„Weder erlaubt noch angemessen“
Das St. Martinsbrauchtum wird in Dernau seit jeher mit einem Fackelumzug und den dazugehörigen fünf Martinsfeuern gefeiert. Eigentlich ist dies ein schöner und besinnlicher Brauch, den ich sehr zu schätzen wüsste, wenn da nicht einige Leute etwas gründlich missverstehen würden. Leider wird diese Tradition, besonders in unserer Gemeinde, seit vielen Jahren mit Feuerwerk und teils heftigen Böllern massiv von Menschen ausgenutzt, die offensichtlich großen Spaß an Detonationen haben. Dies ist weder erlaubt noch angemessen für diesen Brauch. Selbst an „Allerheiligen“ wurde von den Leuten keine Rücksicht auf diesen ruhigen Feiertag genommen. Wenn während des Martinsumzuges die Musikkapelle sowie der Gesang der Kinder nicht mehr zu hören sind, dann läuft doch wohl irgendetwas gründlich schief.
Ich habe mir einmal ernsthaft Gedanken gemacht über den Nutzen und die Nachteile dieser Feuerwerke, die ja auch irgendjemand genehmigt haben muss. Denn soweit ich weiß, sind sie genehmigungspflichtig, wenn sie außerhalb von Silvester abgeschossen werden. Der Nutzen dieser Feuerwerke ist gering: Einige Menschen erfreuen sich vielleicht daran, und diejenigen, die sie abschießen, haben eventuell ein großes Bestätigungsgefühl – wofür auch immer sie es brauchen. Mehr positive Aspekte fallen mir leider nicht ein.
Die Nachteile hingegen sind zahlreich: Die Verletzungsgefahr ist nicht unerheblich, kleine Kinder werden unnötig verängstigt und weinen, und das Pferd des Sankt Martins wird unruhig und kann in Panik geraten – mit möglicherweise schlimmen Folgen. Haus- und Waldtiere geraten ebenfalls in Panik und ziehen sich dabei oft erhebliche Verletzungen zu. Menschen, die in Kriegsgebieten Schlimmes erlebt haben – seien es unsere Soldaten oder Geflüchtete – werden retraumatisiert. Hinzu kommt die massive Umweltbelastung, und die Feuerwerkskörper sind zudem sehr teuer.
Mir würden sicher noch weitere Punkte einfallen, aber ich bin mir sicher, dass auch den Leserinnen und Lesern diese und andere Argumente bekannt sind. Ebenso sicher bin ich mir, dass dieser schöne Martinsbrauch mit seinen fünf Feuern in den Weinbergen in Dernau weiterhin Bestand haben wird – auch ohne Böller und Feuerwerke.
Andrea Müller, Dernau
