2. Fußball-Bundesliga Damen

Vom Winde verweht

Vom Winde verweht

Große Enttäuschung nach dem Spiel. Die Bäckermädchen hätten nach diesem Spiel einen Punkt verdient gehabt.Fotos: Julia-Christin Kneissl / www.myfoto24.eu

Vom Winde verweht

Die Nummer 11 der Gäste, Linda Preuß, erzielte ein Tor und folg mit Gelb-Rot vom Platz.

Vom Winde verweht

Antonia Hornberg versucht noch, den Ausgleich zu erzielen. Aus Sicht der SG99 leider ohne Erfolg

Andernach. Trainerin Isabelle Stümper sagte es bereits gegenüber BLICK aktuell vorletzte Woche ziemlich offen nach dem Testspiel gegen den unterklassigen Spielgegner aus Menden bei Sankt Augustin: „Die nächsten Spiele werden verdammt schwer, wir hatten in der Vorbereitung leider viele Probleme mit verletzten oder erkrankten Spielerinnen, weswegen unsere Vorbereitung absolut nicht wie gewünscht und damit optimal verlaufen ist. So gut auch die Hinrunden-Vorbereitung lief, so schlecht lief es leider jetzt zur Rückrunde.“ Jedoch gilt auch im Fußball oft die alte Regel: Misslingt die Generalprobe, wird die Aufführung um so besser. Und eigentlich schien es auch lange, als würde diese Regel auch auf Andernach an diesem Wochenende zutreffen.

Nachdem bereits das Hinspiel, bei einem guten Spiel, in Meppen mit 2:0 verloren ging, hoffte man beim Rückspiel natürlich auf ein besseres und dem Abstiegskampf zuträglicheres Ergebnis. Jedoch wusste man weder als Fan noch als Verantwortlicher nach dem Spiel, wie man das, was man da sah, richtig einordnen sollte. Ging man doch früh in Führung, nur um letztlich dann am Ende das Spiel in der zweiten Halbzeit doch noch auf dem Papier recht deutlich zu verlieren.

Frühe Führung für die Gastgeber

Das für die gut gestaffelten und organisierten Bäckermädchen so wichtige Führungstor fiel bereits nach acht Minuten, mehr oder weniger aus dem nichts. Ein gut gespielter Eckball von Marie Schäfer wird von Andernachs Spielführerin Eva Langenfeld wuchtvoll im Tor versenkt. Damit erzielte die erfahrene Defensivspielerin ihren ersten Treffer in der laufenden Saison und damit ihren persönlich erst dritten Zweitliga-Treffer in 80 Spielen im Unterhaus. Die kopfballstarke Langenfeld konnte bei ihrem Tor aber auch von der ungeordneten Abwehr des Gegners profitieren. Torhüterin Kari Närdemann und Yu Ishikawa behinderten sich gegenseitig beim Klärungsversuch.

Vor diesem Führungstreffer der Gastgeber hatte gefühlt nur Meppen den Ball, welche auch, nachdem man sich nach einer kurzen Phase des Schocks wieder beisammen hatte, einiges mehr an Ballbesitz als die Gastgeber hatten. Dass die Emsländer das Spiel machten, lag vielleicht neben der Tatsache, dass Andernach wegen ihrer Vorbereitung noch nicht so eingespielt war, auch daran, dass der mit 65 Gästen eher leere Kunstrasenplatz von Andernach doch im Bezug auf die Stimmung mehr einem Heimspiel von Meppen glich, als einer Auswärtsfahrt.

Machten doch hauptsächlich nur die Fans der in Rot spielenden Gäste Radau. Den Vorsprung in einer eher den Wetterbedingungen geschuldet, sehr grenzwertigen, durch die Kölnerin Laura Dusche grundsätzlich gut geleiteten Partie, konnte Andernach auch bis zur Pause halten - und hatte in dieser Zeit auch zwei gute Chancen.

Marie Schäfer in der 13. und Julia Schermuly in der 16. Minute verfehlten nur knapp das Tor. Die größte Chance war ein Schuss gegen den Pfosten, aus welchem jedoch kein Tor entstanden ist. So drehte auch mit dem Wind der Ballbesitz. Zum Ende der ersten Halbzeit hatte Andernach eine seiner besten Phasen und damit auch viele Spielanteile. Antonia Hornberg schaffte es in der 33. Minuten nicht, frei stehend vor Kari Närdemann, den Ball mit dem Fuß an der Schlussfrau der Gäste vorbei zu spitzeln. Kurz vor der Pause deutete aber auch die SVM an, dass mit ihm nach wie vor zu rechnen sei und die Partie auf dem Kunstrasen noch lange nicht entschieden war, als SG99-Torhüterin Jana Theisen gegen Mareike Kregel souverän klären musste.

