Allgemeine Berichte | 02.12.2014

SPD-Fraktion im Ortsgemeinderat spricht sich gegen Planung aus

Fläche für Windenergie in Weitersburg

Drehen sich bald über 200m hohe Windräder direkt hinter der Schauinsland-Hütte? So ähnlich könnte es aussehen. privat

Weitersburg. Drehen sich bald über 200m hohe Windräder direkt hinter der Schauinsland-Hütte? Zumindest werden erste Planungen mit diesem Ziel von der Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald vorgenommen.

Die Planungsgemeinschaft schreibt derzeit den Regionalen Raumordnungsplan fort. Der aktuelle Entwurf des Planes sieht die Ausweisung einer 33 Hektar großen Vorrangfläche für die Windenergie im Weitersburger Wald vor, die von der Schauinsland-Hütte bis zur Gemeindegrenze nach Höhr-Grenzhausen reicht. Die Gemeinden können zum Entwurf des Planes bis Ende diesen Jahres Anregungen vorbringen.

Die SPD-Fraktion im Gemeinderat setzt sich dafür ein, dass diese Planung nicht Realität wird. Sie hat beantragt, dass sich die Gemeinde gegen die Ausweisung der Windenergie-Fläche ausspricht. Dieser Antrag wird voraussichtlich in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 11. Dezember beraten. Die SPD hofft, dass der Antrag von den anderen Gemeinderatsmitgliedern unterstützt und mehrheitlich beschlossen wird.

Contra: Weitersburger Wald

Die SPD-Fraktion hält den Weitersburger Wald aus den folgenden Gründen für die Errichtung von Windkraftanlagen nicht geeignet:

Windenergieanlagen sollten in den Bereichen des Landes konzentriert werden, die eine besonders hohe durchschnittliche Windgeschwindigkeit aufweisen. Der Weitersburger Wald weist lediglich eine mittlere Windgeschwindigkeit von 5.6-5.8m/s in 100m über Grund auf, während die Höhenlagen von Hunsrück und Westerwald Windgeschwindigkeiten bis 7.0m/s erreichen. Es ist volkswirtschaftlich sinnvoll, die stark subventionierten Investitionen in Windenergieanlagen dort zu tätigen, wo eine deutlich größere Stromausbeute zu erwarten ist.

Die Freiflächen im stark besiedelten Verdichtungsraum Koblenz-Neuwied haben eine hohe Bedeutung für die Naherholung. Es war daher bisher vorrangiges Ziel der Regionalplanung, diese Flächen vor einer Bebauung und Störungen zu schützen. Dazu wurden im Raumordnungsplan Regionale Grünzüge ausgewiesen und auch der Weitersburger Wald ist Teil eines solchen Grünzuges. Auch in Zukunft sollten in den Regionalen Grünzügen Windenergieanlagen nicht zulässig sein.

Der Weitersburger Wald ist im Entwurf des Regionalen Raumordnungsplanes als Vorbehaltsgebiet Erholung und Tourismus ausgewiesen. Dieses planerische Ziel ist mit der Errichtung von Windenergieanlagen nicht zu vereinbaren.

Im Meerbach-/Wüstenbachtal befinden sich nachweislich mehrere Horste des geschützten Rotmilans. Bei der Ermittlung der geplanten Vorrangflächen für Windenergie im Regionalplan wurde zu Rotmilan-Horsten, die das Landesamt für Umwelt und Gewerbeaufsicht ermittelt hat, ein Mindestabstand von 1.5km eingehalten. Trotz Hinweis auf die Horste in Weitersburg wurden diese bei der Abstandsermittlung nicht berücksichtigt. Die Grundlagen zur Abgrenzung sind daher fehlerhaft. Bei Berücksichtigung des 1.5 km-Abstandes müsste die Fläche für Windenergie in Weitersburg auf wenige Hektar schrumpfen. Die Ausweisung einer so kleinen Fläche macht keinen Sinn mehr, da nach Aussagen der Landesregierung eine Konzentration von Windenergieanlagen in Windparks angestrebt wird und ein Wildwuchs von Einzelanlagen verhindert werden soll.

Hohe Verschuldung

Die Gemeinde Weitersburg ist hoch verschuldet. Es könnte die Hoffnung gehegt werden, mit der Errichtung von Windenergieanlagen auf Grundstücken der Gemeinde durch hohe Pacht- und Steuereinnahmen den Haushalt der Gemeinde zu entlasten. Dabei ist jedoch Folgendes zu bedenken: Die jüngsten Insolvenzen von mehreren Windenergiebetreibern haben gezeigt, dass die Renditehoffnungen vieler Investoren nicht aufgehen. Damit sind die hohen Steuereinnahmen unsicher. Zudem kann sich die Steuergesetzgebung ändern. Sicher ist jedoch, dass einmal errichtete Anlagen für eine sehr lange Zeit das Landschaftsbild beeinträchtigen. Wenn auf die Ausweisung eines Vorranggebietes für die Windenergie im Regionalplan verzichtet wird, bedeutet dies zudem nicht, dass eine Errichtung von Windenergieanlagen im Weitersburger Wald grundsätzlich ausgeschlossen ist. Die Gemeinde erhält sich somit alle Optionen und kann dennoch einer Vorentscheidung zugunsten der Windkraft durch die Regionalplanung entgegen treten.

Pressemitteilung

SPD-Fraktion im Gemeinderat Weitersburg

Rot gekennzeichnet: Lage der geplanten Flächen für die Windenergie in Weitersburg, Vallendar und Bendorf.(Kartendaten: OpenStreetMap und OpenTopoMap)

Rot gekennzeichnet: Lage der geplanten Flächen für die Windenergie in Weitersburg, Vallendar und Bendorf. (Kartendaten: OpenStreetMap und OpenTopoMap)

Drehen sich bald über 200m hohe Windräder direkt hinter der Schauinsland-Hütte? So ähnlich könnte es aussehen. Fotos: privat

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