Allgemeine Berichte | 23.04.2015

Erinnern und Gedenken an eine ungesühnte Tat

Norbert Röttgen und polnischer Vizekonsul besuchen Gedenkstele an der Swist

Gedenkstunde für den Zwangsarbeiter Anton Wujciakowski. -RFW-

Swisttal. Viele Radfahrer kommen an der Gedenkstele in der Swistaue kurz vor der B 56 bei Lützermiel, dem historischen Übergang über den Swistbach, vorbei, halten an und lesen die Inschrift auf der steinernen Stele: „Zum Gedenken / Anton Wujciakowski / Zwangsarbeiter aus Polen / wurde hier vor den Augen vieler anderer Zwangsarbeiter von der Gestapo / am 9. August 1941 im Alter von 32 Jahren erhängt / ihm wurde zu unrecht vorgeworfen / einer deutschen Frau zu Nahe zu gekommenzu sein“

Was war der Hintergrund dieser brachialen Vollstreckung eines Unrechtsurteils? Dr. Benno Willers war bei seinen Recherchen zum Kriegsalltag in Buschhoven auf das Schicksal des 1909 geborenen polnischen Zwangsarbeiters Anton Wujciakowski gestoßen. Dieser war von 1941 bis zu seiner Festnahme bei dem Bauern Peter Abel in Hohn tätig, ein Schicksal, das er mit rd. 12 Millionen Zwangsarbeitern im damaligen Deutschen Reich teilte, davon waren etwa 2,8 Millionen aus Polen. Eines Abends bat die Bäuerin, Wujciakowski möge eine junge Frau aus Buschhoven, die ebenfalls auf dem Hof arbeitete, nach Hause begleiten, da es schon spät geworden war. Ein bisher immer noch unbekannter Denunziant meldete die beiden, und die tragische Geschichte nahm ihren Lauf. Die junge Frau und Wujciakowski wurden festgenommen, in das Gestapo-Gefängnis nach Bonn verbracht und verhört. Obwohl die Frau standhaft die Unschuld des Zwangsarbeiters beteuerte und sogar auf einer ärztlichen Untersuchung bestand, die ihre Aussagen bestätigten, wurde von Berlin aus ohne ein ordentliches Gerichtsverfahren vom Reichssicherheitshauptamt der Tod am Galgen angeordnet. Am frühen Morgen des 9. August 1941 wurde in der Sandgrube zwischen Miel und Morenhoven, nur wenige Meter hinter der Stele am Radweg, damals ein Lager des Reichsarbeitsdienstes, Anton Wujciakowski erhängt. Rund 300 polnische Zwangsarbeiter mussten sich dies mit ansehen und sogar an dem Erhängten vorbeigehen und dessen gefesselten Hände berühren.

Norbert Röttgen und Andrzej Dudzinski legten Blumen nieder

Weil bei der Einweihung der Stele im August 2014 der Swisttaler Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses Norbert Röttgen seinerzeit nicht kommen konnte, legte er nun mit den Initiatoren der Gedenkstele und weiteren Vertretern des öffentlichen Lebens weiße Rosen an dem Gedenkort nieder. Der polnische Vizekonsul Andrzej Dudzinski war aus Köln gekommen und legte ein Blumengebinde mit den polnischen Nationalfarben nieder. Röttgen und Dudzinski erinnerten an das Leid der Zwangsarbeiter, aber auch an die Versöhnung, die inzwischen zu einer ständig wachsenden Verständigung und Freundschaft zwischen den beiden Völkern geführt habe. Beide lobten auch das Engagement der Initiatoren für diese Gedenkstele, bis zu deren Aufstellung lt. Willers allerdings allerlei bürokratische Hürden überwunden werden mussten.

An der Gedenkstunde nahmen auch Christa und Heinrich Schlösser aus Buschhoven teil. Heinrich Schlösser, bei den Ereignissen 1941 sechs Jahre alt, hatte von seinem Vater von den Vorgängen an den Sandgruben erfahren und sie Willers bei dessen Befragung von Zeitzeugen aus jener Zeit erzählt. Aber erst die Recherche in einigen Archiven brachte die ganze Grausamkeit zum Vorschein. Die Akten über den Tod des Zwangsarbeiters Anton Wujciakowski wurden bereits 1959 geschlossen, eine Anklage oder gar Verurteilung von Tätern hat es nie gegeben.

Der Leichnam des Erhängten wurde zunächst in das Anatomische Institut nach Bonn gebracht und erst am 30. April 1942 auf dem Nordfriedhof in Bonn beerdigt.

Mit einem Gebet des aus Polen stammenden Swisttaler Kaplan Pater Marek endete die kleine Gedenkfeier.

MdB Norbert Röttgen und Swisttals Beigeordnete Petra Kalkbrenner legen weiße Rosen nieder.

MdB Norbert Röttgen und Swisttals Beigeordnete Petra Kalkbrenner legen weiße Rosen nieder.

Gedenkstunde für den Zwangsarbeiter Anton Wujciakowski. Fotos: -RFW-

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