Allgemeine Berichte | 04.02.2015

Lesung mit Alexander Görsdorf bei Becker Hörakustik in Koblenz

Tiefe Einsichten einer „tauben Nuss“

Autor und Blogger ist selbst hörbehindert - Buch blickt humorvoll auf die Welt der Schwer- und „Flotthörigen“

Das interessierte Publikum im Seminarraum von Becker Hörakustik nutzte gern die Möglichkeit, im Anschluss an die Lesung mit dem Autor ins Gespräch zu kommen. BSB

Koblenz. Der Autor und Kommunikationsberater Alexander Görsdorf stellte bei Becker Hörakustik sein 2013 erschienenes Buch „Taube Nuss - Nichtgehörtes aus dem Leben eines Schwerhörigen“ im Rahmen einer Lesung vor. Ihn selbst kann man wohl kaum als „taube Nuss“ bezeichnen. Denn trotz seiner Schwerhörigkeit, die sich seit seinem dritten Lebensjahr stetig, bis zum fast vollständigen Gehörverlust mit etwa 30 Jahren, verschlimmerte, besuchte er in den USA die Highschool und studierte Philosophie und Europäische Ethnologie in Berlin und Sevilla, setzte seine Studien an der Harvard University fort und promovierte 2011. Ein respektabler Werdegang. Seit 2009, da war er 34 Jahre alt, trägt er nicht nur ein Cochlea-Implantat, ein „elektrisches Ohr“, sondern er schreibt den Internet-Blog „Not quite like Beethoven“, wo er über Unhörbares, Unerhörtes und Nicht-Gehörtes schreibt. Der Blog, der das Fundament für sein Buch ist, brachte ihm im Jahr 2010 die Nominierung für den Grimme Online Award in der Kategorie Wissen und Bildung ein.

Im Seminarraum des Hörakustik-Unternehmens hatten sich gut zwanzig Gäste, viele von ihnen selbst schwerhörig, versammelt, um Görsdorfs Erzählungen über sein Leben mit der Schwerhörigkeit zuzuhören. Nachdem die richtige Vortragslautstärke für jeden gefunden war, erklärte der Autor, dass er mit seinen deutschlandweiten Lesungen Aufmerksamkeit erzielen will, denn es werde schlichtweg zu wenig gesprochen über Schwerhörigkeit, Ertaubung und Nichtverstehen. Das gelte ebenso für die Betroffenen, die es oft aus Scham nicht tun oder weil sie nicht zur Last fallen wollen. Sicher hat auch er solche Phasen durchlebt, doch mit dem Schreiben darüber hat er offenbar eine Form der Verarbeitung gefunden. Er schreibt so, dass der Leser, der schwerhörige genauso wie der „flotthörige“, wie Görsdorf gut Hörende nennt, darüber schmunzeln und lachen kann. Die Geschichte und Geschichten seiner Schwerhörigkeit, der damit zusammenhängenden absurden und merkwürdigen Begebenheiten, lassen am Ende zu oftmals erstaunlichen Ansichten finden.

Leben mit einer „Teilzeitbehinderung

Schwerhörigkeit sieht man nicht. Und weil man damit nicht auffallen wolle, im Zweifelsfall lieber freundlich lächele, wirke man auf Außenstehende oftmals eher dumm, arrogant und oft genug nicht ganz nüchtern, so der Autor. Eine Unzahl ärgerlich-komischer Begebenheiten begleitet den Schwerhörigen durch sein Leben. Und trotzdem lerne man einfach nicht aus. Görsdorf bezeichnet Schwerhörigkeit als „Teilzeitbehinderung“, weil sie sich bei vielen Gelegenheiten gar nicht äußere. Beispielsweise dann, wenn man sich in den eigenen vier Wänden einigelt und dort seiner Arbeit nachgeht.

