Neue DGB-Statistik enthüllt:
Viele Vollzeitbeschäftigte im Kreis Mayen-Koblenz und in der Stadt Koblenz erhalten nur Niedriglohn
Kreis Mayen-Koblenz/Koblenz. 9.391 Vollzeitkräfte im Kreis Mayen-Koblenz verdienen miserabel. Sie
arbeiteten nach einer aktuellen Erhebung des DGB für einen Niedriglohn. Im
Jahr 2010 waren dies fast ein Viertel aller Vollzeitbeschäftigten (24,2%). In
der Stadt Koblenz sind es 9.455 Vollzeitkräfte im Niedriglohnsektor, die
20,5 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten ausmachen. Auszubildende sind
nicht einmal mitgezählt. Auch qualifizierte Arbeitskräfte im Landkreis erhalten
oftmals nur einen mickrigen Lohn.
Erstmals legt der DGB regionale Daten zum Niedriglohnsektor vor. Konkret
lag die Niedriglohnschwelle 2010 in allen westdeutschen Ländern bei einem
Monatsbrutto von 1.890 Euro. So zählten im Kreis Mayen-Koblenz bereits
19,4 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten mit Berufsabschluss zu den
Niedrigverdienern. In der Stadt Koblenz sind es 15,5 Prozent.
In den alten Bundesländern insgesamt waren es demgegenüber 16,0
Prozent der Erwerbstätigen in Vollzeit und mit Ausbildung. Auch qualifizierte
Beschäftigte bekommen den Druck auf das Lohngefüge zu spüren. Im Kreis
Mayen –Koblenz befinden sich Vollzeitbeschäftigte also noch häufiger im
Niedriglohnsektor als in den alten Bundesländern insgesamt.
Dieses hohe Niedriglohnrisiko von qualifizierten Arbeitskräften passt nicht zu
den Klagen von Arbeitgebern über Fachkräftemangel, heißt es in der
Auswertung der DGB Region Koblenz.
Noch weit miserabler sei die Entlohnung für viele ohne Berufsabschluss. 27,2
Prozent der Geringqualifizierten im Kreis MYK und 34,1 Prozent in der
Stadt Koblenz zählen nach der DGB-Auswertung zugleich zu den
Geringverdienern. Das Risiko, als Vollzeitbeschäftigte/r einen Niedriglohn zu
erhalten, ist für Beschäftigte ohne Berufsabschluss also viel höher als für
Qualifizierte. Dies gilt für diesen Landkreis ebenso wie die alten Bundesländer insgesamt.
Insbesondere im Dienstleistungsgewerbe sei das Risiko einer schlechten
Bezahlung für Qualifizierte wie Beschäftigte ohne Berufsabschluss
überdurchschnittlich hoch. Nach Einschätzung des DGB Koblenz haben
Menschen, die wenig verdienen, oftmals auch ein instabiles Arbeitsverhältnis
und ein hohes Entlassungsrisiko.
Die beruflichen Aufstiegschancen für Niedriglohnverdiener seien ungünstiger
als in vielen anderen Industrieländern. Wer behaupte, Niedriglöhne seien
Einstiegslöhne, der liege falsch. Die Chancen, in besser bezahlte Jobs
aufzusteigen, seien hierzulande relativ gering. Viel häufiger als der Einstieg
in besser bezahlte Tätigkeiten, ist eine Verfestigung der Niedriglohnfalle,
warnt der DGB.
Der hohe Niedriglohnsektor in der Region um Koblenz ist nach Einschätzung
des DGB auch eine Zeitbombe für künftige Altersarmut. Wer über einen
längeren Zeitraum wenig verdient, wird künftig verstärkt von Altersarmut
bedroht sein. Hinzu kommt, dass private Altersrücklagen bei niedrigem
Einkommen so selten sind, dass das soziale Problem der Altersarmut
dadurch kaum gemindert werden kann.
