SG Bad Breisig wird 25 Jahre alt

„Dat jit nix met Owwerbreisig“ und die „konspirative“ Sitzung

„Dat jit nix met Owwerbreisig“ und die „konspirative“ Sitzung

Mit einem starken Kader startet die SG Bad Breisig am Mittwoch nächster Woche in die neue Oberliga-Saison. P. Armitter

Bad Breisig. Der Z eitpunkt rückt immer näher, da die SG Bad Breisig ihren 25. Geburtstag feiert. Und eine bedeutende Rolle im Vereinsgeschehen spielen natürlich die Fußballer, die etwa die Hälfte der 600 Mitglieder stellen und die auch in diesem Jahr wieder in der höchsten Spielklasse des Fußballverbands Rheinland für Bewegung sorgen wollen. Start in die Saison ist am Samstag in Trier-Tarforst, dann stellt sich am Mittwoch kommender Woche Oberliga-Absteiger Spvgg EGC Wirges im Rheintal-Stadion vor, bevor es am Samstag, 17. August, zum Neuling nach Wittlich geht.

Große Feier am 18. August

Und genau danach feiert der Gesamtverein mit seinen Mitgliedern, Freunden und Gönnern aus nah und fern. Dann geht es am 18. August von 11 bis um 16 Uhr rund - beim Torwandschießen, der Abnahme von DFB-Fußballabzeichen oder im Human-Table-Soccer-Court, also beim Tischfußball mit lebenden Kickern. Dazu stehen die Verantwortlichen der Fußball-Abteilung wie auch aller anderen Abteilungen interessierten Fragern Rede und Antwort.

Den Vorstand „hintergangen“

Doch bis es zu dieser Geburtstagsfeier kommen konnte, hatten die so oft beschworenen Fußballgötter der Gründerzeit viel Schweiß eingefordert. Nicht nur auf den Hartplätzen in Niederbreisig oder am Hasenberg in Oberbreisig, sondern auch an den Verhandlungstischen, wo sich die nicht sonderlich wohl gesonnenen Brüder gegenübersaßen, um die heutige SG anzuschieben. Mit dabei waren mit Jupp Baier und Egon Lammerich zwei Fußballer aus den beiden Lagern, während Raimund Schmidgen die Bemühungen seitens des Turnvereins teils direkt, und dann - nach dem Scheitern eines Anschlusses der Turner an die geplante SG - mit Interesse verfolgte. Und in einem Gespräch mit den dreien fiel dann ein ganz bemerkenswerter Satz: „Wenn die beiden Vorstände in einer konspirativen Sitzung von Befürworten nicht hintergangen worden wären, dann gäbe es heute noch keine Sportgemeinschaft.“

Es herrschten 1988 nicht gerade die freundschaftlichsten Verhältnisse zwischen den Fußballern beider Lager - drei Jahre nach dem Bruch einer kurzlebigen Spielgemeinschaft. Baier: „Damals hatten die reichen Niederbreisiger den Spielern aus ihren Reihen Fußballschuhe geschenkt, und die armen Oberbreisiger guckten in die Röhre. Damit war die ganze Sache geplatzt.“ Nun drohte der neue Anlauf zu scheitern, weil die beiden Vorsitzenden, Dirk Neußer als Befürworter und der Oberbreisiger Hans Galle als Gegner, schwer unter einen Hut zu bekommen waren. Baier: „Ausschlaggebend für die erwähnte konspirative Sitzung war der Metzger Hans Schäfer. Der brachte das Fass im positiven Sinne zum Überlaufen, als er eine Spende zu irgendeiner Feier ablehnte mit der Bemerkung: Hier gibt es nichts mehr, außer, wenn ihr ein Verein seid.“ Also wurden die beiden Vorsitzenden mit den Ergebnissen der Sitzung konfrontiert und an einen Tisch gebracht.

Vermittler Kurt Queckenberg

Weitere Gespräche folgten - hüben wie drüben - und Kurt Queckenberg, der als Tischtennisspieler Mitglied in beiden Vereinen war, trat als Vermittler mehr und mehr in Erscheinung. Besonders nachdem die Versammlung in Niederbreisig mit der Nachricht aus dem Oberdorf konfrontiert wurde: „Dat jit nix met Owwerbreisig.“ Danach begann die Reisetätigkeit des Vermittlers zwischen den Stadtteilen, und als ein neutraler Vorsitzender gesucht wurde, stand Queckenberg zur Verfügung. Lammerich: „Der wurde von allen anerkannt, kniete sich in die Aufgabe rein, vermittelte und räumte nach und nach alle bestehende Zweifel aus. Und dann stand die neue SG als Gesamtverein mit einer gemeinsamen Fußballabteilung. Und die nahm, mit Erster und Zweiter Mannschaft zwar stotternd, aber immer schneller werdend, den gemeinsamen Spielbetrieb in den Kreisligen A und B auf.

