Sinziger Verkehrssituation im BLICK

Unternehmer im Gewerbegebiet fordern bessere Kommunikation

Unternehmer im Gewerbegebiet fordern bessere Kommunikation

Wünschen sich mehr Transparenz bei zukünftigen Bauprojekten (v.l.n.r.): Rainer Nonn, Thorsten Kleber, Frank Heckenbach und Norbert Schmickler.

Unternehmer im Gewerbegebiet fordern bessere Kommunikation

Hermann Krupp ist als Unternehmer im Gewerbegebiet selber von den Verkehrsbeeinträchtigungen betroffen und hinterfragt die Sorgen der Sinziger Unternehmer.

Unternehmer im Gewerbegebiet fordern bessere Kommunikation

Von der B9 ist es derzeit aus Richtung Norden nicht möglich das Gewerbegebiet direkt anzusteuern – und das soll auch noch einige Monate so bleiben.

Sinzig. Seit einem guten Monat hat sich in Sachen Verkehr in der Barbarossastadt einiges getan. Denn der Bau des Kreisverkehrs an der Alten Linde und die daraus resultierenden Umleitungen und die gesperrte Abfahrt von der B9 sorgen bei den Verkehrsteilnehmern für Unmut und Hilflosigkeit. Erst in fünf Monaten soll das Bauprojekt fertig gestellt werden. Dies bedeutet nicht nur Umwege für Kunden, sondern auch für Zulieferer bei den ansässigen Unternehmen – besonders im Gewerbegebiet. Denn Sinzigs Wirtschaftszone ist durch die nun fehlende Durchfahrt über die Lindenstraße deutlich schwerer zu erreichen. Das Resultat: Weniger Kunden und irritierte LKW-Fahrer im Anlieferverkehr. Hermann Krupp, BLICK aktuell-Chefredakteur und Geschäftsführer des Krupp Medienzentrums, wollte nach einem Monat „Kreisel-Bau“ einen Zwischenstand über die Erfahrungen der betroffenen Unternehmer erfahren. Aus diesem Grund hatte sich Krupp mit Norbert Schmickler (M&J Schmickler), Thorsten Kleber (OBI), Frank Heckenbach (Hagebaumarkt / Baustoffe Moeren) und Rainer Nonn (Kunststoff Nonn) vier Unternehmer zum Redaktionsgespräch eingeladen, die von den Baumaßnahmen und gesperrten Straßen unmittelbar betroffen sind.

Hermann Krupp fragt zunächst nach dem Sinn der Baumaßnahme und diesbezüglich sind sich die

vier Geschäftsmänner einig: Der Bau des Kreisverkehrs war absolut notwendig. Die bisherige Verkehrssituation galt als Gefahrenstelle und somit würden auch die Baumaßnahmen begrüßt. „Es war natürlich klar, dass es zu Behinderungen kommen wird“, erläutert Norbert Schmickler, der mit seinem Kies- und Betonwerk im Sandkauler Weg ansässig ist. Jetzt wünsche man sich jedoch, dass die Baumaßnahme zügig voran und natürlich abgeschlossen würde.

Dass der Kreisel-Neubau kommt war somit für alle Beteiligten eine klare Sache. Doch bemängeln die Unternehmer, dass man von dem „wie“ nicht viel mitbekommen habe. Hermann Krupp fragt: „Sind die betroffenen Unternehmen über Art und Dauer der Beeinträchtigungen informiert worden?“ - „Nein“, lautet die Antwort geschlossen. „Wir haben keinerlei Informationen erhalten“, sagt Rainer Nonn und Frank Heckenbach bezeichnet den Hergang schlicht als „Drama“. Während Norbert Schmickler alle relevanten Informationen „nur aus der Zeitung erhalten“ habe, wollte sich OBI-Chef Thorsten Kleber eigenständig um Transparenz bemühen und sich bei der Stadt informieren. Gebracht habe das aber nichts und auch Schmickler warte „bis heute auf den Rückruf der Straßenmeisterei“. Dass es nicht richtig sei, die Stadt auf jedwede Art zu verurteilen, wissen auch die Unternehmer aus dem Gewerbegebiet. Denn schließlich sei bekannt, das der Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Cochem primär verantwortlich für die Baumaßnahme sei. Das ändere jedoch nichts daran, dass die grundsätzliche Kommunikation deutlich ausbaufähig wäre.

„Chaos-Beschilderung“ sorgt für Unmut

„Wie schaffen es die LKWs zu ihren Firmen?“, war Hermann Krupps nächste Frage. Bei M&J Schmickler habe man sich mit einer eigenen Ausfahrt Richtung B9 die Lösung selbst geschaffen. Trotzdem sei Schmickler froh, dass die Bauarbeiten in die Wintermonate fallen, in denen das Baugewerbe sowieso weniger zu tun habe. Den „Luxus“ einer eigenen Ausfahrt haben die anderen Firmen jedoch nicht. Besonders für Thorsten Kleber ist der Bau des Kreisverkehrs gerade im Weihnachtsgeschäft schmerzlich. Denn durch den verstärkten Anlieferverkehr herrsche in dieser Zeit auch bei OBI ein nicht besonders erfreulicher Verkehrszustand. Außerdem stellt sich Kleber die essentielle Frage: „Wie lange dauert der Bau denn nun wirklich?“ und spielt damit wieder auf die mangelnde Kommunikation an.

