Projektentwickler hat große Pläne

Im Kloster sollen Wohnungen entstehen

Im Kloster sollen Wohnungen entstehen

So wie auf dieser Darstellung soll künftig das Kloster Calvarienberg entwickelt werden. Links in grüner Farbe ist das künftige Wohngebiet „Wohnen im Klostergarten“ mit Mehrfamilien- und Reihenhäusern für junge Familien zu sehen. Das höhere Gebäude am rechten Rand dieses Wohngebietes ist der „Grüne Vermittler“. Unterhalb des Klosters, ebenfalls in grün, sind die großzügigen Wohnungen „im Weinberg“ angesiedelt. Aus dem historischen Klostergebäude, hier in gelb dargestellt, sollen bis zu 70 Wohneinheiten entstehen. Die ehemalige Kirche, hier in rosa, wird künftig als Multifunktionsbereich für Veranstaltungen und Konzerte genutzt. Visualisierung: Roland Breunig

Ahrweiler. „Eine neue Ära bricht an auf dem Calvarienberg, doch die alte Ära wird nicht vergessen werden!“, das verspricht Bürgermeister Guido Orthen (CDU). Aus dem ehrwürdigen Kloster hoch über dem historischen Ahrweiler soll künftig ein veritables Wohngebiet mit fast 130 Wohneinheiten entstehen – vielleicht sogar ein Hotel mit 100 Betten. Die Basis dafür ist geschaffen, denn die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler hat gemeinsam mit den Schwestern des Ursulinenklosters einen Rahmenvertrag für das Areal des ehemaligen Klosters Calvarienberg geschlossen und damit einen wichtigen Schritt zur Erhaltung und Entwicklung des geschichtsträchtigen Geländes gemacht.

Vertragspartner ist die Breunig Holding GmbH aus Würzburg, ein erfahrener Projektentwickler für denkmalgeschützte Bauten, der nach eigenen Angaben dort mehr als 50 Millionen Euro investieren möchte und nicht nur das historische Kloster in Eigentumswohnungen umbauen will. Außerdem sollen noch Mehrfamilien- und Reihenhäuser für junge Familien ebenso wie exklusive Wohnungen im Weinberg neu gebaut und zudem einen siebengeschossigen „Grünen Vermittler“ für Mehrgenerationenwohnen und integrative Wohngruppen errichtet werden. Sogar eine kleine Gewerbezeile zur Nahversorgung sowie ein Restaurant sind geplant.

Mehr als nur ein Gebäude

Schließlich handele es sich bei dem Calvarienberg um mehr als nur ein Gebäude, erinnerte Orthen an die bewegte Geschichte des weithin sichtbaren Wahrzeichens der Stadt. „Das Kloster Calvarienberg hat eine lange Tradition und kennzeichnet die Stadt auf besondere Weise. Dieses besondere und gleichermaßen ambitionierte Projekt würdigt das Kloster noch einmal und stellt seinen besonderen Charakter heraus. Jetzt gilt es, die verbleibenden Hürden zu nehmen und partnerschaftlich nach Lösungen zu suchen“, so Orthen in einer Pressekonferenz im Rathaus.

Auf dem Gelände des ehemaligen Klosters, das 1630 von den Franziskanern errichtet und 2017 von den Ursulinenorden 2017 aufgegeben worden war, sowie weiteren Teilen der Liegenschaft sollen insgesamt fast 130 Wohneinheiten und Raum für die Ansiedlung von Gewerbe entstehen. Am liebsten würde man dort auch ein Hotel mit 100 Betten integrieren, doch dafür findet sich derzeit kein geeigneter Betreiber, bedauert Architekt Roland Breunig. Dennoch möchte man sich diese Option noch offenhalten bis Anfang 2022, denn damit entscheide sich auch die weitere Ausgestaltung und Entwicklung des Calvarienbergs.

