SGD Nord im Blick

Vielfältige Maßnahmen gegen den Gestank im Distelfeld

Die Geruchsbelästigung im Neuwieder Distelfeld zehrt den Anwohnern an den Nerven. Als Verursacher des Gestanks steht das privatwirtschaftliche Entsorgungsunternehmen Suez als Hauptverantwortlicher in der Kritik. Für die Regulierung der geruchsintensiven Emissionen sehen die Neuwieder die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, kurz SGD, in der Verantwortung. Dies ist auch korrekt. Und dennoch fühlen sich die Bürger im Stich gelassen und werfen der Behörde Untätigkeit vor. „Das ist so nicht richtig“, weist Dr. Ulrich Kleemann, Präsident der SGD Nord, die Vorwürfe zurück. Gemeinsam mit Anja Hillmann-Stadtfeld, zuständig für das Zentralreferat Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Bodenschutz und Sandra Hansen-Spurzem, Referatsleiterin für Öffentlichkeitsarbeit gab Kleemann im Gespräch mit BLICK aktuell-Chefredakteur und Geschäftsführer Hermann Krupp in Sinzig einen Überblick über die Maßnahmen und Versuche, dem Geruch Herr zu werden.

Vielfältige Maßnahmen gegen den Gestank im Distelfeld

(v.l.n.r.): Dr. Ulrich Kleemann, Anja Hillmann-Stadtfeld und Sandra Hansen-Spurzem im Gespräch mit BLICK aktuell-Chefredakteur Hermann Krupp. ROB

Vielfältige Maßnahmen gegen den Gestank im Distelfeld

(v.l.n.r.): Dr. Ulrich Kleemann, Anja Hillmann-Stadtfeld und Sandra Hansen-Spurzem erläutern die Maßnahmen im Kampf gegen die Geruchsbelästigungen.

Vielfältige Maßnahmen gegen den Gestank im Distelfeld

BLICK aktuell-Chefredakteur Hermann Krupp wollte wissen, wie das Geruchsproblem zu finden sei.

Vielfältige Maßnahmen gegen den Gestank im Distelfeld

Die Visualisierungen der SGD Nord zum Zusammenhang von Windrichtung und geruchsgeplagter Anwohner zeigen unterschiedliche Ergebnisse. Kommt der Wind aus nordöstlicher Richtung erscheint Suez als Verursacher des Gestanks. Bei Nordwind lässt sich jedoch kein einheitliches Muster erkennen.

Vielfältige Maßnahmen gegen den Gestank im Distelfeld

Die Visualisierungen der SGD Nord zum Zusammenhang von Windrichtung und geruchsgeplagter Anwohner zeigen unterschiedliche Ergebnisse. Kommt der Wind aus nordöstlicher Richtung erscheint Suez als Verursacher des Gestanks. Bei Nordwind lässt sich jedoch kein einheitliches Muster erkennen.

Vielfältige Maßnahmen gegen den Gestank im Distelfeld

Die Visualisierungen der SGD Nord zum Zusammenhang von Windrichtung und geruchsgeplagter Anwohner zeigen unterschiedliche Ergebnisse. Kommt der Wind aus nordöstlicher Richtung erscheint Suez als Verursacher des Gestanks. Bei Nordwind lässt sich jedoch kein einheitliches Muster erkennen.

Zunächst wollte Hermann Krupp wissen, welche Aufgaben die SGD Nord in dem vorliegenden Fall übernimmt. Kleemann erläutert, dass es in dem Industriegebiet am Distelfeld grundsätzlich um die Einhaltung oder Nichteinhaltung von Gewerbeemissionsrichtlinien gehe. Emittierende Betriebe haben das Recht an 15 Prozent der Jahresbetriebsstunden Emissionen freizusetzen. Ob diese Quote eingehalten werde, sei von der SGD Nord zu prüfen. „Da sind wir gerade dabei“, so Kleemann und widerlegt gleich den Untätigkeitsvorwurf. So werden derzeit mit geschulten Probanden Geruchstests durchgeführt. Dies geschieht an verschiedenen Orten Neuwieds zu jeweils unterschiedlichen Zeiten, wie Anja Hillmann-Stadtfeld ergänzt. Auch die Windrichtung wird als entscheidender Faktor bei den Proben berücksichtigt. Die SGD sei also bereits mitten in der Ursachenermittlung; ein möglichst aussagekräftiges Ergebnis könne man jedoch erst in einigen Monaten präsentieren.

Gestank: Mehrere Verursacher denkbar

Denn die Firma Suez als alleinigen Verursacher des Übels in Erwägung zu ziehen sei nur eine mögliche Betrachtungsweise, wie Kleemann sagt. Denn im Industriegebiet gäbe es weitere Betriebe, die Gerüche emittieren, wie zum Beispiel die Firma Remondis oder der Wertstoffhof des Landkreises. „Es ist auch denkbar, dass sich die Gerüche verschiedener Erzeuger kumulieren“, fügt Kleemann hinzu. Aber anstatt sich auf Spekulationen einzulassen, stütze man sich lieber auf handfeste Tatsachen. Ein unweigerlicher Fakt sei beispielsweise, dass die Geruchsbelästigungen und daraus resultierenden Beschwerden durch Anwohner in den letzten zwei Jahren verstärkt auftreten. Das wäre insofern auffällig, da das heutige Suez-Werk seit 25 Jahren am selben Ort bestehe. Auch das spräche dafür, dass die weiteren emittierenden Betriebe, die in den vergangenen Jahren am Standort neu hinzugekommen sind, mitverantwortlich für den Gestank im Distelfeld sein könnten.

