Gemeinderat Wachtberg gibt die Pläne nicht auf

Geplante Seniorenpflegeeinrichtung auf der Wiesenau bekommt noch einmal eine Chance

Wachtberg. Hat die geplante Seniorenpflegeeinrichtung auf dem Gelände des ehemaligen Hotels und Gasthofs „Wiesenau“ bei Pech noch eine Zukunft? Nachdem der Wachtberger Planungsausschuss in seiner jüngsten Sitzung noch den Daumen gesenkt hatte, gab der Gemeinderat jetzt dem Projekt doch noch eine Chance zur Verwirklichung. Ein Workshop der Kommunalpolitik mit dem Investor Wilfried Hack von der Firma „Projekta“ aus Prüm soll eine für alle Seiten akzeptable Lösung finden, bis dahin wird das Vorhaben auf Eis gelegt. Dennoch soll die Entwicklung der Fläche als Sondergebiet für Senioren-Wohnen und Pflegeeinrichtungen weiterverfolgt werden, nur eben nicht mit der bisherigen Planung.

Auf dem Gelände des ehemaligen Hotel-Restaurants „Wiesenau“ sollte laut letztem Planungsstand für 15,5 Millionen Euro eine ganzheitliche Seniorenpflegeeinrichtungen entstehen. Dabei sollten 80 stationäre Pflegeplätze, 16 Tagespflegeplätze und 22 Betreute Servicewohnungen mit einer Größe von jeweils 50 bis 80 Quadratmetern entstehen, das ganze in einem einzigen, 85 Meter langen und abgewinkelten Hauptgebäude mit vier Vollgeschossen. Die maximal mögliche Gebäudehöhe sollte 13 Meter betragen. Die Seniorenwohnanlage sollte die gesamte Infrastruktur einer stationären Einrichtung besitzen, alle Bewohnerzimmer als Einzelzimmer mit eigener Nasszelle ausgebildet werden. Zudem plante man mit einer eigenen Großküche samt Cafeteria, die den Hausgästen wie auch externen Besuchern zugänglich sein sollte. Insgesamt wären rund 40 neue Vollzeit- und nochmals etwa 30 bis 40 Teilzeitarbeitsplätze entstanden.

Projekt ist wichtig für die

Gemeinde Wachtberg

Doch der Planungsausschuss störte sich vor allem an der Massivität des Gebäudes und an der mangelnden Aufenthaltsqualität im Außenbereich. Daraufhin trafen sich die Fraktionsvorsitzenden mit dem Investor, um zu überlegen, wie es weitergeht. Nun soll gemeinsam in einem Workshop nach einer Lösung gesucht werden, denn das Projekt an sich sei durchaus wichtig für die Gemeinde Wachtberg, waren sich die Fraktionen einig. Schließlich bestehe ein immenser Mangel an Pflegeplätzen, denn langfristig geht man von einem zusätzlichen Bedarf von 219 vollstationären Pflegeplätzen in der Gemeinde Wachtberg bis zum Jahr 2040 aus.

Bürgermeister Jörg Schmidt (CDU) hatte auch schon eine Idee, wie die Kuh vom Eis gebracht werden könnte: Die Freifläche vor dem Hotel Richtung Bad Godesberg könnte in die Planung mit einbezogen werden. Sie gehört bereits dem Investor, war aber bislang für die vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen. Diese müssten dann an einer anderen Stelle realisiert werden. Mit der Hinzunahme der Parzelle 605 gebe es die Möglichkeit, den Baukörper großzügiger und lockerer zu gestalten, hofft man. Allerdings ist dafür das „O.k.“ der Bezirksregierung notwendig, an die daher eine landesplanerische Anfrage gestellt werden muss.

UWG: Heimgesetz sieht

Riegelbebauung vor

Gar nicht erst zur Abstimmung kam der Antrag der UWG, die Nutzung des Grundstücks „auf Senioren und nicht auf Pflege“ zu beschränken. „Die Überplanung der Fläche befürworten wir, aber wir würden ein Heim ausschließen wollen“, begründete Angelika Schmidt den Antrag. Das Heimgesetz sehe nämlich ausschließlich eine Riegelbebauung vor, bei betreutem Wohnen hingegen könne man nach ihrer Ansicht kleinteiliger planen. Was im Heimgesetz beschrieben sei, lasse nur einen Bau zu, der mit einem Krankenhaus verglichen werden müsse. Deshalb lehnte ihre Fraktion die Fortführung des Projektes insgesamt ab.

Oliver Henkel (Grüne) hielt entgegen, der Vorschlag der UWG lasse sich nicht verwirklichen. Dieser Investor baue nur Heime, das sei sein Geschäftsmodell. „Wenn wir ein Heim an dieser Stelle ausschließen, wissen wir auf Jahre nicht, was dort hinkommt.“ Ulrich Feyerabend (Unser Wachtberg) erinnerte ebenfalls daran, dass eine Bebauung mit Blockcharakter von der Mehrheit abgelehnt worden sei, wolle aber „die Kuh vom Eis“ haben und jetzt auf einen Konsens im Workshop. Dort könnten die Kommunalpolitiker ihre Wünsche vorbringen, und der Investor müsse dann entscheiden, wie weit er dies verwirklichen wolle.

Bessere Verkehrsanbindung

und mehr Klimaschutz

Roswitha Schönwitz (SPD) fand es erfreulich, dass nun doch ein Weg gefunden worden sei, die Wünsche der Kommunalpolitik in die Planungen einzubeziehen. Sie halte ein Heim an gleicher Stelle in Pech mit bezahlbaren Plätzen für die beste Variante, machte aber auch klar, dass die SPD sich Verbesserungen bei der Aufenthaltsqualität, der Verkehrsanbindung und beim Klimaschutz als unabdingbar ansieht. Zudem dürfe der bestehende Reitbetrieb nebenan mit seiner „etablierten Nutzung“ nicht „weggewischt“ werden. Christoph Fiévet (CDU) jedenfalls zeigte sich zuversichtlich, weil man nun ergebnisoffen in neue Beratungen mit neuem Spielraum gehe: „Wir sollten nicht den gleichen Fehler wie vielleicht vor zwei Jahren machen, und uns jetzt schon auf eine Pflegeform festlegen.“