Nachhaltiger Beitrag zur Entwicklung des Ahrtals

Auf jeden Fall gibt der Geschäftsführer der Breunig Holding GmbH zu: „Es war Liebe auf den ersten Blick. Wir sind von der Region, der exponierten Lage und dem hervorragenden Gebäudeensemble beeindruckt. Wir sind überzeugt, mit unserem architektonischen und inhaltlichen Konzept einen nachhaltigen Beitrag für die Entwicklung des Ahrtals beitragen zu können.“

Bis zu 5000 Quadratmeter Wohnfläche sind allein im Kloster geplant, wo nach umfangreichen Umbauarbeiten in der „hervorragenden Bausubstanz“ 70 Eigentums-Wohneinheiten zwischen 35 und 100 Quadratmetern entstehen sollen. Weil das Kloster einen großen historischen Wert für die Stadt habe und darüber hinaus denkmalgeschützt sei, hätten bereits erste Gespräche mit den Denkmalfachbehörden stattgefunden, die Fassade soll jedenfalls weitestgehend unverändert bleiben.

Alter Holzbackofen

wird reaktiviert

Der alte Holzbackofen soll reaktiviert werden und als Mittelpunkt einer 1200 Quadratmeter großen Gastronomie dienen. In den Wirtschaftsgebäuden unterhalb des Klosters, die teilweise abgerissen und teilweise saniert werden, ist eine 1480 Quadratmeter große Gewerbefläche für mehrere kleine Läden und Manufakturen vorgesehen. Die ehemalige Klosterkirche, die mittlerweile profaniert ist, soll als weltlicher Veranstaltungsraum und Ausstellungsgelände dienen, natürlich unter Berücksichtigung der bisherigen Nutzung als Gotteshaus.

Gänzlich neuer Wohnraum soll entstehen im ehemaligen Klostergarten, der derzeit noch von einer Gärtnerei genutzt wird. Dort sollen acht Mehrfamilienhäuser mit jeweils drei Wohneinheiten zwischen 65 und 95 Quadratmetern sowie zehn Reihenhäuser mit einer Wohnfläche von jeweils 185 Quadratmetern entstehen. Die Gebäude sollen sich an die umliegenden Wohnhäuser anpassen und an junge Familien verkauft werden.

Grüner Vermittler soll

den Übergang darstellen

Als weiteres bauliches Element ist der „Grüne Vermittler“ mit seinen vier Vollgeschossen und drei Staffelgeschossen zu sehen. Dieser soll einen Übergang zwischen der Bebauung des dominierenden Klosters auf der einen Seite und moderner Architektur auf der anderen Seite darstellen, ohne jedoch die Wirkung des weiterhin prägenden Klosterbaus zu verstellen. Er soll ein Zeichen für den neuen Abschnitt in der Geschichte des Klosters setzen. Hier können sich die Projektentwickler neue Wohnformen wie Mehrgenerationenwohnen oder integrative Wohngruppen vorstellen. Der „Grüne Vermittler“ soll sich der Umgebung anpassen und mit einer begrünten Fassade bestechen.

Schließlich sollen zehn Wohneinheiten zwischen 120 und 180 Quadratmeter unterhalb der Klosteranlage in der Hanglage als „Wohnen im Weinberg“ angelegt werden. Diese großzügigen Eigentumswohnungen in einer terrassenartigen Anordnung sollen den künftigen Bewohnern in einem gehobenen Wohnambiente einen hervorragenden Blick auf die gegenüberliegenden Weinhänge des Ahrtals ermöglichen.

Interessen der verschiedenen Nutzergruppen berücksichtigt

Viele Gedanken haben sich die Projektentwickler vorab schon über das künftige Mobilitätskonzept gemacht. So sollen unter den Wohnquartieren auf dem ehemaligen Klostergarten eine Art oberirdische Tiefgarage entstehen für mehr als 200 Fahrzeuge, ebenso soll das „Wohnen im Weinberg“ praktisch auf dem Dach einer Parkpalette errichtet werden. Weitere Parkplätze für die Schüler der benachbarten Schule sind ebenfalls eingeplant, alles in allem sollen knapp 400 Parkplätze für Bewohner und Besucher vorgehalten werden. Auch die Zufahrtswege sollen die Interessen der verschiedenen Nutzergruppe berücksichtigen und vor allem nicht die Landwirtschaft in den dahinterliegenden Gebieten beeinträchtigen. Elektrisch angetriebene Roller, Fahrräder und Automobile mit Auflagestationen als Sharing-Modelle sollen zudem eine bessere Anbindung schaffen und das Gebiet nachhaltig aufwerten.

