Impfzentrum arbeitet seit sieben Wochen siebe Tage in der Woche

Impfkapazität nicht ausgeschöpft

Kreis Neuwied. Eine wichtige Wegmarke im Kampf gegen die Corona-Pandemie ist erreicht: Die rund 100 Mitarbeiter des Impfzentrums (IZ) in Oberhonnefeld und der daran angeschlossenen „Mobilen Teams“ haben mittlerweile 50.000 Impfungen verabreicht.

Zeit, die Erreichung dieses Zwischenziels zu feiern, hatten sie jedoch nicht. Denn am IZ wird nunmehr seit dem 15. März an sieben Tagen in der Woche jeweils von 8 bis mindestens 22 Uhr durchgearbeitet. Auch Feiertage bilden keine Ausnahme. „Was unsere Mitarbeiter leisten, um mitzuhelfen, die in dieser Form bislang einmalige Krise zu bewältigen, ist phänomenal“, lobt Landrat Achim Hallerbach. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass die Kollegen vor Ort in vielen Fällen leider keinen Handlungsspielraum haben und nur umsetzen können, was auf höherer Ebene geplant und organisiert wird. So teilt das Land die vom Bund für die Impfzentren vorgesehenen Impfdosen den Landkreisen je nach Einwohnerzahl zu. Dass das Oberhonnefelder Impfzentrum dabei im aktuellen Zustand – zwei Impfstraße laufen im Zwei-Schicht-Betrieb – nicht nur allen vom Land gelieferten Impfstoff verarbeitet, sondern durchaus noch Kapazitäten hätte, einige Dosen mehr zu verimpfen, spielt bei der Zuteilung keine Rolle. Eine Vergrößerung oder der Aufbau eines zweiten IZ von Seiten des Kreises wären folglich sinnlos. Auch die Termine werden rein über die Impfhotline des Landes vergeben. Vor Ort muss lediglich anhand der Unterlagen geprüft werden, ob die Menschen auch eine Berechtigung für die Impfung (Zugehörigkeit zur jeweiligen Prioritätsgruppe) haben. Das hat in der Vergangenheit durchaus dazu geführt, dass Menschen unter Vorgabe nicht korrekter oder unvollständiger Angaben bei der Hotline einen Termin erhalten hatten, dann aber wieder nach Hause geschickt werden mussten. „Keine schöne Situation für unsere Mitarbeiter, sondern eine große Belastung“, sagt Impfkoordinator Werner Böcking. Denn nicht nur teils ungehaltene Reaktionen waren die Folge, letztlich war damit auch jeweils ein Termin umsonst vergeben worden. Immerhin hat Böcking aber erfreut festgestellt, dass solche Fälle bei den weiter laufenden Kontrollen in letzter Zeit deutlich seltener festgestellt worden sind und zuletzt kaum mehr vorkamen. Mittlerweile hat das IZ auch zumindest einen begrenzten Zugriff auf die Reserveliste des Landes und kann jeweils am Abend noch Impfberechtigte abtelefonieren, ob sie spontan Zeit haben, nach Oberhonnefeld zu fahren und sich impfen zu lassen. So können die Lücken durch nicht genutzte Termine wieder ausgeglichen werden. Böcking und sein Kollege Matthias Blum machen in diesem Zusammenhang noch einmal deutlich, dass es völlig sinnlos ist, eigenständig ohne Termin zum IZ zu fahren. „Wir dürfen diese Menschen nicht impfen, so die Vorgaben der Impfverordnung und des Landes“, betonen sie.

Anders als zunächst gedacht und kommuniziert, ist der Zugriff auf die vom Land für den Kreis geführte Reserveliste jedoch begrenzt. Die Mitarbeiter im IZ können nicht einfach hineinschauen und menschlich verständliche Nachfragen, ob jemand auf dieser Liste steht, beantworten. Daher bitten das Impfzentrum und die Kreisverwaltung eindringlich, von solchen Anrufen abzusehen. Hinzu kommt, dass die Landesliste offensichtlich dynamisch ist. So ist gerade in den vergangenen Tagen zu beobachten gewesen, dass sich noch zahlreiche Menschen der Prioritätsgruppe I neu angemeldet haben und dort nun erscheinen. „Die Liste wächst. Wir können nur vermuten, dass das vor allem an der aktuellen Diskussion um Erleichterungen für Geimpfte liegt“, überlegt Böcking.

Unter dem Strich macht Landrat Achim Hallerbach deutlich, dass die Mitarbeiter den Betrieb des Impfzentrums bei aller Belastung und trotz wechselnder Vorgaben– Stichwort AstraZeneca-Zulassung – hervorragend organisiert haben. „Ich kann nur wiederholen: Die Leute leisten tolle Arbeit. Es wird hier kein Impfstoff verschwendet, weggekippt oder sogar entsorgt“, betont er. Hallerbach macht in diesem Zusammenhang deutlich, dass der Kreis Neuwied auch weiterhin an seiner Transparenz festhalten und vorliegende Zahlen immer zeitnah veröffentlichen will. Vergleiche oder Gegenrechnungen mit der Gesamtstatistik führen jedoch in die Irre, da nicht alle Zahlen für die jeweiligen Kreise erfasst sind. Das gilt beispielsweise für die Impfungen von Krankenhauspersonal, der Polizei und in Haftanstalten. Auch Auspendler, die zum Beispiel als Pflegekräfte, Krankenhauspersonal, Lehrer oder Polizist in NRW arbeiten und dort geimpft worden sind, tauchen in den Statistiken für den Kreis Neuwied nicht auf. Trotzdem sind diese Menschen faktisch geimpft und damit vor einer schweren Erkrankung geschützt.