Wind drehte für die Gastgeber

Nach der Pause änderte sich das für die ersatzgeschwächten Bäckermädchen. Die Gäste aus Meppen erarbeiteten sich viele Chancen. Aber auch die abermals sehr guten Paraden der Andernacher Torhüterin Jana Theisen konnten letztlich nicht verhindern, was folgen sollte. Nach einem Ballverlust im Spielaufbau von Andernach ging es zu schnell für die Bäckermädchen. Die pfeilschnelle Jalila Dalaf, welche an allen Toren beteiligt sein sollte, legte clever auf die in der Mitte stehenden Linda Preuß ab, welche aus knapp neun Metern Entfernung freistehend und schlecht verteidigt nur wenig Mühe hatte, den eigentlich nicht ganz unverdienten Ausgleich zu erzielen.

Andernach hatte sich kaum von diesem Schock erholt, da folgte eine ähnliche Szene mit gleichem Ausgang. Dieses Mal nutzte Jalila Dalaf selbst die Unachtsamkeit auf der linken Seite und bezwang Jana Theisen mit sattem Schrägschuss aus halbrechter Position kurz vor der 60. Spielminute. Jetzt sollte es eine ganze weile Dauern, bis sich die Bäckermädchen von diesem Rückstand erholt hatten. Erst wieder in der 84. Minute stand eine in Blau gekleidete Spielerin, in Form vom Antonia Hornberg, mit einer Chance auf den Ausgleich vor dem Kasten der Gäste. Dieser Szene ging der Platzverweis der Ausgleichstorschützin Linda Preuß voraus. Sarah Krumscheid wurde ziemlich rabiat an der Seitenauslinie zu Fall gebracht. Die bereits in der 36. Minute verwarnte 21-jährige durfte somit früher ins warme Vereinshaus der Bäckermädchen.

Mit viel Mut und Verzweiflung warf die SG99 gegen den dezimierten Gegner jetzt alles nach vorn. Weswegen man hinten natürlich anfällig wurde. Einem Meppener Lattentreffer folgte auf der Gegenseite ein geblockter Ball, geschossen durch Sarah Krumscheid. Trotz Überzahl der Andernacherinnen konnte letztlich aber Meppen dann noch durch Maike Berentzen in der Nachspielzeit das dritte Tor erzielen.

Im Großen und Ganzen war das Spiel eine ganz schöne Windlotterie. Die Bälle landeten oft im Seitenaus, fanden keinen Passabnehmer. Vom Winde verweht, könnte man sagen. In der zweiten Halbzeit nahm der Wind noch einmal kräftig zu. Dadurch hatte Meppen den Wind beim Spiel aufs Tor im Rücken. Sicherlich ein kleiner, vielleicht sogar entscheidender Vorteil. Ein Unentschieden wäre jedoch sicherlich für beide Teams das gerechtere Ergebnis gewesen.

Abstiegskampf

vs. Mittelfeldplatz

Die aus dem Spiel resultierenden Erkenntnisse: Der eine sehr gute Zweitligasaison spielende Gast aus dem Emsland kletterte durch diesen Sieg jetzt auf den dritten Tabellenplatz vor, der aufgrund der Position der Reserve des VfL Wolfsburg den zweiten Aufstiegsplatz hinter Spitzenreiter Werder Bremen bedeutet. Die Bäckermädchen verharren mit jetzt weiterhin 16 Punkten und aufgrund des Unentschieden der Bielefelder gegen die Bayern II Frauen nur noch mit einem Punkt Vorsprung auf einem Abstiegsplatz direkt über der gefährdeten Zone am anderen Ende der Tabelle. Die Arminia, Cloppenburg und Saarbrücken stehen geschlossen mit besserer Tordifferenz bei 15 Punkten hinter Andernach. Jedoch liegt wiederum der siebte, der FC Ingolstadt mit 19 Punkten auch nur drei Punkte vor Andernach.

Die großen und entscheidenden Spiele gegen eben diese drei direkten Abstiegskonkurrenten werden in den nächsten Wochen zeigen, wohin die Reise in dieser so engen Liga geht. So darf man am Sonntag, 15. März zuhause gegen Frankfurt II und am Sonntag, 29. März ebenfalls in Andernach gegen Bielefeld ran. Auswärts wartet zudem am Samstag, 4. April gegen Saarbrücken eine weitere große Herausforderung.

Trainerin Isabelle Stümper bilanzierte am Ende in einem Statement gegenüber der Presse: „Wir haben es lange Zeit wirklich gut gemacht, auf diesem Spiel können wir aufbauen! Leider haben, wie schon öfters, uns individuelle Fehler aus der Bahn geworfen. Jedoch müssen wir im März auf den Punkt fit sein, wenn unsere unmittelbaren Gegner auf uns warten.“