Allgemeine Berichte | 30.10.2017

Erinnerungen an einen schaurig schönen Verein

-Die Halloween-Kids - Sie waren ihrer Zeit voraus

Vor 20 Jahren zogen die Halloween-Kids erstmals durch die Straßen. IT

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Das Versprechen von Thisabe Alfter im Jahre 1993 im Womens Club der USNA vor ihrer Rückkehr nach Deutschland war Urheber für einen kreativen, gruselig gestalteten Garten. Sie hatte ihren Freundinnen versprochen, bestimmte Feste, die ihr in Amerika lieb geworden waren, auch hier zu feiern. Im Herbst 1994 fand sie nach langem Suchen in einem Blumenladen auf der Kurkolonnade einen riesigen Pumpkin. Aus diesem, so sagt die Künstlerin, gestaltete sie den ersten bemalten Kürbis Deutschlands. Während des Schaffens kamen ihr die Halloween-Abende in den USA in den Sinn, an denen die Kinder von Haustür zu Haustür ziehen, um ihr „Trick or Treat“ zu verkünden. Dieses „Gib Süßes oder Saures“ wollte sie auch den Kindern hier in Deutschland nahe bringen.

Der Kürbis im Garten fiel auf und die Leute blieben stehen. Ein Fotograf des „Kreisstadt-Echo“, wie der „BLICK aktuell“ damals noch hieß, machte eine Aufnahme und die Redaktion bat um einen ausführlichen Bericht über die Sitten und Bräuche rund um Halloween in den USA. Nach Erscheinen des Artikels setzte eine große Nachfrage ein. Diese veranlasste Thisabe Alfter, ihren Garten noch schaurig-schöner zu gestalten. Die Dekorationsartikel erhielt sie zum großen Teil von ihren amerikanischen Freundinnen, die sie sehr unterstützten. Kinder kamen staunend zum Gartenzaun und klopften tatsächlich auch zum ersten Halloweenabend 1994 an die Haustüre. Zur Freude der über 100 Kinder und den Erwachsenen, welche die Kinder begleiteten, öffnete sie als Hexe verkleidet und überreichte das Gewünschte.

Jeder wollte nun wissen, was genau es mit dem Brauch auf sich hat und Presse und Radio berichteten über die kreativen Aktivitäten von Thisabe Alfter. Der Südwestfunk trat an sie heran und bat um die Dreherlaubnis für einen Beitrag in der Landesschau. Es kamen immer mehr Kinder, um mit ihr zusammen das Fest zu gestalten: In Workshops wurde gemalt, Geschichten gelesen und Dekorationsartikel hergestellt. Durch die vielen Veröffentlichungen wurde die Bad Neuenahrer Geschäftswelt aufmerksam und unterstützten die Künstlerin mit Geld- und Sachspenden. Kostüme und Dekorationsartikel, die hier zu dieser Zeit noch nicht zu erwerben waren, hat sie sich von ihren Freundinnen aus Amerika schicken lassen. Unermüdlich sammelte sie Geld, um einen guten Start mit den Kindern der Stadt, die nach und nach mit Begeisterung eintrafen, hinzulegen. Schließlich ist sie eine Frau mit Perfektionismus und da muss alles stimmen! Wenn man sich vorstellt, dass heute in jedem großen Markt, beim Spielwarenhändler und Discounter ein Überangebot von Halloweenartikel angeboten wird, kann man sich kaum vorstellen, dass es zu dieser Zeit noch nichts gab. Die Anwohner waren erst sehr erstaunt, aber das gab sich mit der Zeit.

Im Sommer 1997 stand ein privater Umzug an und Thisabe Alfter entschied sich, am neuen Wohnort keine Halloweenveranstaltung mehr zu organisieren. Im August 1997 legte ihr jedoch jemand viele Pumpkin-Kürbisse vor der Tür. Der Ruf nach weiteren Veranstaltungen wurde lauter und die Geister, die sie einst rief, forderten ihr Recht. Schließlich gründete Thisabe Alfter den Verein „Halloween-Kid Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V.“ mit ihr als Vorstandsvorsitzende für die ersten vier Jahre. Eine herausragende Veranstaltung war der Rheinland-Pfalz-Tag in Boppard. Hier nahmen sie mit großer Freude teil. Der damalige Ministerpräsident Kurt Beck begrüßte Thisabe Alfter als „die Kreishexe von Ahrweiler“. Das ist eine Erinnerung, die wohl heute noch in den Köpfen der Teilnehmenden nachhallt.

Thisabe Alfter importierte so den keltischen Halloween-Brauch nach Deutschland, wo sich in den folgenden Jahren ein wahrer Halloween-Boom entwickelte.

Die Kinder kamen gerne zum Werkeln und aus Rabauken wurden Lämmer. Der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe war hervorragend. Der Verein engagierte sich auch bei anderen Vereinen mit Teilnahmen, so an Karnevalsumzügen. Thisabe Alfter ging mit Enthusiasmus ans Werk, jedes Jahr im Herbst war sie unterwegs, um Geld und Sachspenden zu sammeln. Ohne die Unterstützung durch ihren Sohn Stefan und Privat- und Geschäftsleuten wären die Veranstaltungen nicht möglich gewesen. Der Verein „Halloween-Kid Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V.“ engagierte sich im Besonderen, um Kreativität von Kinder und Jugendlichen zu fördern. Erwirtschaftete Spendengelder wurden für kreative Kinder- und Jugendprojekte gespendet. Als Thisabe Alfter nach vier Jahren den Vereinsvorsitz aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr übernehmen konnte, fand sich leider kein Nachfolger: der Verein musste aufgelöst werden.

Dennoch bringt sich die Künstlerin weiterhin gerne ehrenamtlich ein. Sie steckt noch immer voller Tatendrang und Talente, die sie gerne auslebt. Ihre Wohnung zeigt ein breites Spektrum ihres Könnens im gestalterischen und farbharmonischen Bereich. Gerne nimmt sie Aufgaben wahr, die an sie herangetragen werden. Besonders, wenn Ideen und Gestaltungsmöglichkeiten gesucht werden. Wenn man ihr gegenüber sitzt, spürt man förmlich ihr Engagement und die Begeisterung für organisatorische und gestalterische Aufgaben. Der Tisch, an dem sie hunderte von Pumpkins ausgehöhlt und bemalt hat, steht heute kunstvoll gestaltet in ihrem Wohnraum. Ihr Wunsch ist, wieder mit Menschen kreativ zusammen zu arbeiten. Der Traum von einer Ideenwerkstatt in einem großen Raum, angefüllt mit Werkmaterialien und besonders vielen Menschen, lässt sie nicht los.

Nun nimmt sie sich zum Anlass des 20-jährigen Jubiläums die Zeit, viele hunderte von Zeitungsartikel und Gegenstände aus der Halloweenzeit zu sichten und zu ordnen, um sie in absehbarer Zeit dem Stadtarchiv zu übergeben. Auch, wenn der Verein zwischenzeitlich nicht mehr besteht, so soll doch die Erinnerung daran erhalten bleiben.

Thisabe Alfter brachte den Halloween-Brauch nach Deutschland.

Thisabe Alfter brachte den Halloween-Brauch nach Deutschland.

Vor 20 Jahren zogen die Halloween-Kids erstmals durch die Straßen. Fotos: IT

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