Das Rheinlandpokalendspiel im Stadion Oberwerth

TuS strebt dritten Doppelpack an

TuS strebt dritten Doppelpack an

Die TuS Neuendorf aus der Saison 1978/79 mit dem Objekt der Begierde sich, zwei Wochen nach dem Pokalerfolg gegen die Eisbachtaler, im Stadion Oberwerth dem Fotografen.Archiv TuS Koblenz-Neuendorf

Koblenz. Das Pokalendspiel in einem Fußballverband. Mittlerweile gehört es in jedem Landesverband unter dem Dach des DFB zu dem Höhepunkt der Saison. So auch im FV Rheinland. Doch hier ist dieses Finale in dieser Saison etwas Besonderes. TuS gegen TuS, Blau-Schwarz gegen Rot-Weiß oder eben aber der Regionalligist TuS Koblenz gegen den Oberligisten TuS Rot-Weiß Koblenz. Ein Stadtduell und das im Wohnzimmer der TuS. Wobei die beiden Eingänge zu den jeweiligen Sportstätten sind gerade einmal 120 Meter voneinander getrennt. Und auch für TuS Trainer Anel Dzaka. Der Coach könnte als erster TuS’ler überhaupt den Pokal als Spieler und jetzt eben auch als Trainer gewinnen. Dies gelang bisher noch keinem einzigen Coach aus dem Schängelland. 2005 sorgte Dzaka mit seinem Treffer zum 2:0 gegen den SV Roßbach/Verscheid nicht nur für die Entscheidung, sondern war am Ende auch der erfolgreichste Pokaltorschütze der TuS in dieser Saison. Die beiden Trainer kennen sich übrigens aus gemeinsamen TuS Tagen. 2004/05 gehörte Fatih Cift, neben Dzaka, zum Kader der TuS. Grund genug, um sich einmal durch die Endspielgeschichte im Fußballverband zu blättern.

Ein Blick in die Geschichte

Die TuS und die Pokalendspiele. Als 1953 dieser Wettbewerb ins Leben gerufen wurde, war die TuS noch nicht dabei. Rund zwanzig Jahre war dies ganz einfach nicht notwendig. Der Rheinlandpokal diente zu dieser Zeit als Qualifikationswettbewerb für den Südwestpokal. Die TuS gehörte einfach dazu in diesen Jahren. Alle Erstligisten, bis 1963 war die Oberliga Südwest bekanntlich erstklassig, und alle Zweitligisten, waren direkt qualifiziert. Den Südwestpokal gab es bis 1974. Die besten im Südwesten, beziehungsweise in den anderen Regionalverbänden waren wiederum für die DFB-Pokal Hauptrunde qualifiziert. Doch dies änderte sich 1974, mit Einführung der 2. Bundesliga wurde auch der DFB-Pokal umgestaltet. 128 Mannschaften gingen hier im August erstmals an den Start. Mehr als die Hälfte waren Amateurclubs aus den jeweiligen Regionalwettbewerben. Dies wertete den Rheinland-Pokal auf. Fortan rückte auch der Pokalsieger aus dem heimischen Fußballverband mehr in den Mittelpunkt.

Und auch die TuS musste sich eben qualifizieren. Und in den ersten Jahren war dieser Pokalwettbewerb nicht der Vorzeigewettbewerb. Der erste Auftritt der Schängel im Rheinlandpokal ging mächtig in die Hose. Am 24. Mai 1975 unterlag die TuS beim SV Maischeid, die Westerwälder hatten kurz zuvor die Meisterschaft in der Kreisliga A Westerwald/Wied eingefahren, mit 0:1. Erst in der Saison 1977/78 sorgte die TuS erstmals für Furore, schaffte es hier bis ins Endspiel, und besiegte die SpVgg Wirges mit 1:0.

Ein Jahr später gab es eine erneute Party am Oberwerth. Wieder war Neuwied der Endspielort, allerdings nun im Neuwieder Rhein-Wied-Stadion. Die TuS siegte mit 4:2 und schaffte so erstmals seinen Mythos. Pokalsiege gibt es bei der TuS nur im Doppelpack. Doch bis zum nächsten Doppler sollten einige Jahrzehnte ins Land ziehen. Genauer gesagt 27 Jahre. Erst 2005 und 2006 sollte es wieder einen Pokalsieg zu feiern geben und erneut im Doppelpack. Der Gegner war, mit der SG Roßbach/Verscheid, in beiden Endspielen der Gleiche. Das Ergebnis mit 2:0 auch. Nur der Endspielort änderte sich. Während 2005 beim ewigen Rivalen in Wirges gefeiert werden durfte, gab es 2006 die große Pokalsause in Nassau.

Verteidigen durfte die TuS ihren Pokal übrigens nicht. Das Team war in die 2. Bundesliga aufgestiegen und hatte somit keine Startberechtigung in regionalen Wettbewerb. Die holte sich dabei aber die Reserve für die Saison 2007/08 durch den Kreispokalsieg im Jahr 2007. Die kleinen Schängel schafften zwar keinen Rheinlandpokalsieg, sorgten aber trotzdem für großes Aufsehen. 2008 stand der Nachwuchs als B-Ligist im Finale und brachte Eintracht Trier an den Rand einer Niederlage. In Salmrohr brauchte der Regionalligist die Verlängerung, um die „kleine“ TuS in die Knie zu zwingen.

Mythos Doppelpack

Auf dem Oberwerth besteht nun für die TuS zum dritten Mal ein Doppelpack zu erzielen. Nachdem im Vorjahr Eintracht Trier in Salmrohr mit einem 1:2 auf die Heimreise geschickt wurde, soll 2018 endlich im eigenen Wohnzimmer der Mythos Doppelpack eingehalten.

Übrigens wird am Montag erstmals auf dem Oberwerth ein Rheinlandpokalfinale ausgespielt. Wobei Koblenz schon viermal als Finalort auserwählt wurde. Allerdings jeweils die Metternicher Kaul, wo vier Endspiele anstanden. Trotzdem hat das Oberwerth schon bedeutende Endspiele gesehen. So zum Beispiel 1944. In der Vorrunde zum DFB Pokal hatte Neuendorf das Finale erreicht und gewann hier am Ende mit 5:0 gegen Wehrmacht SV Saarburg. Und ein weiteres Kuriosum gab es am Oberwerth. Zwei Jahre später. Deutschland war im Aufbaufieber und die TuS, die noch nicht zu Punktspielen zugelassen war, schaffte im Mittelrheinpokal den Finaleinzug. Dieses sollte nun zwei Tage vor Silvester 1946 am Oberwerth ausgetragen werden. Doch der FSV Trier sah sich benachteiligt und weigerte sich in Koblenz anzutreten. Die Strafe der Moselaner hielt sich in Grenzen, denn selbst die Zonenligaqualifikation, wozu der Wettbewerb überhaupt gestartet worden war, blieb bestehen. Die TuS wurde zum Sieger erklärt und somit erster Nachkriegspokalsieger überhaupt.