Sarah und Daria Nonn stellen im Jugend- und Kulturbahnhof Bad Breisig aus

Sie folgen der Linie und mögen es knallig

Sie folgen der Linie und mögen es knallig

Kreativ und ideenreich: Daria (l.) und Sarah Nonn in ihrer neuen Ausstellung. HG

Sie folgen der Linie und mögen es knallig

Für eine gerechte Verteilung von Wasser plädiert dieses Bild mit einem jungen Afrikaner und Savannenlandschaft.

Sie folgen der Linie und mögen es knallig

Im Rausch von Wind und Malerei: Wer genau hinschaut, sieht, dass sich die Hauptperson selbst malt.

Bad Breisig. Die patenten Zwillinge sind wieder präsent: Nach einem Auftritt im Bad Breisiger Rathaus 2008 zeigen Sarah und Daria Nonn ihre Arbeiten unter dem Motto „Follow the Line“ (Folge der Linie) aktuell im Jugend- und Kulturbahnhof der Quellenstadt.

Dabei haben sie keine Schwierigkeiten, den großen Ausstellungsraum mit ihren Bildern zu füllen. Aber anders als im Rathaus machen sich nun die Pferdeköpfe und niedlichen Kätzchen zugunsten sehr prägnanter, vom Design inspirierter Motive rar. Zu entdecken ist etwa Audrey Hepburn im kleinen Schwarzen mit ellenlanger Zigarettenspitze nach einer bekannten Fotografie, nun allerdings dekorativ eingebettet im gewundenen Schachbrettmuster und akzentuiert durch rote Sprenkel. Schwarz-weiß und von roten Spritzen überzogen, macht ebenfalls ein dreiteiliges Gebirge auf sich aufmerksam, ein Paar in inniger Annäherung, diffus konturierte Insekten und ein prominentes Vierergespann mit den Köpfen der Musiklegenden Bob Marley, John Lennon, Jim Morrison und Jimi Hendrix.

Zahlreiche Gäste konnte Silvia Czech in Vertretung des Bürgermeisters Bernd Weidenbach zur Vernissage begrüßen. Die Erste Beigeordnete der Stadt erläuterte in ihrer Einführung den Werdegang der talentierten jungen Frauen. Bereits im Kindergarten begannen sie zu malen. Während der Schulzeit versuchten sie, Menschen und Tiere immer perfekter einzufangen, und schon damals bekamen sie von Mitschülern kleine Aufträge, populäre Comicfiguren für sie zu zeichnen. Noch als Schüler besuchten sie zwei Jahre lang die Malschule Roos, wo sie mit Acryl-, Pastell- und Aquarellmalerei vertraut wurden und Kenntnisse über die Anatomie erlangten.

Nach der Mittleren Reife schlossen die Zwillinge 2010 am Kölner Richard-Riemerschmid-Berufskolleg ihre Ausbildung zur „Gestaltungstechnischen Assistentin“ ab. Die sich ab da trennenden Wege führten Daria in eine Ausbildung zur Steinbildhauerin und Sarah zu Praktika in Agenturen im Medienbereich. In diesem Sommer beginnen beide zudem eine kaufmännische Lehre, um herauszufinden, „wie wird die Kunst finanziert, wie finanziere ich mich als Künstlerin?“

Czech betonte die Vielseitigkeit der Kreativen, die an diversen Ausstellungen, zuletzt an der „Wasser“-Präsentation zur „Biennale WASSER - 4. Kulturtage Bad Breisig“, teilgenommen haben. Als Illustratorinnen gaben sie ihr Debüt, als sie die Abbildungen für Marieke Göttlichers Kinderbuch „Rosalie Glitterkwien“ schufen. Unter der bildhauerischen Leitung von Jacques Tilly fertigten sie zudem einen Wagen für den Düsseldorfer Karneval, und mit prunkvollen Vollplastiken der Geis und der Wolken bereicherten sie den diesjährigen Breisiger Prinzenwagen. Erstaunlicherweise arbeiten die Nonn-Geschwister oft gemeinsam an einem Bild, oder eine malt das Bild der anderen fertig. „Ich glaube“, sagte die Rednerin abschließend, „dass man - nicht nur in Breisig - noch viel von diesen jungen Künstlerinnen hören wird. Wir sind gespannt auf alles, was noch kommt.“

Dass sich das 23 Jahre junge Duo viel einfallen lässt, führt auch die Ausstellung vor Augen. Um die Arbeiten zu bündeln, nutzten die Sarah und Daria Nonn nicht nur die Wände und zusätzliche Stellwände. Sie bauten außerdem „Altärchen“ auf, wo sich beispielsweise auf Tischen weiß übermalte und mit Linien-Gesichtern überzogene Gartenzwerge in Gesellschaft mit einer gemalten Riesenfliege tummelten. Darüber sind die Arme eines Weißen und eines Schwarzen beim markigen Händedruck zu sehen, über den einmal mehr rote Spritzer fegen. Eine andere solche Installation bringt auf Sprenkelpapier einen ebenso verzierten Elefanten sowie gleichartig mit Spritzern versehene Darstellungen vom Hasen und Pferdekopf zusammen. Da kann manches malerische Mittel vom Betrachter auch schon einmal als „inflationär“ empfunden werden.

Positiv fallen allerdings die Energie und die Ideen auf, die in den Bildern stecken. Sie walten auch in der tollen Malerei, die mit einem jungen Afrikaner vor Savannenlandschaft für eine gerechte Verteilung des Wassers zu plädieren scheint. Sie werden spürbar in der reizenden molligen Wasserfrau, die aus einer Skulptur bricht und in dem farbwogenden, reizvoll bewegten Bild einer langhaarigen Figur, die sich selbst zu malen scheint. Nicht zuletzt die frechen Comics der „Rosalie Glitterkwien“ zeigen das Potenzial von Daria und Sarah Nonn auf.

„Follow the Line“ ist noch bis Sonntag, 28. Juli, von 15 bis 20 Uhr im Bahnhof zu sehen. Die Ausstellung wird am 28. Juli mit einer Finissage beendet.