Freundeskreis Römerkanal Rheinbach

Exkursion zum Limes

Exkursion zum Limes

Römisches Militär-Ruderboot im Schifffahrtmuseum Mainz. Privat

Rheinbach. Bei strahlendem Sonnenschein begann am 25. Mai die zweitägige Exkursion in Rheinbrohl beim neugestalteten römischen Wachtturm, dem „Caput Limitis“. Hier war der Anfang der 550 Kilometer langen obergermanisch-rätischen Grenzbefestigungsanlage, die den römischen Herrschaftsbereich vom Freien Germanien trennte. Der Limes erstreckte sich über die heutigen Bundesländer Rheinland- Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern bis nach Eining an der Donau. Ungefähr 120 größere oder kleinere Kastelle dienten zur Bewachung und Kontrolle von Personen und dem Warenverkehr. Erbaut am Ende des 1. Jahrhunderts hatte diese Grenzanlage bis 260 n. Chr. paradoxerweise auch eine Völker verbindende Funktion. Denn diese Grenze zeigte den „Barbarenvölkern die Macht und Größe Roms. Insofern war der Handel mit diesem Weltreich lohnender als ein Krieg mit ungewissem Ausgang.

Erkundung der Mainzer Altstadt

Mittags erreichte die Exkursions-Gruppe Mainz, besuchte den beliebten Mainzer Wochenmarkt und folgte dann der kundigen Führung des Historikers Dr. Rettinger durch die Mainzer Altstadt den Dom. Es gab zahlreiche Details zu bestaunen, die auch die Bedeutung von Mainz als Sitz eines kurfürstlichen Erzbischofs unterstrichen. Im Stadtgebiet werden noch wertvolle Denkmäler und Überreste des römischen Reiches vermutet, die jedoch nicht gefunden und gehoben werden können, da es gegenwärtig im Stadtgebiet keine größeren Bauvorhaben gebe, deren Ausschachtungen diese Funde freilegen könnten. Eine Weinprobe in Mainz Hechtsheim im Zehnerhof leitete den Abend ein, das gastliche Weinhaus Wilhelmi mit einem der Jahreszeit angepassten Menü beschloss ihn.

Besuch des Schifffahrt-Museums

Am Sonntag begann der Himmel, seine Schleusen zu öffnen. Relativ problemlos war noch der Besuch des Museums für Antike Schifffahrt. In der ehemaligen Großmarkthalle der Altstadt sind die fünf Schiffswracks untergebracht, die 1981/82 im ehemaligen Rheinhafen gefunden wurden. Zwei von ihnen sind als Modelle im Maßstab 1:1 neu gebaut und in der fast 50 Meter langen Halle aufgestellt worden. So erfuhren die Besucher Wissenswertes über Bau- und Einsatzweise verschiedener Schiffstypen. Das erste Modell zeigte ein Militärschiff, das von 30 Flottensoldaten gerudert wurde. Es wies eine Gesamtlänge von 21,6 Metern auf. Es gab an Bord auch eine sogenannte Treibbesegelung, die nur beim Fahren vor dem Wind die Vorwärtsbewegung sinnvoll unterstützte. Das andere Schiff war multifunktional einsetzbar, dafür aber wegen seiner gedrungenen Form (auch nur etwa 17 Meter lang) nicht so schnell. Es hatte ein Deck, das Lasten aufnehmen, aber auch Personen befördern konnte. Man erfuhr auch eine Menge über die Menschen, die als Flottensoldaten eingesetzt und für ihre lange Dienstzeit (27 Jahre in der Spätantike) mit der Verleihung des römischen Bürgerrechts belohnt wurden.

Aquäduktreste sind bedeutendste Ruinen im Norden Europas

Die Besichtigung der imposanten Aquäduktreste auf der Unteren Zahlbachstraße mit ihren 58 erhaltenen Stümpfen gestaltete sich als eine mehr oder minder schnelle Regenschirmparade. Die Bauwerkruinen hätten durchaus einen längeren Besuch verdient denn immerhin sind diese Reste als die bedeutendsten im Norden Europas anzusehen. Der Aquädukt versorgte das Legionslager auf dem Kästrich mit einem etwa sieben Kilometer langen Hauptkanal von Finthen aus. Er wurde unterirdisch geführt bis zum Erreichen des Zahlbachtales, wo eine Höhe von teilweise 25 Meter erreicht werden musste, um die Gefällelinie zu halten. Sichtbar ist heute nur noch der „Rohbau“ mit dem typischen opus caementicium. Diese Außenschale mit vermutlich glatt zugehauenen Kalksteinen war im Mittelalter ein begehrtes Material zum Bau von Kirchen und herrschaftlichen Häusern geworden. Auch die Bögen sind offensichtlich dem Steinraub zum Opfer gefallen, ein Schicksal, das auch das weitgehende Verschwinden des Aquäduktes in Rheinbach verständlich werden lässt. In Saalburg, dem vorletzten Halt der Exkursion war das Wetter nur noch trostlos. Dennoch erkundete die Gruppe das weitläufige Gelände dieses großen Limeskastells, das in seinen besten Zeiten mindestens eine Kohorte als Dauerbesetzung erlebt hatte. Das Lager hatte sogar ein Bad und ein eigenes Mithräum, eine Weihestätte für den bei den Soldaten des Kaiserreiches verehrten Gott Mithras. Mit Freude wurden die Centuriae - die Mannschaftsbaracken besichtigt, denn dort gibt es heute es ein kleines Restaurant, das die Besucher mit Originalrezepten römischer Küche verwöhnt. Die letzte Besuchsstätte in Pohl bei Bad Ems erwies sich als Highlight. Pohl (an der Bundesstraße 260) war ein Standort für ein kleineres Limeskastell für circa 150 Soldaten. Das ist zunächst nichts Besonderes. Aber was die rührige Ortsgemeinschaft zur Verwirklichung eines originalgetreuen Nachbaues des Limesturmes und des Mannschaftslagers beigetragen hatte, verdient höchste Bewunderung. Die Ausführung mit der Liebe zum exakten Detail verschlug den Besuchern die Sprache: Selbst die Baunägel und Beschläge wurden extra angefertigt, das Fensterglas nach alter römischer Fertigungstechnik hergestellt, die Wände in Fachwerkbauweise aus Holz, Lehm und Stroh erstellt und Eichenholz zur Verkleidung der Limestürme geschnitten, weiß gestrichen und hinterher mit roten Fugenstrichen versehen, um den Germanen damals die Illusion zu verschaffen, dass diese Türme aus steinernen Riesenquadern gebaut waren. Im Contubernium, dem Schlafraum für acht Legionäre, lagen Betten, Mäntel, Mahlmühle und Korn bereit, im Raum davor waren Waffen und Kettenpanzer aufgereiht - man hätte erwarten können, dass jeden Moment die Legionäre von einer Einsatzbesprechung zurückkämen. Kurz: Nichts war zufällig, alles sorgfältig rekonstruiert, das Schreibzeug lag im Museum einsatzbereit, Glimmwolle und Feuersteine warteten auf ihre Verwendung. Die Gruppe lobte diese großartige Reise, dankte dem Organisator Rolf Greiff und freut sich bereits auf die nächsten Exkursionen des Freundeskreis Römerkanal.