Bürgermeister Guido Orthen (CDU) zeigte sich jedenfalls sehr erfreut, dass die Stadt gemeinsam mit der Ursulinenkongregation und der Breunig Holding eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung gefunden habe. „Das Kloster Calvarienberg hat eine lange Tradition und kennzeichnet die Stadt auf besondere Weise. Dieses besondere und gleichermaßen ambitionierte Projekt würdigt das Objekt des Klosters noch einmal und stellt seinen besonderen Charakter heraus. Jetzt gilt es, die verbleibenden Hürden zu nehmen und partnerschaftlich nach Lösungen zu suchen.“

Ursulinen fühlen sich

wohl mit dem Projekt

Auch Generaloberin Maria Monheim von den Ursulinen fühlt sich mit dem Projekt wohl: „Wir Schwestern führten mit Herrn Breunig mehrere Gespräche und fanden in ihm einen vertrauenswürdigen und kompetenten Partner. Da wir mit seinen Plänen sehr einverstanden sind, haben wir die Hoffnung, dass baldmöglichst wieder vielfältiges Leben auf dem Calvarienberg einzieht. Im Rahmen des Gesamtkonzeptes werden die Interessen aller Beteiligten aus unserer Sicht ausgewogen berücksichtigt. Dies gilt insbesondere auch für die Einbindung ‚unserer Schulen‘, die uns nach wie vor sehr am Herzen liegen.“

Christoph Kniel (CDU) findet: „Die Ursulinenkongregation war gut beraten, das Projekt mit einem neuen Investor und Entwickler anzugehen. In den vorgestellten Planentwürfen wurden viele der diskutierten Themen hinreichend berücksichtigt, andere werden erneut überplant und für ein paar Details müssen noch Lösungen gefunden werden. Für die CDU-Fraktion stellt die aufgezeigte Planung für dieses Gebiet durchaus eine städtebauliche Bereicherung dar.“

Anlage wird mit neuem

Leben erfüllt und aufgewertet

Wolfgang Schlagwein (Grüne) sieht das ähnlich: „Rund um den ‚Grünen Vermittler‘ wird das ‚Wohnen im Weinberg‘ und ‚Wohnen im Klostergarten‘ dem Calvarienberg einen neuen Anstrich geben.“ Werner Kasel (SPD) ergänzt: „Auch, wenn noch nicht alle Fragen um die Verkehrssituation im Gesamtquartier abschließend geklärt sind: Hier entsteht ein herausragendes, nachhaltig geprägtes Projekt für Wohnen und Gewerbe mit dem und um die historisch bedeutsame Anlage des Klosters Calvarienberg. Diese wird damit – einschließlich der Schulen – nicht nur zukunftsfest gesichert, sondern mit neuem Leben erfüllt und aufgewertet.“

Gregor Sebastian (FWG) zeigt sich ebenfalls zuversichtlich: „Wir sind froh, dass die Zukunft für das Kloster Calvarienberg jetzt gesichert ist. Bei der Größe des Projektes, kann man froh sein, einen Investor zu finden, der auch unsere städtischen Belange mit umsetzt.“ Rolf Deißler (FDP) schließlich fasst zusammen: „Das Entwicklungskonzept stellte einen großen städtebaulichen und allen Anforderungen der Zeit Rechnung tragenden Fortschritt dar. Die angestrebte Symbiose aus Wohnen in einem angenehmen Umfeld, Handel und Gastronomie sowie die Wahrung des markanten historischen und den die Hanglage prägenden, weithin sichtbaren Gebäudebestandes sind überzeugend. Die neuen Ergänzungsbauten fügen sich unaufdringlich in das Gesamtensemble am Calvarienberg ein. Die Gesamtplanung zeigt eindrucksvoll auf, dass Alt und Neu, Historie und Moderne in einem gesunden Einklang miteinander verwoben dargestellt werden können.“