Hermann Krupp hakte bei dem Vorwurf der Untätigkeit noch einmal nach: „Welche weiteren Schritte hat die SGD Nord unternommen, um die Problematik in den Griff zu bekommen?“ Auch Ulrich Kleemann möchte zunächst unterstreichen, dass man alles andere als tatenlos in Bezug auf das Geruchs-Problem wäre. Vielmehr hätte man sich seitens seiner Behörde gewünscht, das Gespräch mit der SGD Nord zu suchen. Dies sei jedoch nicht geschehen. Außerdem habe man gleich nach den massiven Beschwerden gehandelt. So habe man ein Raster entwickelt, nach dem systematische Ortsbegehungen bei den emittierenden Betrieben stattgefunden haben. Hinzu kamen die bereits erwähnten Geruchstests speziell geschulter Probanden einer auswärtigen und spezialisierten Firma. Nur durch diese Maßnahmen sei schließlich herauszufinden, wer hinter dem Geruch steckt. Kleemann verweist darauf, dass er rechtssichere Fakten sammeln muss und nicht einfach auf Aufforderung von Anwohnern oder Politikern Betriebe schließen könne.

Suez: Keine großen Beanstandungen

Unangemeldete Ortsbegehungen wurden auch in den Betrieben durchgeführt, die im Fokus als Hauptverursacher stehen. So auch bei Suez. Hier wurden beispielsweise Biofilter und Luftschleusen überprüft. „Lediglich eine kleine Undichtigkeit wurde festgestellt, die schnell behoben wurde“, erläutert Anja Hillmann-Stadtfeld. Der immense Gestank könne aus diesem Leck also nicht stammen. Des Weiteren zeige man sich bei Suez ausgesprochen kooperativ und sei ebenfalls an einer schnellen Lösung des Problems interessiert, wie Hillmann-Stadtfeld betont. Auf die Nachfrage, ob die Geruchsbelästigungen an dem heißen Sommerwetter liegen könnten, wurde dieser Zusammenhang als Ursache mit in die Erwägungen gezogen.

„Petition ist nicht zielführend“

Geruchsgeplagte Bürger aus Neuwied und Umgebung haben eine Online-Petition ins Leben gerufen. Damit möchten sich die Bürger gleich an das Umweltministerium in Mainz wenden, der vorgesetzten Behörde der SGD Nord. Dies sei jedoch laut Kleemann kein erfolgsversprechendes Vorgehen. Einige der Unterzeichner der Petition könnten schließlich von dem Geruch gar nicht betroffen sein, da sie in Andernach, Bendorf oder noch weiter ihren Wohnsitz hätten. Kleemann weist auf die Homepage der SGD Nord hin, auf der geplagte Anwohner einen Fragebogen zur Geruchsbelästigung ausfüllen können. Diese Daten helfen auch der SGD Nord bei der Ursachenforschung. Denn schließlich sei die SGD Nord als Genehmigungsdirektion faktisch verantwortlich und diesem Auftrag komme man auch nach. „Man hätte einfach mal mit uns sprechen sollen“, so Kleemann weiter.

Dies beantwortete auch Hermann Krupps Frage, in wessen Zuständigkeitsbereich das Problem fiele. Ulrich Kleemann verneint diesbezüglich nicht die Verantwortlichkeit der SGD Nord, jedoch dürfe man auch andere Entscheidungsträger, die den gegenwärtigen Zustand erst möglich machten, nicht aus dem Blick lassen. Dies wäre zum einen die Stadt Neuwied mit der Zuständigkeit der Bauleitplanung. Die sei übrigens mitverantwortlich, dass die Luft in Neuwied nicht richtig zirkuliere und die besonderen klimatischen Bedingungen im Neuwieder Becken verstärken diesen Umstand. Stattdessen stünde der Gestank wie eine Glocke über den betroffenen Ortsteilen. Ursächlich könne auch der Wertstoffhof sein. Denn hier sei schließlich nicht abschließend geklärt, ob der Betrieb nicht seinen Teil zur Geruchsbelästigung beitrage. Hier werden laut Kleemann auch die Fahrzeuge gesäubert, die für die Abfuhr des Biomülls zuständig sind. Dies müsse man ebenfalls bei der Analyse berücksichtigen.

In diesem Gesamtzusammenhang sieht Kleemann auch einen Antrag zur Vergrößerung eines Unternehmens im Industriegebiet.. Hierbei müssen die klimatischen Auswirkungen beachtet werden. Den Vorwurf der „Retourkutsche“ weist Kleemann hierbei in aller Deutlichkeit zurück.

„Wie kann für das Problem eine schnelle Abhilfe geschaffen werden?“, möchte Hermann Krupp wissen. Für die SGD Nord sei es wie erwähnt wichtig, die Ursache zu ermitteln. Hat man den verursachenden Betrieb ausfindig gemacht, können gegebenenfalls neue Auflagen erteilt werden. „Wann das geschieht und wir Antworten präsentieren können, ist jedoch nicht sicher“, gibt Kleemann zu. Dies klingt für Hermann Krupp nach einer unbefriedigenden Aussage. „Wir können nicht drei Betriebe schließen, weil sie verantwortlich sein könnten“, erwidert Kleemann. Schließlich spiele auch das Thema Bestandsschutz eine wichtige Rolle. Kleemann sieht auch die Stadt in der Pflicht: Hier solle man sich überlegen, inwiefern das Industriegebiet haltbar ist und ob neue Grünflächen die Geruchsbelästigung mildern könnte. Für die Zukunft wünsche man sich zumindest eine intensivere Abstimmung und Gespräche mit Stadt und Kreis.

-rob-