Das Projekt EnAhrgie steht dank Beteiligung der Kommunen im Kreis auf breiten Füßen

Kreis und Umweltausschuss beschäftigte sich mit Energiewende

Ahrweiler. Im Jahr 2011 hatte der Kreistag Ahrweiler beschlossen, einen eigenen Beitrag zur bundesdeutschen Energiewende zu leisten. Demnach soll die im Wahlkreis benötigte Energie langfristig vollständig aus regenerativen Quellen gewonnen werden. Bis 2030 soll der Strombedarf bilanziell zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt werden, so lautet das Ziel, für das der Kreis und seine Kommunen sowie die Kreissparkasse Ahrweiler bereits eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt haben. „Das Projekt EnAhrgie steht damit im Kreis auf breiten Füßen“, so Landrat Dr. Jürgen Pföhler (CDU) bei der jüngsten Sitzung des Kreis- und Umweltausschusses. Dort wurde der aktuelle Statusbericht zur „Energiewende im Kreis Ahrweiler“ vorgestellt. Demnach weist der Ausbau von Solar- und Windenergie im Kreis Ahrweiler weitere Zuwachsraten auf. Die Zahl der nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) betriebenen Photovoltaikanlagen etwa stieg im Jahr 2017 auf 2716 und damit um 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Zubau in den vergangenen sechs Jahren betrug somit rund 80 Prozent. Mithilfe der Solarenergie wurden 2017 rund 29,1 Millionen Kilowattstunden Energie gewonnen. Die Verstromung von Biomasse brachte 13,2 Millionen Kilowattstunden, die Windenergie erzeugte 28,9 Millionen Kilowattstunden. Untergeordnete Rollen spielen Deponiegas mit 0,24 und Wasserkraft mit 0,18 Millionen Kilowattstunden jeweils 2017.

Heiz- und Stromkennwert

konnte halbiert werden

Bei den kreiseigenen Gebäuden habe durch energetische Maßnahmen innerhalb der vergangenen zehn Jahre der Heiz- und Stromkennwert halbiert werden können, heißt es im Statusbericht weiter. Der Stromverbrauch lag 2017 im Vergleich zum Vorjahr bei einem nahezu konstanten Wert mit einem geringen Plus von 0,4 Prozent. Ein erheblicher Teil der Einsparungen sei auf das Eliminieren versteckter Verbräuche zurückzuführen, insbesondere die Sanierung von Heizungsanlagen und Umwälzpumpen. So sei etwa bei der Janusz-Korczak-Schule in Sinzig der Stromverbrauch als Folge der Heizungssanierung um 20 Prozent gesunken. Der Kreis habe bei seinen Gebäuden ohnehin eine ausgeglichene CO2-Bilanz, da diese durch klimaneutralen Ökostrom aus Wasserkraft versorgt würden.

Zusätzlich werden in diesem Jahr neben den Maßnahmen des Kreises erstmals auch die Projekte und Maßnahmen der Kommunen in den Bericht mit einbezogen. Diese hatten unterschiedliche Aktivitäten im Bereich Energieeffizienz oder Mobilität durchgeführt - etwa durch eigens entwickelte Klimaschutzkonzepte, Gebäudesanierungen, die Umrüstung auf LED-Leuchtmittel sowie die Anschaffung von E-Bikes und -Fahrzeugen.

Auf dem vorgezeichneten

Weg weitergehen

Ulrich van Bebber (FDP) konnte das alles nicht überzeugen: „Es gibt ein Riesenpaket von einzelnen Maßnahmen, aber wir kommen dem Ziel nicht wirklich näher“, kritisierte er. Das zeige, dass das Ziel unrealistisch sei und man sich langsam daran gewöhnen solle, es nicht erreichen zu können. Zumal laut einer Berechnung der EnAhrgie-Agentur 55 weitere Windkrafträder notwendig seien, um das Ziel zu erreichen. „Davor kann man nur warnen, denn das wäre das Ende des Tourismus und der wirtschaftlichen Prosperität des Kreises“, befürchtete der Liberale.

Das wollte Pföhler nicht gelten lassen. „Wir haben unseren Weg klar vorgezeichnet, darauf gehen wir weiter - das Ergebnis im Jahr 2030 bleibt abzuwarten.“ Zwar sei es richtig, dass die Erfolge überschaubar sein, doch es gebe keine Alternative. „Es ist ja auch nicht so, dass es nicht vorangeht“ ergänzte Wolfgang Schlagwein (Grüne). Dadurch, dass jetzt die Kommunen mit ins Boot kämen, könne der Kreis seine koordinierende Funktion besser ausnutzen. Abgesehen davon gebe es auch noch andere Möglichkeiten, dass 100-Prozent-Ziel zu erreichen, etwa durch eine deutliche Verringerung des Energieverbrauchs, aber auch über den Ausbau der Photovoltaik als Alternative zur Windkraft. „Vor allem im Bereich der Solarenergie müssen wir die Potenziale noch stärker nutzen“, forderte er.

Verabschiedung

wäre das absolut falsche Signal

Karl-Heinz Sundheimer (CDU) fand auch, das große Ziel der Energiewende müsse unbedingt umgesetzt werden, auch im Kreis und in den Kommunen. „Es wäre das absolut falsche Signal, sich jetzt von dem Ziel zu verabschieden.“ Im Gegenteil müsse man weiter versuchen, sich dem Ziel Schritt für Schritt zu nähern. Auch Christoph Schmitt (SPD) fand es „richtig und wichtig, an dem Ziel festzuhalten – wenn die Zahlen auch ein Stück weit ernüchternd sein.“ Er plädierte dafür, besser die Anstrengungen zu intensivieren und Potenziale konkret aufzuzeigen. Er bezweifelte auch van Bebber Ansicht, die Attraktivität des Kreises als Tourismus-Destination könne durch die derzeit kreisweit vorhandenen zehn Windräder beeinträchtigt werden. „Auch kleine Erfolge zeigen ihre Wirkung und dienen als Anregung und Vorbild für die Bürger“, war Jochen Seifert (FWG) überzeugt. Zudem könne man bei der Ausweisung neuer Baugebiete stärker für Nahwärmeverbünde werben. Heinz-Peter Hammer (CDU) brachte auch Wasserturbinen im Rhein ins Gespräch zur Energieerzeugung durch Wasserkraft.