Millionen von Eiern wurden falsch deklariert in den Handel gebracht
Ach Du dickes Ei!
Oldenburg. „Ausgerechnet!“, will es einem entfahren. Ausgerechnet vor Ostern kommt ein neuer Lebensmittelskandal um Eier ans Licht. Und ausgerechnet Bio-Eier sind es, die das „Siegel des Vertrauens“ schlechthin tragen. Doch anders als beim Pferdefleisch-Debakel handelt es sich bei den Bio-Eiern zwar tatsächlich um Hühnereier, eine Gesundheitsgefährdung geht erstmal auch nicht von ihnen aus - aber sie sollen alles andere als Bio sein! Vielmehr stammen sie von nachweislich verwahrlosten und kranken Hühnern, die eingesperrt auf engstem Raum lebten und mit Futter gemästet wurden, das keinem Bio-Standard genügt. „Lebten“ und „wurden“, Vergangenheit! Denn nach Einschätzung des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums befinden sich keine Eier aus dem aktuellen Betrugsfall mehr im Handel. Immerhin. Ein Trost. Wenn auch nur ein schwacher.
Mit „Bio“ hatten diese Eier also nix gemeinsam. Außer in der Kasse. Denn für Eier aus ökologischer Haltung legen wir mehr auf den Tisch als für solche aus Käfighaltung. Ein Zehnerpack Freilandeier kosten 2012 etwa 1,60 Euro, zehn Bio-Eier dagegen rund 2,85 Euro. Dieser Preisunterschied ist nachvollziehbar und gerechtfertigt, schaut man sich die EU-Vorschriften für die biologische Erzeugung an. Und wir zahlen ihn gerne, sei es aus ethischen, religiösen oder gesundheitlichen Beweggründen.
Systematischer Betrug
Nun sind also Millionen als „Freiland-“ und sogar „Bio-Eier“ auf deutschen Frühstückstischen, in Kuchen und Weihnachtsplätzchen gelandet, obwohl sie diese Bezeichnung nicht mal im Ansatz verdienten.
Und als wäre das nicht Ärgernis und Betrug genug, hat die ermittelnde Staatsanwaltschaft lange die Füße still gehalten und so die Verbraucher sehenden Auges in diesen systematisch angelegten Betrug laufen lassen. Denn schon seit Herbst 2011 wird gegen Betriebe in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern ermittelt. Auch Höfe in Thüringen und in Brandenburg sind mittlerweile betroffen. Insgesamt beläuft sich die Zahl der ins Fadenkreuz geratenen Eier-Betrüger derzeit auf 40 Bio-Höfe und 160 Betriebe mit konventioneller Freilandhaltung, davon 150 allein in Niedersachsen. Wo genau betrogen wurde, ob direkt am Hof oder erst bei den Verpackern, ist noch nicht sicher geklärt.
Faule Eier
Doch egal, wer schlussendlich der Schuldige sein wird: Bei Verstößen gegen derlei EU-Verordnungen legen die EU-Mitgliedstaaten die Sanktionen selbst fest. Bei uns sind Straf- und Bußgeldvorschriften im Öko-Landbaugesetz geregelt und bei einem Verstoß gegen EU-Vorschriften für den ökologischen Landbau drohen den Betrieben, die in diese Machenschaften verwickelt sind und ihre Käfig-Eier als „Bio“ ausgegeben haben, bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe oder bis zu 30.000 Euro Geldbuße.
Noch ermitteln die Staatsanwälte wegen möglicher Verstöße gegen das Lebensmittel- und das Futtermittelgesetz sowie das ökologische Landbaugesetz. Auch Tierschutzgesetze wurden eventuell verletzt und Betrugsvorwürfe müssen geprüft werden. Verbraucherschützer und -organisationen versprechen aber schon jetzt absolute Transparenz. Sie wollen sicherstellen, dass alle falsch deklarierten Eier aus dem Handel genommen sind und die Verbraucher darüber informiert werden, welche Wege die Eier fanden und welche Märkte damit beliefert wurden, um sicher zu stellen, dass keine „faulen Eier“ mehr in unseren Kühlschränken liegen. Die gute Nachricht aber lautet: Zum Osterfest dürfte in frisch gekauften Einer auch tatsächlich das drin sein, was drauf steht.
Gerade mal ein paar Tage im Amt, hat der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) auch schon seinen ersten Skandal auf dem Tisch: Es geht um Millionen von falsch deklarierten Bio-Eiern. Stimmen die Vorwürfe der ermittelnden Staatsanwälte, dann handelt es sich nicht nur um eine breit angelegte und systematisch betriebene Verbrauchertäuschung und -abzocke , sondern auch um Verstöße gegen das Tierschutzgesetz.

Millionen als „Freiland-“ und sogar „Bio-Eier“ auf deutschen Frühstückstischen, in Kuchen und Weihnachtsplätzchen gelandet. Foto: Marianne J./pixelio.de

Zum Osterfest dürfte in frisch gekauften Einer auch tatsächlich das drin sein, was drauf steht.Foto: Marianne J./pixelio.de