Mit Humor dem Thema die Schwere genommen

Neben der Lesung bot Görsdorf seinem Publikum die Gelegenheit, mit ihm über das Thema zu diskutieren. Schwerhörigkeit so lustig darzustellen, wie in seinem Buch, das gefiel allen Zuhörern. Einer hielt es für eine gute Art, den Leser einfach „hineinzuschubsen“ in die Problematik, die Görsdorf gekonnt in die Welt der Hörenden getragen habe. Mit dieser Leichtigkeit nehme der Autor dem Leser das unangenehme Gefühl, das bei dem ernsten Thema schnell aufzukommen drohe, ergänzte ein zweiter Gast. „Humor ist das Einzige, was weiter hilft“, kam eine weitere Wortmeldung.

Natürlich gibt es noch einiges mehr, das weiterhilft. Zum Beispiel ein audiotherapeutisches Hörtraining, wie es Hörakustik-Unternehmen anbieten. In diesem Kontext war es nur schlüssig, gerade im Seminarraum von Becker-Hörakustik die Buchvorstellung zu präsentieren. Geschäftsführerin Brigitte Hilgert-Becker lobte besonders das langsame und deutliche Sprechen des Vortragenden. Gerade in der Begegnung mit vermindert Hörfähigen müsse man sich das zu eigen machen. Betroffenen empfahl sie, die auch 1. Vorsitzende des Vereins „DSB-Treffpunkt Ohr“ ist, zudem ein Vorzeigekärtchen, das schon vor vielen Jahren vom Verein kreiert worden sei. Darauf steht soviel wie: „Ich bin schwerhörig, bitte schauen Sie mich beim Sprechen an, bitte schreien Sie nicht.“ Dem Beethoven-Blogger Görsdorf überreichte die Unternehmerin zum Dank für den unterhaltsamen Vortrag ein Präsent nach Maß: eine Flasche Beethoven-Sekt.

Brigitte Hilgert-Becker, 1. Vorsitzende von „DSB-Treffpunkt Ohr“, ging auf die speziellen Probleme von Schwerhörigen ein und stellte die vom Verein entwickelten Vorzeigekärtchen vor.

Brigitte Hilgert-Becker, 1. Vorsitzende von „DSB-Treffpunkt Ohr“, ging auf die speziellen Probleme von Schwerhörigen ein und stellte die vom Verein entwickelten Vorzeigekärtchen vor.

Das interessierte Publikum im Seminarraum von Becker Hörakustik nutzte gern die Möglichkeit, im Anschluss an die Lesung mit dem Autor ins Gespräch zu kommen. Fotos: BSB

Artikel melden

? Vielen Dank! Ihre Meldung wurde erfolgreich versendet.
? Es gab einen Fehler beim Versenden. Bitte versuchen Sie es später erneut.
Neueste Artikel-Kommentare

12.12.: Nordlichter über Burgbrohl?

