Hitzerekord: Zufall?
Bad Neuenahr-Ahrweiler ist eine Kleinstadt, ein Kurort inmitten von Weinbergen und Wäldern. Und in diesem Sommer mit 36,5 Grad der heißeste Ort in Deutschland. Wie ist das möglich? Ein seltsamer Zufall, eine Wetterkapriole? Oder doch menschengemacht? Sicher, bei der Flut 2021 hat die Ahr viele Büsche und Bäume entwurzelt und mitgerissen. Und die Stadtverwaltung hat, vom Stadtrat abgesegnet, wie bereits vor der Flut geplant, noch zusätzliche Bäume gefällt. Ehemals beschattete Strassen sind jetzt erbarmungslos der Sommersonne ausgesetzt. Ein alter Baum ist schnell gefällt. Bis ein neu gepflanzter entsprechend gewachsen ist und Schatten und Sauerstoff spenden kann, dauert es Jahrzehnte. Doch ich beobachte in der Stadt noch eine andere Tendenz. Überall werden Vorgärten, in denen bisher Büsche, Blumen und Gras wuchsen, zugepflastert. Die Hausbesitzer wollen mehr Parkplätze, am besten direkt vor dem Haus. Da muss man auch nicht mehr giessen oder Rasen mähen. Und wenn es dann wirklich heisser werden sollte, weil das Pflaster die Sonnenwärme reflektiert, gönnt man sich eben eine Klimaanlage im Haus. Das bisschen Strom wird schon irgendwo herkommen. Der traurige Hitzerekord sollte uns aber allen zu denken geben. Auf zugepflasterten Parkplätzen kann auch Wasser nicht mehr versickern. Wie war das noch mal mit der Schwammstadt als Vorzeigeprojekt? Machen wir endlich ernst mit Klima- und Hochwasserschutz. Keine halbherzigen Beschwichtigungen mehr. Ich wünsche mir eine städtische Verordnung, die den Bürgern verbietet, ihre Vorgärten zuzupflastern, und sie unter Bussgeldandrohung zwingt, das Pflaster wieder zu entfernen und die Flächen zu begrünen. In anderen deutschen Städten gibt es derartige Verordnungen längst. Dann wird Bad Neuenahr-Ahrweiler wirklich wieder bunt und eine Kurstadt mit angenehmer Aufenthaltsqualität, auch im Hochsommer.
Astrid Gehrmann,
Bad Neuenahr-Ahrweiler