Einkaufstour in Polen

Der eigentliche Aufschwung jedoch begann, als nach mehreren Trainerwechseln mit Engelbert Jarek, ein ehemaliger polnischer Nationalspieler von Odra Oppeln, das Zepter in der Badestadt übernahm „und dann“, so erinnert sich Jupp Baier, „tingelten Peter Bouhs und Hubert Garzors nach Polen auf Einkaufstour mit Care-Paketen los und kamen mit vier gestandenen Spielern zurück.“ Zunächst waren das Raimund Wrobel, „ein toller Torwart“ und mit „Waldi“ Pazurek und Joachim Glombitza zwei Feldspieler. Später kam dann mit Roman Kalyta ein Stratege fürs Mittelfeld hinzu.

„Zu dieser Zeit“, so erinnert sich Raimund Schmidgen - den auch sein Amt als Turnvereins-Vorsitzender nicht hinderte, bei den Kickern als SG-Edelfan und Busfahrer auch außerhalb des Spielbetriebs stets in vorderster Front dabei zu sein -, „haben wir mit den Alten Herren bereits gegen die Altinternationalen aus Polen gespielt. Und ebenfalls auf Initiative von Jarek starteten wir Anfang der 90er-Jahre eine Mannschaftstour zu seinem Heimatverein an die Oder.“ Was Jupp Baier ergänzt: „Da war dann richtig was los.“

Nicht nur in Oppeln, auch in Bad Breisig bewegte und belebte Jarek das Geschehen. Er stellte an seine Amateure hohe Ansprüche und stieg mit seinem Team in die Bezirksliga auf. Woraufhin eine weitere Weichenstellung folgte, wieder im Hinterstübchen von Peter Bouhs mit Jupp Baier als SG-Stellmeister. Ziel: „Wir wollen in die Rheinlandliga.“

Ein Ziel, mit dem die Ära des Oberbreisigers Klaus Adams eingeläutet wurde, der zunächst als Spielertrainer, dann als Nur-Trainer 14 Jahre lang Erfolgsgeschichte schrieb und zusammen mit seinem sportlichen Leiter „Rono“ Mueller die Bad Breisiger Fußballer bis in die Oberliga führte. „Im kleinen Saal im Hotel Niederée wurde Klaus damals vorgestellt“, erinnert sich Egon Lammerich. „Aber der Klaus war nicht der einzige Glücksgriff. Mit ihm als Spielertrainer schloss sich kurze Zeit später auch sein Weggefährte Dietmar Dahr der SG an und zeigte den jungen Kerlchen hier, was gesunde Härte bedeutet.“ So begann der Aufschwung, und der endete dann erst in der Oberliga. Hier folgte dem Aufstieg im Spieljahr 2007/8 der direkte Abstieg, ebenso, wie es nach dem Aufstieg 2009/10 in der folgenden Saison 2010/11 wieder zurück in die Rheinlandliga ging. Dabei hatten Verein und Spieler heftige Turbulenzen zu überstehen, ehe sich die Stürme von innen und außen etwas legten. Die Mannschaft spielte im letzten Jahr in der Rückrunde eine gute Rolle in der höchsten Spielklasse des Fußballverbands Rheinland und schob sich nach schwachem Start bis ins vordere Mittelfeld und scheint nach guter Vorbereitung für die kommende Spielzeit bestens gerüstet.

Vorstand hat Personalsorgen

Nicht ganz sorgenfrei blicken allerdings die drei jung gebliebenen „Oldies“ in die Zukunft. Die Gründe dazu finden sie jedoch weniger im Spielbetrieb, als auf Betreuer- und Funktionärsebene. So lautet der Tenor: „Vor 20 Jahren noch waren alle Vorstandsposten doppelt besetzt, heute kommt kaum noch ein Vorstand zusammen. Auch die Jugendarbeit wird immer schwieriger. Nur miteinander können auf Dauer die Nachbarvereine überleben und im Zeichen enger werdender Gürtel guten Fußball mit breitem Angebot für Jung und Alt auf Dauer anbieten.“

-TER-