  • Klaus Elmar Müller: Am 15. Dezember war von ca. 22 Uhr bis morgens 5 Uhr ein orangenfarbener Schein im Oberdorf von Burgbrohl zu sehen. Nicht vom zunehmendem Mond, weil immer an derselben Stelle. Gleichzeitig war der Horizont im Westen fast taghell.
  • H. Schüller: Zitat DB: "Der neue Akkuzug im Pfalznetz ist ein Leuchtturmprojekt für die Region. Ab Frühjahr 2026 sollen insgesamt 44 Akku-Oberleitungs-Hybridfahrzeuge der Firma Stadler schrittweise zum Einsatz kommen.
  • H. Schüller: Korrektur: Das zukünftig von Akkuzügen befahren Bahnnetz in der Pfalz ist 240 km lang; dazu reicht der Aktionsradius der dort eingesetzten Akkuzüge mit 80 km Reichweite aus.
  • H. Schüller: In der Pfalz fahren ab 2026 Akkuzüge mit 200 km Reichweite. Unverständlich, warum diese zukunftsweisende Lösung nicht auch im Ahrtal gewählt wurde. Falls die aktuelle Akkukreichweite dennoch nicht ausgereicht...
  • Peter Schmidt: Ihnen ist aber bewusst, dass die Philosophie von (Kreis-)Sparkassen auch in der Förderung von regionalen Projekten liegt? Hier ist überhaupt nichts zu kritisieren. Zudem bezweifle ich, dass die Zinsen...
  • Georg Ceres: Dagegen wäre nichts zu sagen, wenn sich diese Arena selbst finanzieren würde. Aber leider wird sicherlich die Sparkasse auch Geld ihrer Kunden reinstecken, und stattdessen keine anständigen Zinsen zahlen.
Rund ums Haus
Wiedereröffnung der KSK Geschäftsstelle Bad Neuenahr
Weihnachtsgrußanzeige 2025
Wiedereröffnung der KSK Geschäftsstelle Bad Neuenahr
Sponsoring Winterbunt - o.B.
Weihnachtsgruß 2025
Weihnachtsgruß 2025 - Guido Orthen
Weihnachtsgrußanzeige 2025
Rückseite o. B. Vorkasse
Empfohlene Artikel

Kempenich. 1963 war ein Jahr der großen Ereignisse: US-Präsident John F. Kennedy besuchte die junge Bundesrepublik, Ludwig Erhard folgte auf Konrad Adenauer als Bundeskanzler und in Lengede konnten nach einem schweren Grubenunglück elf Bergleute nach tagelanger Rettungsaktion lebend aus der Tiefe geborgen werden.

Weiterlesen

Koblenz. Kurz vor den Weihnachtstagen hat die VR Bank RheinAhrEifel eG ein starkes Zeichen gelebter Solidarität gesetzt und sich an der besonderen Weihnachtsaktion „Warmes fürs Herz“ des Spitzenkochs und Initiators Jean-Luc Mundel in Koblenz beteiligt.

Weiterlesen

Weitere Artikel

Nur die Beschreibung das Fluchtautos ist bislang bekannt

26.12.: Fahndung nach Einbruch in Rewe-Markt in Dierdorf

Dierdorf. Am 25.12.2025 kam es gegen 22:10 Uhr zu einem Einbruch in den REWE-Markt in Dierdorf. Bislang unbekannte Täter verschafften sich durch gewaltsames Aufhebeln der Eingangstüren Zutritt zum Markt und entwendeten Zigaretten aus dem Kassenbereich. Anschließend flüchteten sie mit einer weißen Limousine, vermutlich einem Audi, in unbekannte Richtung.

Weiterlesen

Zahlreiche Trümmerteile blockierten die Fahrbahn

25.12.: A 3: Massen-Unfall am Stauende

Königswinter. Am ersten Weihnachtsfeiertag ereigneten sich auf der A3 im Bereich des Siebengebirges drei Verkehrsunfälle in kurzer Folge. Die Freiwillige Feuerwehr Königswinter unterstützte den Rettungsdienst bei den Einsatzmaßnahmen.

Weiterlesen

Dauerauftrag 2025
Anzeige Haushaltsauflösungen und Ankauf
Rund ums Haus Daueranzeige
Pelllets
Wiedereröffnung KSK Bad Neuenahr
Titelanzeige Weihnachtsgruß
Bad Neuenahr
KSK Umbau Geschäftsstelle Bad Neuenahr
Wiedereröffnung KSK Bad Neuenahr
Wiedereröffnung der KSK Geschäftsstelle Bad Neuenahr
Weihnachtsgrußanzeige 2025
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0593#
Weihnachtsgruß 2025
Traueranzeige Nettersheim
Weihnachtsgruß 2025
Weihnachtsgrußanzeige
Weihnachtsgruß 2025
Weihnachtsgruß 2025
Wiedereröffnung der KSK Geschäftsstelle Bad Neuenahr