16. Schnellschach-Open des TC Grafschaft

Andrey Orlov – eine Klasse für sich

Grafschaft. Bereits zum 16. Mal in Folge richtete der TC Grafschaft sein traditionelles Schnellschach-Open-Turnier aus. Schnellschach zeichnet sich dadurch aus, dass jeder Spieler nur 20 Minuten für die gesamte Partie hat. Das Turnier war auf neun Runden nach dem Schweizer-System, in dem die jeweils punktgleichen Teilnehmer gegeneinander spielen, angesetzt. Das erfordert eine gute Kondition, um möglichst lange die Konzentration hochzuhalten. Mit 31 Schachspielern blieb die Teilnehmerzahl etwas hinter den Erwartungen zurück. Dafür entschädigte das hochkarätige Teilnehmerfeld: Neben Fide-Meister (FM) Lukas Winterberg nahmen mit den Internationalen Meistern (IM) Mikhail Saitsev und Yuri Boidmann weitere Stammgäste an dem Turnier teil. Auch wieder mit dabei und topgesetzt war der Bundesligaspieler und Großmeister (GM) Andrey Orlov. Spannung kam im Laufe des Turniers allenfalls um die Plätze auf. Zu eindeutig war diesmal die Überlegenheit des GM Andrey Orlov, der nur ein Remis in Runde drei gegen IM Yuri Boidmann abgab. Zu seinen unterlegenen Gegnern zählte auch die Grafschafter Nummer eins, Thorsten Kammer, der in Runde zwei verlor. GM Orlov punktete zuverlässig, mal zeigte er eine feine Endspielführung, unter anderem gegen FM Lukas Winterberg, mal setzte er seine Gegner mit taktischen Angriffen unter Einsatz von Materialopfern Matt. Hinter dem Führenden gab es in der Schlussrunde gleich fünf Aspiranten auf den zweiten Platz. Wolfram Kummer verlor am Spitzenbrett gegen Orlov und fiel so aus den Preisrängen. An den Brettern zwei und drei spielten die Titelträger, erweitert um den Oberligaspieler Tim Ronge, jeweils Remis, sodass letztlich die „Feinwertung“ den Ausschlag für die Platzierungen gab. Den zweiten Platz erreichte FM Lukas Winterberg vor IM Mikhail Saitsev, Vierter wurde Tim Ronge vor Yuri Boidmann. Wie schwer es werden kann, bekam der Jugendtrainer gleich in der zweiten Runde zu spüren, als er gegen den topgesetzten Großmeister Andrey Orlov antreten musste. „Das war mein Highlight des Turniers“, sagte der unterlegene Grafschafter. „Ich war mit der Eröffnung sehr zufrieden und konnte lange mithalten, aber bei dieser Klasse reicht das eben nicht. Zum Schluss habe ich unter dem Druck der Uhr, ich hatte nur noch ein paar Sekunden, einfach Material eingestellt.“ Bei der nachträglichen Analyse offenbarte sich, dass es tatsächlich eine Möglichkeit gegeben hätte, den Großmeister zu ärgern. „Aber auch dann hätte er Mittel und Wege zu gewinnen.“ Insgesamt war Thorsten Kammer mit seiner Leistung von fünf Punkten zufrieden.

Jugend nutzt Schnellschach-Open als Trainingseinheit

Die Trainingsgruppe um Jugendtrainer Thorsten Kammer nutzte das Turnier, um reichlich Erfahrungen zu sammeln. „Wichtig ist, dass ihr Spaß habt und gutes Schach spielt“, so die Parole zu Turnierbeginn. „Aufgrund der Stärke der Teilnehmer ist jeder halbe Punkt ein Erfolg.“ Kindertrainer Jonas Naumann spielte ein zweigeteiltes Turnier. Sah es nach vier Runden nach einem Debakel aus, denn bis dato hatte das Spitzenbrett der ersten Mannschaft der TC Grafschaft nur Niederlagen eingeheimst, so verlor er danach keine Partie mehr und konnte sich sogar im Geschwisterduell gegen seinen höher eingeschätzten Bruder Tobias durchsetzen. Wieder einmal positiv fiel Timo Schröder auf, der sich verdientermaßen in die Siegerliste eintragen konnte. Gegen teilweise starke Gegnerschaft erspielte sich Timo gute vier Punkte. „Für ihn war es wichtig, seine Eröffnungen einem harten Test zu unterziehen, als Teil der Vorbereitung auf die Rheinlandmeisterschaften. Das hat gut geklappt, aber auch gezeigt, wo wir noch Nachholbedarf haben“, so Thorsten Kammer. Die amtierende U-18 Bezirksmeisterin Elisa Naumann kam einen Platz hinter der mehrmaligen Seniorenblitzmeisterin Ursula Schumacher aus Bad Neuenahr ins Ziel. „Das war wieder ein durchwachsenes Turnier“, stellte der Jugendtrainer fest. „Gute Stellungen wurden leider zu oft durch Fehler oder die Zeit ruiniert. Dafür hat sie aber in den internen Grafschafter-Duellen sehr gut abgeschnitten.“ Luca Häusler und Konrad Langner finden sich am Tabellenende wieder. Wobei gerade Luca Häusler in seinem ersten Turnier mit drei Punkten die Erwartung klar übertroffen hat. „Dafür, dass Luca kein Freund dieser schnellen Variante des Schachs ist und er auch noch keine Wertungszahl besitzt, hat er sich mehr als wacker geschlagen. Vor allem, da die Punkte auch gegen bedeutend routiniertere Spieler erreicht wurden“, so Thorsten Kammer. Konrad hingegen spielte alles, nur nicht konstant. Wahrscheinlich lag es an der Vorgabe des Trainers, Neues auszuprobieren, um seinen Schachhorizont zu erweitern. Diese Vorgabe wurde zwar erfüllt, kostete aber auch Punkte. „Es ist immer wieder schön, wenn man zu Hause so ein gut organisiertes Turnier spielen und gegen echte Hochkaräter antreten kann. „Für die Jugendlichen wird diese Motivation für die kommenden Aufgaben sowohl in der Mannschaft als auch in den Einzelturnieren sein“, zog Jugendtrainer Thorsten Kammer ein sehr positives Fazit.