"Turmgespräch im Schloss" des Fördervereins Denkmalpflege und Heimatmuseum

Das Elend der Kriegsgefangenen

Franz Krämer sprach über den Soldatenfriedhof in Bad Bodendorf

13.10.2015 - 16:30

Sinzig. Den Soldatenfriedhof von Bad Bodendorf, ein Zeugnis dramatischer Ereignisse zum Ende des Zweiten Weltkrieges mit engstem Bezug zur Region, hatte Franz Krämer, Schriftführer des Fördervereins Denkmalpflege und Heimatmuseum Sinzig, für das jüngste „Turmgespräch im Schloss“ zum Thema genommen. Auf dem Friedhof sind 1213 deutsche Soldaten beerdigt, die im April und Mai 1945 im US-amerikanischen Rheinwiesenlager in der Goldenen Meile in Remagen und Sinzig umgekommen waren. Es war das dringliche Anliegen von Krämer, den Zusammenhang aufzuzeigen zwischen dem Gefangenenlager einerseits und der nationalsozialistischen Ideologie andererseits. Denn diese, mit allen ihren Konsequenzen, hatte letztlich erst zum Krieg geführt. Der Soldatenfriedhof von Bad Bodendorf wurde Ende April provisorisch eingerichtet, nachdem Tote aus dem nahen Rheinwiesenlager zunächst auf den Friedhöfen in Kripp, Sinzig und Bad Bodendorf beigesetzt worden waren. Der Friedhof war zunächst einfach gestaltet, erst 1957 erfolgte unter der Regie der Deutschen Kriegsgräberfürsorge der Ausbau zum heutigen Soldatenfriedhof mit einer Einfriedung und dem turmähnlichen Eingang, geöffnet zum Gelände des früheren Lagers hin. Krämer berichtete über ein interessantes Detail aus der Entstehungszeit: Der Friedhofswärter Klaus Ronken aus Kripp besorgte die Beerdigung der Toten aus dem Lager, registrierte sie und setzte sich sehr für eine Umbettung in den neuen Friedhof bei Bad Bodendorf ein. Das geschah zwischen dem 28. April und dem 15. Juli 1945, danach erfolgten die Beisetzungen wieder auf den einzelnen Ortsfriedhöfen.

Eine andere Person der Zeitgeschichte ist Gerhard Dreißigacker, ein inzwischen verstorbener Lagerinsasse, der Krämer für ein Zeitzeugengespräch zur Verfügung gestanden hatte. Als 15-jähriger 1944 zur Waffen-SS eingezogen, desertierte er nach schlimmen Erlebnissen, wurde dabei trotz größter Eigengefährdung von der Zivilbevölkerung geschützt und gelangte dann als Gefangener in das Lager. Ohne Verpflegung und unter extrem belastenden Umständen erlebte er eine schwere Zeit, konnte aber im Mai 1945 die Situation zur Flucht nutzen, als die Wachmannschaften den endgültigen Sieg über Deutschland feierten. So entging Dreißigacker noch Schlimmerem und blieb schließlich in Bodendorf. Trotz sehr belastender Umstände – zeitweise waren 300.000 schlecht versorgte Gefangene unter freiem Himmel untergebracht – stellte das Rheinwiesenlager kein Konzentrationslager in der Form eines Vernichtungslagers wie bei den Nationalsozialisten dar. Auch die Sterbequote von rund drei Prozent ist im Vergleich nicht hoch.

Allerdings hatten die Amerikaner das Lager als Durchgangslager eingestuft, was sie davon entband, die Regeln der Genfer Konvention für Kriegsgefangene anwenden zu müssen. Im Juli 1945 übernahmen absprachegemäß die Franzosen das Lager, lösten es nach und nach auf und brachten einen Großteil der Gefangenen nach Frankreich, wo sie Arbeitseinsätze zu leisten hatten. Kurz vor der Auflösung mussten die Gefangenen noch eine Verschärfung ihrer Lage hinnehmen, denn unter französischer Regie übernahmen frühere Widerstandskämpfer und KZ-Häftlinge den Wachdienst, was auch zu Übergriffen führte. Als Schlusssatz zitierte Krämer den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker aus dessen 1985 gehaltener Rede zum Kriegsende 1945.

Vom Tag der Befreiung von der nationalsozialistischen Diktatur hatte er damals gesprochen, eine Sichtweise, die Krämer ausdrücklich unterstützte, auch im Hinblick auf aktuelle Tendenzen von Fremdenfeindlichkeit im Lande. Der Vortrag wurde mit großem Interesse aufgenommen. Das zeigte sich auch im Anschluss in Fragen und einer lebhaften Diskussion bis ins Detail. Vorsitzender Karl-Friedrich Amendt bedankte sich bei dem Referenten für ein "echtes Turmgespräch“.

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