Politik | 08.05.2015

75. Jahrestag der ersten Deportationen der Nationalsozialisten

Zum Gedenken an ermordete Sinti und Roma

Kranzniederlegung am 17. Mai am Deutschen Eck

Koblenz. Das Kultur- und Beratungsbüro für Sinti und Roma - Django Reinhardt Music Friends e.V. und der rheinland-pfälzische Landesverband Deutscher Sinti und Roma laden alle Bürgerinnen und Bürger zum Gedenken am Sonntag, 17. Mai, 17 Uhr, am Gedenkstein für die ermordeten Sinti und Roma am Deutschen Eck ein. Obwohl schon 1933 rassistische Kriterien in die Gesetzgebung eingeführt wurden, waren es bis dahin jedoch in der Regel einzelne Personen, auf die diese Kriterien angewandt wurden. Auch wenn die bloße Zugehörigkeit als Jude, Sinto oder Rom bereits genügte, um nationalsozialistischer Verfolgung ausgesetzt zu sein, so waren es doch in der Regel erwachsene Männer, die hiervon betroffen waren. Mit der ersten großen Verschleppungsaktion von Sinti und Roma in die Konzentrations- und Vernichtungslager waren zum ersten Mal in Deutschland ganze Familien betroffen. Es war sozusagen ein „erster Testlauf“ für die Nationalsozialisten. Wie waren so viele Menschen zu transportieren und zu überwachen? Leisteten die verhafteten Menschen Widerstand? Wie reagierte die Bevölkerung auf das öffentliche Fortschaffen einer Minderheit? Insgesamt wurden bei dieser Aktion 2.800 Menschen deportiert. Der Vorsitzende des rheinland-pfälzischen Landesverbandes der Sinti und Roma, Jacques Delfeld, hat landesweit Gedenken initiiert. Am 17. Mai 1940 fand diese Aktion in Koblenz statt. Für die 77 Männer, Frauen und Kinder kam der Abtransport völlig überraschend und aus der Bevölkerung oder aus der Kirche regte sich kein Widerstand. Die Koblenzer Sinti wurden zunächst in das Sammellager „Messe Köln“ verschleppt und von dort in die Ghettos und Konzentrationslager im von den Nationalsozialisten besetzten Polen. Aller bürgerlichen Rechte beraubt und allein aus „rassischen Gründen“, wurden sie bis zur Beendigung des Krieges unter grausamsten Lebensbedingungen in Zwangsarbeitslager gezwungen. Die wenigsten haben überlebt. Die Sinti, die damals weiterhin in ihrer Heimat bleiben konnten, verhielten sich still und hofften, ja glaubten, dass ihnen nichts geschähe. Schließlich hatte der eigene Vater im ersten Weltkrieg gekämpft. Sie waren deutsche Bürger. Und außerdem wohin hätten sie gehen können? Hier war ihr Zuhause. Im März 1943 wurden sie, in Koblenz waren es 40 Männer, 44 Frauen und 65 Kinder, in das Vernichtungs- und Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau verbracht.

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