gab Hintergrund zu den Tänzen und zum Turniersport, um den Bewunderern der auf der Fläche fast schwebenden Tanzpaare den Turniertanzsport näher zu bringen. „Weil ich keine andere Sportart kann“, sagte eine Tänzerin auf die Frage, weshalb sie tanzen würde. Die Standardpaare der Redoute gehören seit der Verpflichtung der ehemaligen Weltmeisterin über zehn Tänze, Sybill Daute, als Standardtrainerin zu den erfolgreichsten im Lande.
Als Kontrast zeigen die beiden Hip Hop-Gruppen von Anna Schilcher und Ali Ismael anschließend, welches Tanz- und Lebensgefühl die Jugend heute bewegt. Mit neuen und aufwendigen Choreografien fetzten sie mal mit explosionsartigen Schritten und Körperbewegungen, mal in melancholischen Figuren über die Fläche und kamen ohne Zugabe nicht aus dem Saal. Viele der jungen Zuschauer hielt es nicht mehr auf ihren Plätzen und der 1. Vorsitzende der Redoute, Ulrich Kuss, freute sich, dass Tanzen bei der Jugend weiterhin voll im Trend liegt. Das gilt auch für Erwachsene, die immer mehr zu Fitnesssportarten wie Tanzen neigen, wie die Breitensportgruppen von Marion und Werner Brost mit einer Paso Doble-Formation, oder die Gruppe von Winfried Klauk mit einer gemischten Tanzauswahl demonstrierten. Die gut gelaunten Breitensportler jeden Alters zeigten mit ihren gelungenen Darbietungen.
Inzwischen wurde die Kaffee- und Kuchentheke, die dank vieler Spenden der Clubmitglieder in Qualität und Auswahl an eine gut geführte Konditorei erinnerte, nach und nach gestürmt und leer gefegt. „Die Akkordarbeit der vielen Helfer kann nicht hoch genug geschätzt werden“, sagte Ulrich Kuss. Gut gestärkt ging es für die Zuschauer in die letzten Runden des Tags des Tanzens. Zwei Discofox-Turnierpaare zeigten, wie aus einem Partytanz eine sportliche Variante entstehen kann. Unter den Augen ihres Trainers, Dirk Mettler, konnte eine Slow- und eine Quickvariante bewundert werden, zum Teil mit akrobatischen Elementen, die - wie bei Discofox selbstverständlich - unter lautstarkem Beifall der Fangemeinde getanzt wurden. Den Abschluss des Tages machten die Line Dancer, die tags zuvor eine neue Anfängergruppe mit über 30 Tänzern gestartet hatten. „We will rock you“ und nicht „Take me home country roads“ war ihre erste Musiknummer. „Line Dance ist nicht nur Western-Dance“, erklärte Sabine Müller, die Sprecherin der Line Dancer. Da sei auch viel Irish Folk und Rock drin.
Die Zuschauer waren von den vielen Varianten begeistert, und als am Ende ein Rock 'n' Roll lief, sprangen manche spontan hinzu, um mitzumachen.
Fazit des Tages
Tanzen ist Lebensfreude pur. Vom Breitensport bis zum Turniersport vielfältig wie kaum eine andere Sportart, die bis ins hohe Alter fit hält - körperlich und geistig. Die Redoute ist Heimat für Tanzbegeisterte jeden Alters.
Die einen fangen neugierig an und lernen die ersten Schritte, die anderen lieben das Gesellige nach dem Tanzen, manche verfallen dem Turniersport und messen sich im Wettbewerb, andere wiederum steigen nach der Familienphase wieder ein und genießen die Lebensfreude neu, die sich mit diesem Sport verbindet. Ob Turnierparkett, Ball oder Trainingshalle - überall ist Lebensmotto, das Tanzen zu leben, fühlbar.
Los ging es mit Boogie Woogie und Rock 'n' Roll.
