Swisttaler Planungsausschuss vor schwere Entscheidung
Mit dem Baugebiet in Morenhoven steht die Gemeinschaftssportanlage auf der Kippe
Neue Ausschussmehrheit möchte das Baugebiet um vier Grundstücke am Waldrand verkleinern
Swisttal. Die geplante Gemeinschaftssportanlage von Hertha Buschhoven und dem SV Swisttal am neuen Standort zwischen Buschhoven und Morenhoven steht auf der Kippe. Der Swisttaler Planungsausschuss stutzte mit seiner neuen Mehrheit aus SPD, Grünen, den „Bürgern für Swisttaler“ (BfS) und der FDP nämlich den Bebauungsplan für das geplante Baugebiet „Sportplatz Morenhoven“ auf dem bisherigen Sportplatz des SV Swisttal. Damit sei fraglich, ob der Investor, der das gesamte Baugebiet entwickeln will, das Projekt weiter verfolge oder aus dem Vorhaben aussteige, warnte die Erste Beigeordnete Petra Kalkbrenner.
Besonders pikant: Die Abrissarbeiten am Morenhovener Sportplatz haben bereits begonnen, der SV Swisttal ist derzeit ohne sportliche Heimat.
Der Investor habe im Vorfeld deutlich gemacht, so Kalkbrenner im Ausschuss, dass er sich eine wirtschaftliche Tragfähigkeit dieses Baugebietes ohne diese vier „Filetgrundstücke“ nur schwer vorstellen könne. Und wenn der Investor aussteige, sei die Gemeinschaftssportanlage insgesamt gefährdet, denn der erhoffte Erlös aus dem Verkauf des Morenhovener Sportplatzgeländes in Höhe von 1,6 Millionen Euro sei fester Bestandteil der Finanzierung. Selbst wenn der Investor an Bord bleibe, sei eine komplette Neuplanung des Baugebiets notwendig, was eine Zeitverzögerung von mindestens sechs Monaten, vielleicht sogar einem Jahr zur Folge habe.
Bevor die Sache nicht in trockenen Tüchern sei, könnten die Arbeiten an der neuen Gemeinschaftssportanlage eigentlich nicht beginnen.
Nur 15 Meter vom Waldrand entfernt
Stein des Anstoßes waren vier Baugrundstücke in unmittelbarer Nähe des Waldrandes, die anstatt der empfohlenen 30 Meter lediglich 15 Meter vom Waldrand entfernt sind. „Die FDP steht zum Projekt der neuen Sportstätten - aber nicht um jeden Preis“, kritisierte Monika Goldammer (FDP). Häuser in Fallbereich von Waldbäumen zu errichten, halte sie angesichts der zunehmenden Stürme für gefährlich und nicht mehr zeitgemäß. Neben der Gefährdung von Menschen und deren Eigentum habe sie Bedenken im Hinblick auf das angrenzende Schutzgebiet. Der Wald ist nämlich Teil des „Naturschutzgebiets Waldville“ sowie des Vogelschutzgebiets „Kottenforst-Waldville“. Deshalb stellte sie den Antrag, auf die vier Häuser unmittelbar an Waldrand zu verzichten und künftig einen Mindestabstand zum Wald von 30 Metern einzuhalten.Dem schlossen sich nach intensiver Diskussion auch die Vertreter von SPD, Grünen und BfS an. „Wir hatten frühzeitig auf unsere Bedenken hingewiesen, wurden aber abgeschmettert. Jetzt kann man uns nicht den Schwarzen Peter zuschieben“, so Goldammer weiter.
Menschen nicht einer Gefährdung aussetzen
SPD-Sprecher Ernst Ostermann wiederholte, seine Partei habe den Sportstättenbedarfsplan von Anfang an abgelehnt, könne das Baugebiet aber in verkleinerter Form mittragen, weil es für Morenhoven sinnvoll sei. „Mit den vier Häusern sagen wir Nein, ohne die für Häuser sagen wir Ja“, macht er deutlich. Sven Kraatz (Grüne) beteuert, man wolle die Finanzierung der Gemeinschaftssportanlage nicht gefährden, doch anscheinend sei die doch nicht so sicher wie immer dargestellt worden sei. „Diese Zahlenjongliererei kann man uns nicht vorwerfen“, meinte er. Joachim Güttes (BfS) versicherte ebenfalls: „Wir stehen zum Sportstättenkonzept - wenn die Finanzierung gesichert ist.“ Allerdings könne man die Menschen nicht einer Gefährdung aussetzen, die dort bauen wollten. Er könne nicht einsehen, dass die vier Häuser nun über das Wohl und Wehe von zwei Vereinen entscheiden würden. Da half es auch nicht, dass CDU-Sprecher Jürgen Pump die Ansicht vertrat, der Abstand von 15 Metern sei ausreichend, auch für den Schutz der Bürger. Wenn man die vier Häuser aus dem Bebauungsplan herausnehme, habe das unabsehbare Auswirkungen auf die Finanzierbarkeit des Gesamtprojektes. Kalkbrenner gab auch zu bedenken, dass schon jetzt dort eine Straße mit Bürgersteig entlang führe, die konsequenterweise gesperrt werden müsste, wenn man die Argumentation der Gegner fortführe.
Rücktrittsmöglichkeit im Kaufvertrag
Auch mit dem Investor, der das Baugebiet einschließlich der vier Grundstücke von der Gemeinde erworben habe, sehe sie noch großen Verhandlungsbedarf.
Der Kaufvertrag sehe nämlich eine Rücktrittsmöglichkeit für den Investor vor, wenn eine Abweichung von mehr als 400 Quadratmetern eintrete, und die vier Grundstücke hätten insgesamt 2000 Quadratmeter. Zumindest aber sei absehbar, dass entsprechend weniger Geld für das Baugebiet fließe, und da rede man über einen Betrag im sechsstelligen Bereich.
Die letzte Entscheidung über das Morenhovener Baugebiet trifft allerdings der Gemeinderat in seiner Sitzung am kommenden Mittwoch, 3. September, um 17:30 Uhr im Ludendorfer Rathaus. Der Rat sei souverän, er könne sich über die Empfehlung des Planungsausschusses hinwegsetzen und das Baugebiet doch noch wie geplant durchwinken, erklärte Gemeindesprecher Peter Nitschke gegenüber Blick aktuell.
