-Anzeige- Die elfte Auflage der Ausstellung von Kunst und Kunsthandwerk in der historischen Hofanlage war inspirierend und familiär
HofArt bei Familie Kemp in Villip
Historisch gewachsene Substanz ging eine enge Verbindung ein mit der Kreativität moderner Künstler
Villip. Für viele Menschen, die den schönen Dingen des Lebens zugeneigt sind, war die elfte Auflage der „HofArt“ ein Wiedersehen mit alten Bekannten, guten Freunden und geschätzten Kreativen. Die Ausstellung von Kunst und Kunsthandwerk in der historischen Hofanlage der Familie Kemp in Villip machte einmal mehr ihrem Ruf alle Ehre, eine der inspirierendsten und zugleich familiärsten Zusammenkünfte von Künstlern der verschiedensten Kunstrichtungen mit einem fachkundigen Publikum in der Region zu sein. In der authentischen ländlichen Atmosphäre präsentierten sich erneut neun Künstler und Kunsthandwerker mit ihren schönsten Exponaten, bereit zum offenen und ausführlichen Gespräch mit jedem, der sich für ihre Werke interessierte. In der alten fränkischen Vierflügelanlage konnte man so an drei Tagen Kunst und Handwerk sinnlich wahrnehmen und erleben. Historisch gewachsene Substanz ging eine enge Verbindung ein mit dem, was Menschen von heute in all ihrer Kreativität produzieren können.
Gastgeber Josef Kemp sieht sich als künstlerischer Holzhandwerker und zeigte seine Drechselarbeiten, die nicht nur überaus dekorativ, sondern auch noch praktisch nutzbar sind. Mit seiner Arbeit gibt er dem Holz erst seinen Charakter, und aus knorrigen Wurzeln werden „mit dem gewissen Dreh“ seelenvolle Werkstücke mit eigener Geschichte. Der Papiermacher John Gerard aus Hilberath gehört bereits zum Inventar der HofArt und arbeitet mit dem Rohstoff Papier in allen Phasen der Entstehung, mal gerissen, mal gefaltet, mal als Collage, mal mit Gold verziert. Er gibt besonderen Gedichten exquisite Lebensräume auf Papier.
Innere und äußere Beweglichkeit
Eine alte Bekannte ist auch die Malerin Beate Meffert-Schmengler aus Meckenheim, die neben Skulpturen aus Bronze und Stein auch wortwörtlich aus dem Rahmen fallende Vollreliefs aus Ton mitgebracht, die den Menschen mit seiner inneren und äußeren Beweglichkeit in den Mittelpunkt stellen. Seit 2004 beschäftigte sie sich auch mit Kunstdrucken, wobei besonders die in einem Tiefrahmen exponierten, geschnittenen Linolplatten viele Liebhaber finden.
Lotte Thuenker, Bildhauerin aus Berlin, ist eine bekennende Freundin organischer Formen vor allem aus Carrara-Marmor, aber auch aus patinierter Bronze. Ihre elegant geschwungenen Objekte haben oft einen Bezug zu mehr und seine Lebewesen, sie symbolisieren eine gewisse „offene Geschlossenheit“. Für sie hat die Arbeit an den steinernen Objekten mitunter auch einen meditativen Charakter, und oft gelingt es ihr, die unterschiedlichen Charakteristika des verwendeten Materials zum Vorschein zu bringen. Unikate aus eigenen Entwürfen präsentierte einmal mehr die Goldschmiedemeisterin Tam Uekermann aus Köln in Gold und Silber mit edlen Steinen. Besonderen Wert legt sie dabei auf die Schlichtheit der Form und die Balance der Materialien.
Oberfläche entsteht mit der Form
Oberflächen, die mit der Form entstehen, stellt der Keramikgestalter Enno Jäkel aus Köln her. Er ist ein Neuling bei der Veranstaltung, fand aber gleich zahlreiche Interessenten für seine unkonventionellen Arbeiten aus Ton. Er bricht die Formen auf und betonte sie damit gleichzeitig, es entstehen faszinierende Muster voller Leben und geheimnisvoller Struktur. Besonders seine Skulpturen für die Wand zeugen von innovativer Kraft. Handgewebtes hatte Helga Becker aus Lohmar mitgebracht, wobei das Künstlerische mit dem Tragbaren und Praktischen eine gelungene Symbiose einging. Einen überaus harmonischen gemeinsamen Auftritt legten Ruth Schroer aus Niederkassel mit ihren Glasobjekten und die Malerin und Grafikerin Barbara Kroke (Bonn) im ehemaligen Stall hin. Schroers Glasobjekte changieren in der Bandbreite zwischen Begegnung, Vernetzung und Konfrontation, wobei es ihr gelingt, die menschliche Charakteristik und vor allem das Wesen der Zweisamkeit mit wenigen Stilelementen herauszuarbeiten. Bei Barbara Kroke entstehen vielschichtige, abstrakte Werke in einem aufwändigen Malprozess vorwiegend in Acryl- und Mischtechniken. Auf der grundierten Leinwand trägt die Malerin in einem kontinuierlichen Prozess Farbe und andere Materialien wie Sand, Papier oder auch mal getrockneten Kaffeesatz Schicht für Schicht auf. Dabei werde sie zwar von einer Bildidee geleitet, gestatte sich jedoch die Freiheit, sich auch vom eigenen Schaffensvorgang mitreißen zu lassen, so die Kunsthistorikerin Dr. Barbara Hausmanns. Am Ende dieses selbstdialogischen Prozesses entstünden oft farbintensive Werke von eindringlichem Rot, Blau oder Grün, von gebrochenen schwarzen Linien kantig durchzogen. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Bonner Hot Jazz Band „Doktor Jazz Ambulanz“, und dazu passende Weine kredenzte Sabine Werth aus dem Villiper Weinlädchen.
