Allgemeine Berichte | 07.12.2021

Rekordverdächtiger und glitzernder Lichterzug der Landwirte

1500 Traktoren brachten einen riesigen Funken Hoffnung

„Ein Funken Hoffnung - ohne Bauern geht es nicht“, so lautete das Motto des Lichterzuges.Fotos: RASCH

Ahrtal/Sinzig. Das war ein gigantischer Funken Hoffnung, den 1500 Traktoren, Gespanne und Lkw in fünf leuchtenden Zügen am Samstag ins Ahrtal brachten. Ebenso leuchtend und glitzernd, wie emotional anrührend und stimmungsvoll. „Ein Funken Hoffnung - ohne Bauern geht es nicht“, so lautete das Motto des Lichterzuges, der sich überraschend und unverhofft zu einer absolut grandiosen Großveranstaltung entwickelte. Die funkelnden und glitzernden „rollenden Christbäume“ waren dabei in insgesamt fünf leuchtenden Zügen unterwegs. Vom alten Oldtimerschlepper bis hin zum hochmodernen, computergesteuerten Ackergerät jenseits der 500-PS-Grenze.

Einer der Startpunkte lag in Sinzig. Und dies auch im Wortsinne im Flutgebiet. Denn der Großteil der Traktoren sammelte sich zwischen Sinziger Brunnen und TÜV entlang der Bad Bodendorfer Straße in Richtung des Sinziger Vorortes. Der traditionsreiche Sinziger Brunnen wurde vorläufig durch die Flut im Sommer zum Versiegen gebracht und auch beim TÜV wird eher entkernt als geprüft. Zudem war mit dem Grünen Weg ein ganz hart betroffenes Flutgebiet in der Stadt quasi gegenüber der Aufstellung. Und wer in der hereinbrechen Dämmerung am Samstagnachmittag durch das Glitzern und Funkeln der mit Lichterketten aller Art geschmückten Traktoren nicht vollkommen abgelenkt war, konnte auch feststellen, dass auf dem mit Schotter ausgeschütteten eigentlich als Bauplatz vorgesehenen Grundstück für ein neues Feuerwehrgerätehaus die ersten Tiny-Houses angekommen sind. Ein zweiter Pulk Schlepper sammelte sich in der Kripper Straße und auf dem Betriebsgelände von TSS Autoteile von Tünn Milbradt. Und der Westumer mit dem Herz auf dem rechten Fleck ist ja auch seit Tag eins nach der Flutkatastrophe in Sachen Fluthilfe Hansdampf in allen Gassen. Am Samstag gab es auf dem Betriebsgelände eine kleine Fete, um die Trecker standesgemäß zu verabschieden, mit kleinem Feuerwerk versteht sich.

Bei der Organisation der Riesenveranstaltung war man zunächst von rund 150 Treckern im Gesamten ausgegangen. Doch dem Aufruf des LsV Nordrhein-Westfalen (Land schafft Versorgung) waren dann Schlepper aus ganz Deutschland gefolgt. Der Rekordzug im Ahrtal war dabei wohl nur der größte von vielen zeitgleich stattfindenden Lichterzügen im gesamten Bundesgebiet, dem in den nächsten Wochen noch zahlreiche weitere folgen sollen. Dafür, dass in Sinzig und im Ahrtal die Emotionen hochgingen und auch so manches Tränchen floss, sorgte die schlichte Tatsache, dass fast alle Fahrzeuge und ihre Fahrerinnen und Fahrer oft wochenlang bei der Fluthilfe im Einsatz waren. Die Flutopfer erkannten ihren Hilfstrecker auch als Weihnachtsbaum getarnt natürlich wieder. Und für die teils mit viel Fantasie und Kreativität geschmückten Landmaschinen gab es Beifall auf offener Szene. Teilweise erinnerte die Stimmung fast schon etwas an einem großen Karnevalszug. Stichwort Kamelle: In Sinzig gab es für die kleinen Zuschauer liebevoll gepackte Weihnachtstüten und obendrein meist auch noch einen Adventskalender des Arbeiter und Samariterbundes. Der Umfang dieser Beute der kleinen Besucher weckte ebenfalls Erinnerung an das Schaulaufen der großen Narrenschiffe. Dies galt besonders für die zahlreichen Zuschauer im Ortskern von Bad Bodendorf. Denn der Riesenlichterzug der Landwirte erinnerte schon etwas an den karnevalistischen Mondscheinumzug im Ort. Obwohl der Mondscheinumzug natürlich längst nicht die Rekordlänge des „Funken Hoffnung“ erreichen wird. Denn am Ende werden es in Sinzig wohl fast 400 Fahrzeuge gewesen sein, die sich auf dem Weg in Richtung Dernau machten. Um die Dimensionen zu veranschaulichen. Als die Trecker die B 266 in Richtung Bad Bodendorf fast komplett gefüllt hatten, hatten sich jene fast 200 Fahrzeuge, die im Bereich des Sinziger Brunnens Aufstellung genommen hatten, noch gar nicht in Bewegung gesetzt. Grandios, gigantisch, fantastisch die Reaktion am Zugweg waren immer gleich und ähnlich. Da sich auch aus Euskirchen aus Schuld und aus Ramersbach Lichterzüge auf dem Weg gemacht haben wurde es im Ahrtal ob der vielen rollenden und blinkenden Weihnachtsbäume auf vier Rädern im Bereich Dernau auch schon richtig eng.

Der riesige Lichterzug, dessen erreichte Dimensionen, bei der Planung ja nicht abzusehen war, steht aber symbolisch auch für eines. Für die riesige und unermüdlich Hilfe, die die Bauern, die Lohnunternehmer und die Gartenbaubetriebe direkt nach der Flut im Ahrtal unermüdlich geleistet haben und auch noch leisten . „Wir gehen hier nicht weg, bis alles geschafft ist,“ hat es aus den Reihen der Landwirte im Vorfeld ja immer wieder geheißen. Und wer den Funken Hoffnung erlebt und gesehen hat, traut den Jungs und Mädels das alle Mal auch zu. Für die Orte an der Ahr war es auf jeden Fall ein einzigartiger Vorabend zum zweiten Advent. Und der Lichterzug soll nach bisherigen Verlautbarungen im nächsten Jahr ja wohl auch eine Fortsetzung finden. BL

Nicht nur Traktoren, auch Oldtimer nahmen am Zug teil.

Nicht nur Traktoren, auch Oldtimer nahmen am Zug teil. Foto: Fotograf Ralf Schuhmann

Die Traktoren erleuchteten die Dunkelheit.

Die Traktoren erleuchteten die Dunkelheit. Foto: Fotograf Ralf Schuhmann

Auch weihnachtlich geschmückte Traktoren waren zu bestaunen.

Auch weihnachtlich geschmückte Traktoren waren zu bestaunen. Foto: Fotograf Ralf Schuhmann

„Ein Funken Hoffnung - ohne Bauern geht es nicht“, so lautete das Motto des Lichterzuges.Fotos: RASCH

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