
Am 09.04.2024
PolitikNeuer Mini-Park soll in der Sinziger Bachovenstraße entstehen
Am PikoPark scheiden sich die Geister
Sinzig. Die Bauruine in der Bachovenstraße 23-25 ist abgerissen und damit Geschichte. Doch wie könnte das frei gewordene Areal in bester Innenstadtlage künftig genutzt werden? Die Stadtverwaltung schlug die Einrichtung eines so genannten PikoParks vor: Auf den 300 Quadratmetern könnte hier eine besondere Grün- und Begegnungsfläche in naturnaher Umgebung entstehen. In der letzten Stadtratssitzung sollte nun über den PikoPark abgestimmt werden. Kurzum: Der PikoPark an der Bachovenstraße kommt. Doch die Entscheidung fiel denkbar knapp aus. Mit 15 zu 13 Stimmen votierten die Stadträte für das Projekt, dessen Vorteile laut Bürgermeister Andreas Geron auf der Hand liegen.
Viele Vorteile auf engem Raum
Luzia Heinzelmann, Klimaanpassungsbeauftragte der Stadt, erläuterte die Details. Ein PikoPark verbessere das innerstädtische Klima erheblich und biete Schutz vor Hitze, Starkregen und Dürre. Zudem schaffe die Freifläche eine Frischluftschneise. Dies soll zur Abkühlung der Stadt und des Kirchplatzes beitragen, der sich als vollversiegelte Fläche im Sommer enorm aufheizt. PikoParks sind bereits in verschiedenen Kommunen entstanden, zum Beispiel in Berlin-Reinickendorf. Hier profitieren Anwohner von der kleinen grünen Oase.
Wichtig ist auch die Bürgerbeteiligung. Denn die Bürgerinnen und Bürger sollen ihren kleinen Park selbst gestalten. Wie der Park später aussehen wird, wird noch im Detail geklärt. Zunächst galt es, sich für den PikoPark zu entscheiden. Andreas Geron betonte, dass die Förderung für dieses Projekt bis zu 100 Prozent betragen könne, da die Stadt das ISEK - kurz für integriertes Innenstadtentwicklungskonzept für die Stadt Sinzig - geltend machen könne. Allerdings dränge die Zeit bei den Fördermitteln. Daher sei eine schnelle Entscheidung notwendig.
Knackpunkt Standort
Grundsätzlich waren sich die Delegierten im Sinziger Stadtrat einig, dass der PikoPark ein sinnvolles Projekt darstelle. An der Standortfrage schieden sich jedoch die Geister, auch innerhalb der einzelnen Fraktionen. Volker Thormann von der FDP gab zu Bedenken, dass die eher unschönen Wände der umliegenden Häuser den PikoPark optisch abwerten würden. Hier könne man aber mit einer Stahlkonstruktion, an der Kletterpflanzen wachsen, nachbessern, hieß es von Seiten der Verwaltung. Viel mehr als die Optik beschäftigte einige Ratsmitglieder das Thema Wohnen. „Der erste Anspruch sollte sein, die Baulücke zu schließen“, sagte Klaus Hahn (Grüne). Es sei wichtig, Wohnraum zu schaffen. Was in diesem Zusammenhang auch den Bürgermeister überraschte: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich bei diesem Thema grüner bin als Sie“. Doch auch bei den Grünen gab es unterschiedliche Meinungen: Ralf Urban begrüßte die Idee, Ursula Schwarz hätte sich lieber einen Wohn- und Begegnungsraum gewünscht.
Ortsbeirat ist eher für Wohnbebauung
Einen weiteren Aspekt brachte Pia Wasem (CDU) ein, die als stellvertretende Ortsvorsteherin in Vertretung von Gunter Windheuser (FWG) ihre Erfahrungen aus dem Ortsbeirat in die Diskussion einbrachte. Seitens des Ortsbeirates habe es weder einen Beschluss noch eine intensive Diskussion zum PikoPark gegeben. Dennoch gibt es ein Meinungsbild: Die Mehrheit der Ortsbeiratsmitglieder sei gegen einen PikoPark und eher für eine neue Wohnbebauung. Die SPD-Fraktion begrüße die Idee eines PikoParks, sagte Fraktionssprecher Hartmut Tann. Allerdings hätten sich die Sozialdemokraten als Ergänzung eine Toilettenanlage gewünscht.
Dann war da noch das Thema Frischluftschneise. Volker Holy (CDU) und Reiner Friedsam, Fraktionssprecher der FWG, zeigten sich skeptisch, dass ein 300 Quadratmeter großer Park wirklich für Abkühlung auf dem Kirchplatz sorgt. Friedsam würde eine Begrünung des Kirchplatzes bevorzugen und Holy sähe es lieber, wenn die vorhandenen Grünflächen in der Stadt aufgewertet würden.
„Im Allen“ soll miteinbezogen werden
Die Diskussion kulminierte schließlich in der Befürchtung von Ratsmitglied Norbert Schmickler (parteilos), dass der PikoPark bei Großveranstaltungen auf dem Kirchplatz als öffentliche Toilette missbraucht werden könnte. Bürgermeister Geron erinnerte in diesem Zusammenhang deutlich an die frühere Diskussion um neue Toilettenanlagen in Sinzig und die „krassen Fehlentscheidungen“ bei der damaligen Abstimmung.
Anschließend stimmten die Ratsmitglieder, wenn auch knapp, für den PikoPark. Deutlicher fiel das Votum bei einem weiteren Antrag aus: 22 Ratsmitglieder stimmten dafür, auch die Fläche Im Allen“ in die Planungen einzubeziehen.
ROB

Die alten Gebäude wurden nicht selten als Schandfleck bezeichnet. Foto:ROB