Wohnen, Nachbarschaftshilfe und Ehrenamt sind in Koblenz die Themen des Alter(n)s
Workshop: Gut leben im Alter
Koblenz. Wie wollen wir im Alter leben? Und wie soll unsere Stadt aussehen, damit es sich darin auch im Alter gut leben lässt? Unter dem Motto „Gut leben im Alter“ hat das rheinland-pfälzische Ministerium für Demografie im vergangenen Jahr einen landesweiten Aktionsplan entwickelt, der Bürgerinnen und Bürger in RLP durch „Beteiligungsworkshops“ motivieren will, ihr Leben im demografischen Wandel mit zu gestalten. Einer dieser Workshops, zu dem neben VertreterInnen der Verwaltung, von Verbänden und Vereinen, Institutionen und Diensten auch Koblenzer BürgerInnen eingeladen waren, fand im Koblenzer Rathaus statt. Der demografische Wandel macht auch vor Koblenz nicht halt. Bereits heute zählt die Stadt an Rhein und Mosel im Hinblick auf die Einwohnerstruktur zu den ältesten Kommunen in Rheinland-Pfalz: Rund ein Viertel der Koblenzerinnen und Koblenzer zählt zur „Generation 60 plus“, und bis Ende des Jahrzehnts wird die Zahl der Älteren nach den Prognosen der kommunalen Statistikstelle um 4,5 Prozent ansteigen. Dann werden 35 Prozent der heute mindestens 60-jährigen 80 Jahre und älter sein. Da die Zahl der Hochaltrigen bis dahin mit einer jährlichen Steigerungsrate von zwei Prozent dynamisch wachsen wird, sind spürbare Auswirkungen auf die Nachfrage nach Pflegeinfrastruktur und -dienstleistungen schon bald zu erwarten. Noch fühlen sich die Seniorinnen und Senioren in Koblenz wohl und gut aufgehoben: Nicht nur deutschlandweit zählt Koblenz zu den bei dieser Altersgruppe beliebtesten Städten; auch die Umfragen zur „Bewertung der Lebensqualität in Koblenz aus Bürgersicht“ zeigen: Die Seniorinnen und Senioren sind mit dem Leben in der Stadt an Rhein und Mosel so zufrieden wie sonst keine andere Altersgruppe. Mit diesem kurzen Statistik-Überblick begrüßte Bürgermeisterin Marie-Theres Hammes-Rosenstein im Koblenzer Rathaus ein interessiertes und motiviertes Publikum, das zu knapp zwei Dritteln aus Abgesandten von Verwaltung, Einrichtungen, Verbänden, Institutionen und Diensten und zu einem guten Drittel aus Koblenzer Bürgerinnen und Bürgern bestand. Dann machten sich die Workshop-Teilnehmerinnen und Teilnehmer an die Arbeit: In verschiedenen Arbeitsgruppen diskutierten und analysierten sie die gegenwärtige Situation. Kritisiert wurde im Wesentlichen der Mangel an bezahlbarem barrierefreiem Wohnraum und an Möglichkeiten des Mehrgenerationen-Wohnens, die Anbindung der Vororte an den in den Augen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu teuren ÖPNV, die Versorgung einzelner Stadtteile mit Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf, aber auch mit Arztpraxen und Apotheken, das Fehlen eines gerade für die Senioren-Gesundheit wichtigen Stadtbades, die Parkraum-Situation sowie die allgemein als schlecht empfundene Trennung von Rad- und Fußwegen. In der zweiten Phase des Workshops hatten die Seniorinnen und Senioren dann Gelegenheit, Wünsche und Ideen zu äußern und im Sinne einer Zukunftswerkstatt Perspektiven zu entwerfen. Hier wurden viele praxisnahe Vorschläge entwickelt, die mit viel Engagement und wenig Geld umgesetzt werden können: Neben einer Aufarbeitung der genannten Kritikpunkte wurden hier bessere Möglichkeiten für Senioren-Wohngemeinschaften und Mehrgenerationenwohnen, die Stärkung des Ehrenamtes, zum Beispiel durch eine professionell organisierte und vermarktete Ehrenamtsbörse, die Verbesserung der wohnortnahen Versorgung und der Nachbarschaftshilfe, zum Beispiel durch Einrichtung einer Helferbörse und eines Forums für Nachbarschaftshilfe, genannt. Auf der Wunschliste stand außerdem eine fahrradfreundliche Kommune, die Schaffung niedrigschwelliger Sport- und Kulturangebote, mehr Wohnmöglichkeiten für Obdachlose, die Wiederbelebung der Stadtteil-Wochenmärkte, die Einrichtung wohnortnaher Begegnungsstätten, das Aufstellen von mehr und bequemeren Bänken in den Rheinanlagen sowie mehr Kreativität bei der Bezeichnung von Angeboten für die ältere Generation, da Begriffe wie „Seniorensport“ auf die zumeist fitten und aktiven Älteren eher abschreckende als anziehende Wirkung hätten. In der Schlussrunde des Workshops sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die geäußerten Wünsche und Vorschläge durch die Vergabe von Punkten gewichten. Bei dem hieraus resultierenden Ranking stellten sich die Themen Wohnen, Nachbarschaftshilfe und Ehrenamt als Favoriten heraus. Sie sollen in speziellen Arbeitskreisen von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern weiter diskutiert und konkretisiert werden, wobei das Thema „Wohnen“ in den bereits bestehenden Arbeitskreis des Koblenzer Seniorenbeirates integriert wird. Die Veranstaltung „Gut leben im Alter“ ist Teil einer Reihe von über 15 Workshops in Rheinland-Pfalz. Ihre Ergebnisse werden dokumentiert und bilden die Grundlage für den gleichnamigen Landesaktionsplan, der auch dazu dienen soll, andere Kommunen und Kreise dazu anzuregen, von diesen Beispielen zu lernen und sich kreativ mit den Herausforderungen des demografischen Wandels auseinanderzusetzen.
Pressemeldung
der Stadt Koblenz
