Bundesministerin Julia Klöckner übergab 180.000 Euro

Kreis Neuwied steuertdrohendem Ärztemangel entgegen

Kreis Neuwied steuert
drohendem Ärztemangel entgegen

Achim Hallerbach nimmt den Förderbescheid entgegen,um dem Ärztemangel auf dem Land zu begegnen. Foto: FF

Kreis Neuwied. „50 Prozent unserer Ärzte gehen in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand“, verkündete Landrat Achim Hallerbach im Raiffeisen-Saal im Neuwieder Kreishaus. Dem tatenlos zusehen möchte die Kreisverwaltung nicht. Deshalb hatte sich der Kreis vor rund drei Jahren am Projekt des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft „Smarte.Land.Regionen“ beworben. Mit Erfolg: Bundesministerin Julia Klöckner war nach Neuwied gekommen, um einen Förderbescheid in Höhe von 180.921,46 Euro zu überreichen. Damit ist Neuwied einer von 14 Landkreisen, die mit einer Summe dieser Größenordnung unterstützt werden. Bei Smarte.Land.Regionen geht es darum, gleichwertige Lebensbedingungen im ländlichen Raum zu schaffen. Während sich andere Kreise den Themen Ehrenamt oder ÖPNV verschrieben haben, geht es in Neuwied um die ärztliche Versorgung. „Die Hälfte der 61 Gemeinden im Kreis haben schon heute keinen Hausarzt. Die zukünftige Frage lautet, ob jemand überhaupt einen Arzt hat, nicht seinen Arzt“, unterstrich Julia Klöckner die Richtigkeit des Themas. Neuwied sei mit der Problematik nämlich nicht allein. „Mit der Vergabe der Fördermittel wird Neuwied zur Blaupause für Deutschland, um mithilfe von Digitalisierung dem Ärztemangel auf dem Land zu begegnen“, verlautbarte die Ministerin. Gleichzeitig lobte sie den Landrat für dessen Beharrlichkeit und Ausdauer. Die Bewerbung um Fördermittel sei nämlich alles andere als pragmatisch und bedürfe eines langen Atems. In der ersten Wettbewerbsstufe hatten sich lediglich 22 der insgesamt 68 bewerbenden Landkreise für das Modellvorhaben qualifiziert. Achim Hallerbach wiederum verwies auf die Teamleistung seines Hauses im Zusammenspiel mit verschiedenen Institutionen. Gegen den Ärztemangel zieht der Kreis gemeinsam mit dem Gesundheitsamt, den Landfrauen und den Krankenhäusern sowie der Gesundheitsregion Köln/Bonn, weiteren Akteuren und natürlich den niedergelassenen Ärzten ins Feld. Gerade die Corona Zeit habe den Kreis und die Ärzte zusammen geschweißt, wie Achim Hallerbach berichtete. Bei aller Sorge um die Zukunft hob der Landrat hervor, dass es um die medizinische Grundversorgung noch recht gut bestellt sei. Immerhin verfüge man über zwei Krankenhäuser in der Stadt und darüber hinaus über drei im Landkreis. Achim Hallerbach verwies darauf, dass es um die gesundheitliche Grundversorgung von Jung und Alt gehe. Besonders im nördlichen Bereich erfreue sich der Kreis Neuwied nämlich über den Zuzug junger Familien aus Nordrhein-Westfalen. Im Kreis Neuwied seien Immobilien selbst auf dem Land kaum zu bekommen. Was genau der Kreis Neuwied mit den 180.000 Euro anfängt erklärte Kerstin Schwanbeck-Stephan. Mit dem Geld werden zu Beginn des nächsten Jahres zwei zusätzliche halbe Stellen, eine mit medizinischen und eine mit sozialwissenschaftlichen Schwerpunkt geschaffen, die in drei Jahren Lösungsvorschläge erarbeiten sollen. Zunächst werden die Bedarfe in der Bevölkerung mittels moderner Beteiligungsformate ermittelt. Auf der Online-Plattform („meinegesundheit-neuwied.de“) sollen sich die Bürgerinnen und Bürger online informieren und zwischen den regionalen gesundheitsbezogenen Versorgungsangeboten selbstbestimmt entscheiden können. Später sollen junge Ärzte und Ärztinnen motiviert werden, sich im Kreis Neuwied niederzulassen. Dass die Bundesministerin in ihren letzten Amtstagen ausgerechnet die Heimat ihres Lebensgefährten beglückte, hatte nichts mit dieser persönlichen Verbindung zu tun. Dass es der Ministerin, die häufig zwischen ihrer Heimat und Neuwied hin und her pendelt, durchaus eine besondere Freude war, behielt sie nicht für sich. „Heute Abend habe ich es nicht weit nach Hause“, beschloss sie den förmlichen Teil des Abends, bevor sie es sich nicht nehmen ließ, mit den beteiligten Akteuren auf das freudige Ereignis anzustoßen.