Wohnen für Hilfe

Als Erste vermittelt

Als Erste vermittelt

Elif Sezgin und Susanne Rott.Foto: privat

Koblenz. Vor rund vier Jahren finden Elif Sezgin und Susanne Rott über das Projekt „Wohnen für Hilfe“ zusammen. Sezgin beginnt damals ihr Studium der Sozialen Arbeit und ist auf Wohnungssuche. Der Erzieherin Susanne Rott hingegen ist ihr Haus in Koblenz-Karthause zu groß geworden: Sie hat ein freies Zimmer.

Frau Rott, wie sind Sie auf „Wohnen für Hilfe“ aufmerksam geworden?

Susanne Rott: Eine Bekannte erzählte mir von „Wohnen für Hilfe“. Es hatte mich neugierig gemacht, denn nach dem Tod meines Lebensgefährten war mir mein Haus zu groß geworden. Gleichzeitig war mir die Wohnungsnot der Studierenden bewusst.

Wie haben Frau Sezgin und Sie zusammengefunden?

Susanne Rott: In Elifs Bewerbungsbogen für „Wohnen für Hilfe“ las ich, dass sie in einer großen Familie aufgewachsen ist – so wie auch ich. Auch ihr deutsch-türkischer Hintergrund war für mich von Anfang an eine kulturelle Bereicherung. Unsere erste Begegnung werde ich nie vergessen: Da stand Elif mit ihrem Vater in der Haustür. Manchmal spürt man ja beim ersten Blick, dass eine Sympathie da ist. Nachdem wir uns dann über unsere Vorstellungen vom gemeinsamen Wohnen ausgetauscht hatten, wusste ich, dass es passt! Das war der Beginn einer guten und fruchtbaren Wohnpartnerschaft.

Hatten Sie beide anfangs bedenken, eine Wohnpartnerschaft einzugehen?

Susanne Rott: Anfangs hatte ich Bedenken, ob sich ein ruhiger Feierabend – den brauchen ich nach meinem Vollzeitjob in einer Kita – mit dem Leben einer jungen Studentin in Einklang bringen lässt. Diese Sorge konnte Elif aber rasch aus der Welt schaffen. Sie braucht ebenso viel Ruhe wie ich.

Elif Sezgin: Susanne hat mir von Anfang an ein sehr gutes Gefühl gegeben. Daher hatte ich kaum Bedenken, was die Wohnpartnerschaft angeht. Mir hat eher der Umzug von Aachen in eine neue Stadt Sorgen bereitet. Da war es auf jeden Fall auch hilfreich, Susanne an meiner Seite zu haben. Sie hat mich anfangs auch zu Treffen mit ihrem Freundeskreis mitgenommen.

Frau Sezgin, wie fühlt es sich für Sie an, Ihre Miete mit Arbeit zu bezahlen?

Elif Sezgin: Die Arbeit fühlt sich keineswegs nach Verpflichtung oder Überlastung an. Ich fühle mich wie in meinem eigenen Haus oder Garten, wenn ich die Aufgaben erledige. Deswegen macht es auch Spaß. Susanne schätzt meine Arbeit sehr, das motiviert mich natürlich auch.

Frau Rott, in welchen Bereichen unterstützt Frau Sezgin Sie im Alltag?

Susanne Rott: Elif hilft mir beim Umgang mit dem Computer und bei der Gartenarbeit. Sie behält es selbst im Blick, wann es beispielsweise an der Zeit ist, den Weg ums Haus herum zu fegen oder den Rasen zu mähen. Besonders hilfreich ist es, wenn ich im Urlaub bin und sie das tägliche Gießen übernimmt oder den Grünschnitt rausträgt. Es gibt mir ein sicheres Gefühl, dass jemand in meiner Abwesenheit im Haus ist. Elif konnte es nach vorheriger Absprache schon manches Mal einrichten, Handwerker ins Haus zu lassen. Das war zuvor wegen meiner festen Arbeitszeiten oft ein Problem für mich.

Verbringen Sie auch Ihre Freizeit gemeinsam?

Elif Sezgin: Ja, hin und wieder auf jeden Fall. Wir kochen manchmal gemeinsam oder trinken einfach nur einen Tee und tauschen uns aus. Besonders schön sind die sonnigen Tage in Susannes traumhaften Garten. Das genießen wir sehr.

Susanne Rott: Im Laufe der Zeit ist aus unserer Wohnpartnerschaft ein freundschaftliches Verhältnis entstanden. Wir erzählen uns aus unserem Leben, nehmen Anteil an Erlebnissen oder Schicksalsschlägen in unseren Familien und stehen uns in Freud und Leid zur Seite. Wenn eine von uns krank ist, kümmert sich die andere und besorgt Medikamente und alles, was sonst noch benötigt wird.

Ich freue mich jedes Mal, wenn Elif für mich türkisch kocht oder wenn ihre Familie zu Besuch kommt und von der Türkei erzählt. Mit Interesse las ich Elifs Bachelorarbeit und nun staune ich, wie sie neben dem Einstieg ins Berufsleben ihr Masterstudium bewältigt.

Würden Sie das Projekt „Wohnen für Hilfe“ weiterempfehlen?

Elif Sezgin: Ich kann das Projekt allen Studierenden empfehlen, die nicht alleine leben wollen und in eine neue Stadt Anschluss finden wollen. Ich genieße die Zeit und denke, dass aus einer Wohnpartnerschaft auch eine gute Freundschaft werden kann.

Susanne Rott: Ich kann „Wohnen für Hilfe“ uneingeschränkt empfehlen. Mit ihrem guten Gespür und inzwischen langjährigen Erfahrungen kann die Projektleiterin Anne Dommershausen Menschen zusammenbringen, die tatsächlich auch zusammenpassen.

Über „Wohnen für Hilfe“

Das Projekt „Wohnen für Hilfe“ ist eine Kooperation des Studierendenwerks Koblenz und der Hochschule Koblenz und vermittelt Wohnpartnerschaften zwischen Studierenden und Wohnraumgebern, die den Studierenden kostenfrei ein Zimmer zur Verfügung stellen – als Gegenleistung für Hilfe im Alltag.

Weitere Informationen und Kontakt: Studierendenwerk Koblenz, Anne Dommershausen, Projektleiterin „Wohnen für Hilfe“, Hochschule Koblenz, Konrad-Zuse-Straße 1, 56075 Koblenz, Tel. (02 61) 95 28 -9 81, E-Mail: koblenz@wohnen-fuer-hilfe.de, Website: www.wohnen-fuer-hilfe.de.

Pressemitteilung des

Studierendenwerk Koblenz