Konzert (Klaviertrios) im Grafschafter Kunstverein Villa Bellestate
Klassische Trio-Werke im genussvollen Dialog-Modus
Grafschaft-Holzweiler. Die Villa Bellestate erstrahlt als mediterranes Juwel inmitten eines herrlich angelegten Gartens im ländlichen Dorf Holzweiler. Viermal im Jahr öffnen Prof. Dr. med. Gisela Maerker-Alzer und Dr. phil. Peter Maerker ihr idyllisches Anwesen für ein anspruchsvolles Konzertpublikum, das auch weitere Anreisewege nicht scheut. Jetzt gastierten dort Fabian Wankmüller, Martin Emmerich und Heiner Reich als „Aramis-Trio“ unter dem selbst gewählten Drei-Musketiere-Motto “Alle für einen, alle für einen“.
Die drei Musiker, alle Jahrgang 1986, spielen seit 2009 zusammen und haben bereits zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen errungen. Die erste Hälfte ihres Matinee-Konzerts gehörte ganz Beethoven und seinem „Erzherzog-Trio“ B-Dur Opus 97. Dieses Spätwerk ist jenem adeligen Mäzen gewidmet, für den Beethoven auch die hinreißende Thematik der großen Hammerklavier-Sonate Opus 106 erfand: „Vivat, vivat Rudolphus“. Rasch fanden Pianist Wankmüller und seine beiden Streicher in ein genießerisch-dialogisches Musizieren hinein, dessen immanente Freude sich auf die fast 80 Zuhörer unmittelbar übertrug. Auf das Allegro moderato folgte das Scherzo Allegro als zweiter Satz, das sein rustikales Thema als Kernmaterie eines weit ausgreifenden und besonders für das Klavier tückisch schweren Werkteils nutzt.
Den dritte Satz, Andante cantabile, spielen viele andere Ensembles gleichsam als das spirituelle Zentrum des Erzherzog-Trios. Entspannt und freundlich-jugendlich klang diese Musik beim Aramis-Trio, reich an den erlesensten Details, bis es attacca in den vierten Satz (Allegro moderato. Presto) überging. Fröhlich-festliche Stimmung dominierte, versetzt mit einigen episch-heroischen Elementen. Die Hörer wurden bis zum tonal maximal entlegenen E-Dur geleitet und sodann höchst angeregt in die Pause entlassen.
In der zweiten Hälfte erklang ein weiteres „Schlachtschiff der Klaviertrio-Literatur“, wie Geiger Martin Emmerich in seiner Schluss-Ansage formulierte. Brahms Klaviertrio Nr. 1, H-Dur, Opus 8 erschien als klassischer Sturm-und-Drang Soundtrack den drei Twens wie auf den Leib geschrieben. Emotionaler Zugriff und Spielfreude in kühner musikalischer Architektur gab es hier zu erleben, von drei wie befreit aufspielenden Meistern ihres Fachs. Berückende Kantilenen der beiden Streicher und virtuose Einlassungen vom Bösendorfer-Flügel entfesselten Wogen der Wonne in den Gemütern des Publikums. Auch Brahms vertauschte die klassische Reihenfolge „zweiter Satz langsam, dritter Satz Scherzo“ wie schon Beethoven in dem zuvor gehörten Werk. In der Parallele merkte man besonders schön, wie Brahms in seinem Scherzo mehr auf weiten Atem sowie Anklänge an den Wiener Walzer setzt als Beethoven im Erzherzog-Trio.
Das musikalisch inspirierte Sonntags-Vergnügen endete erst, nachdem das begeisterte Publikum noch den zweiten Satz des d-Moll-Klaviertrios von Mendelssohn als Zugabe erklatscht hatte. Wieder einmal hat der Vorstand des Grafschafter Kunstvereins eine äußerst glückliche Hand bei der Auswahl seiner Künstler gezeigt.
