Jobcenter Landkreis Neuwied zieht Bilanz nach einem Jahr Corona - Pandemie

Mahlert: „Steigende Langzeitarbeitslosigkeit bereitet Sorgen“

Kreis Neuwied. Wer im vergangenen Jahr erst einmal arbeitslos geworden ist, hat es schwer, wieder Fuß auf dem Arbeitsmarkt zu fassen. Nach zwölf Monaten Arbeitslosigkeit gilt eine Person als langzeitarbeitslos. Spätestens dann endet das Arbeitslosengeld I und die betroffenen Menschen werden vom Jobcenter betreut, erhalten Grundsicherung nach dem Sozialgesetzbuch II.

Von März 2020 bis März 2021 ist die Zahl der Personen im Kreis Neuwied, die Leistungen nach dem SGB II erhalten, um 580 Personen auf 3.275 Personen gewachsen. Davon sind 1.681 Personen (51,3 Prozent) langzeitarbeitslos. Seit März 2020 ist diese Zahl um 544 Personen gewachsen – ein massiver Anstieg um 47,8 Prozent. „Die nachhaltigen Erfolge der letzten Jahre wurden mit der Pandemie quasi zunichte gemacht“, resümiert Frank Potthast, stellvertretender Leiter des Jobcenter Landkreis Neuwied. „Wir konnten seit 2016 jedes Jahr dank guter Arbeitsmarktlage, intensiver Integrationsarbeit und auch Maßnahmen wie dem Teilhabechancengesetz weniger Langzeitarbeitslose verzeichnen.“ Die Zahl konnte von 1.688 im März 2016 auf 1.137 im März 2.020 reduziert werden – heute, ein Jahr später, sind es wieder so viele Betroffene wie vor fünf Jahren.

„Hinzu kommt, dass die wirtschaftliche Situation eine völlig andere ist als noch vor fünf Jahren, als es eine Vielzahl von Jobs auch für geringqualifizierte Menschen gab“, sagt Michael Mahlert, Vorsitzender der Trägerversammlung. „Derzeit ist noch völlig unklar, wie die regionale Wirtschaft nach Corona aussehen wird, wie viele Unternehmen die Zeit gut überstehen und ob anschließend auch die Arbeitsmarktlage wieder in ihre alte Form zurückfindet. Und auch, wann die akute Phase der Pandemie hinter uns liegt. Das macht uns derzeit große Sorgen, denn es fehlen den Mitarbeitern im Jobcenter derzeit nicht nur die persönliche Nähe zu den Kund*Innen, sondern aktuell auch die entsprechenden Möglichkeiten, sie zu integrieren.“

Maßnahmen zur Qualifizierung finden derzeit nur in hybrider Form statt – für viele Kunden eine große Herausforderung, daran mit Erfolg teilzunehmen. „Bei arbeitsmarktfernen Kund*Innen kommen oft verschiedene Hemmnisse wie Suchtprobleme, Schulden oder Depressionen hinzu. Diese werden durch die Pandemie oft noch verstärkt. Seit einem Jahr ist auch die Kinderbetreuung rund um die Uhr ein Faktor, der für Menschen, die sich in einer Maßnahme befinden, vieles erschwert“, ergänzt Frank Potthast.

Dennoch sind die Mitarbeiter*Innen des Jobcenter Landkreis Neuwied bereits jetzt in den Vorbereitungen auf die „Zeit danach“ – wenn es heißt, die Menschen, die derzeit keine Aussicht auf eine Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt haben, fit zu machen für eine langfristige Erwerbstätigkeit. „Wir arbeiten an Konzepten, stehen im Austausch mit den Bildungsträgern und sichten den Arbeitsmarkt“, sagt Michael Mahlert. „Die Kund*Innen mit derzeit schlechten Aussichten dürfen nun nicht die Hoffnung und Motivation verlieren – es wird definitiv daran gearbeitet, die Menschen, die in der Langzeitarbeitslosigkeit gelandet sind, wieder in Beschäftigung zu bringen.“

Pressemitteilung

Jobcenter Landkreis Neuwied