Natürlich müssen vor allem ortsfremde Fahrer im Anlieferverkehr starke Nerven beweisen; gerade wegen der gesperrten Ausfahrt von der B9. Stattdessen fahren die LKW entweder an der Ausfahrt Sinzig-Nord ab und drehen somit eine „Ehrenrunde“ durch die Stadt und durch die überlastete Barbarossastraße. Und das sorgt im Weiteren auch für schlechte Stimmung unter den Sinziger Verkehrsteilnehmern. So seien laut Rainer Nonn auch Anrufe von Fahrern normal geworden, die den Weg in die Koblenzer Straße nicht finden, da auch angesichts der unübersichtlichen Verkehrssituation das Navigationsgerät aussetze.

„Die Umleitungen sind nun da, doch wie nützlich sind die in der Praxis“, fragt Hermann Krupp. Und dies ist für die Sinziger Unternehmer gleich ein weiterer Dorn im Auge. Die Beschilderung sorge für noch mehr Verwirrung als ohnehin schon da wäre. „Chaos-Beschilderung“ nennt es Norbert Schmickler und auch seine Kollegen haben wenig Verständnis für die jetzige Situation.

Die Sinziger Unternehmer wünschen sich, dass der Schwerlastverkehr aus Richtung Norden bis zur Abfahrt an der Glasfabrik geleitet wird und somit die Sinziger Innenstadt entlastet wird. Und auch für die Kunden müsse die Beschilderung ins Gewerbegebiet dringend optimiert werden. Ortsfremde Autofahrer kommen mit der jetzigen Beschilderung nicht klar.

Rainer Nonn nennt die derzeitige Beschilderung „völlig verwirrend für LKW-Fahrer“ und „sehr unglücklich“. Dem pflichtet auch Frank Heckenbach bei. Er könne jedoch durch die Lage der Firma Hagebau/Baustoffe Moeren in der Lindenstraße noch von Glück sprechen. „Bei uns ist es nicht so schlimm wie erwartet“, weiß Heckenbach. Thorsten Kleber ist in einer weniger erfreulichen Lage. „Nicht nur die LKW, sondern auch die Kunden sind durch die Beschilderung überfordert“, so Kleber. Dass so auch Kunden schlicht fernbleiben kann er mit Zahlen untermauern. „Wir sprechen hier von einem Umsatzrückgang von 10 bis 15 Prozent“, fügt Kleber hinzu. Einen Rückgang kann Norbert Schmickler bisher nicht verzeichnen – aber er rechne im Frühjahr damit. Während im gewerblichen Bereich keine Umsatzrückgänge zu verbuchen seien, würde der Selbstabholerbereich über kurz oder lang einbrechen.

Witterung ist essentiell für die Baumaßnahme

Die Bauarbeiten sind nun im vollen Gang und nun stellt sich die Frage, wie lange die Maßnahme letztendlich wirklich dauern wird. „Haben Sie Ideen, wie die Bauzeit verkürzt werden könnte?“, fragt der BLICK aktuell-Chef in die Runde. Vieles käme jetzt auf die Witterung an, wie Frank, Heckenbach zu bedenken gibt. „Kommt ein kalter Winter, wird auch die Bauzeit verlängert“, weiß er. Thorsten Kleber hingegen nimmt die Bauarbeiten auf der B9 als Maßstab. Denn wenn der Kreisel-Bau genauso schleppend vorankommt, dann sei eine Hoffnung auf eine verkürzte Bauzeit nicht reell.

Rainer Nonn weist in diesem Zusammenhang auch auf den bisherigen Ablauf der Bauarbeiten hin, die ihn und seine Firma vor einige Herausforderungen stellte. So blieben Kunststoff Nonn vor einigen Wochen die Telefone für 24 Stunden stumm, da ein Bagger die Telefonleitungen beschädigt hatte. Dies geschah sogar ein zweites Mal; da war der Ausfall aber nur auf zwei Stunden beschränkt. „Das ist natürlich ein großes Ärgernis“, fasst Nonn zusammen.

Norbert Schmickler nimmt die Bauarbeiter aus eigener Erfahrung in Schutz. „Diese Vorfälle sind der Sache geschuldet“, so Schmickler. Denn teilweise wären die Pläne fehlerhaft und Kabel lägen nicht an dem Ort, an dem sie verzeichnet sind. Da könnten dann auch die Arbeiter nichts für.

Mehr Kommunikation und sinnvolle Beschilderung

Nach diesen Ärgernissen möchte Hermann Krupp wissen, wie man die Situation bei zukünftigen Bauprojekten verbessern könnte. Denn die nächsten Baumaßnahmen in der Lindenstraße und auch in der Barbarossastraße stehen ja in den kommenden Jahren an. Die Unternehmer sind sich einig: Bessere Umleitungen müssen her und diese müssen auch sinnvoll ausgeschildert sein. Auch sei eine bessere Kommunikation mit den betroffenen Unternehmern grundlegend wichtig. Denn auch über weitere Umbau- oder Erneuerungsmaßnahmen können die Gewerbetreibenden höchstens spekulieren. So wünsche man sich zum jetzigen Zeitpunkt mehr Informationen, ob sich die Umleitungen im Bauverlauf erneut ändern können. Die Unternehmer im Gewerbegebiet würden sich zum Beispiel eine Antwort auf die Frage wünschen, ob im Verlauf des Bauprojekts der halbfertige Kreisverkehr zumindest einseitig befahrbar wird. Denn das würde schon für eine gewaltige Entspannung im Gewerbegebiet Sinzigs führen.

Text/Foto: Daniel Robbel