Allgemeine Berichte | 03.12.2018

Der Kreis Ahrweiler trauert um Ignaz Görtz

Als Kreisarchivar und in vielen Ehrenämtern hat er sich engagiert

Am Wichtigsten war Ignaz Görtz die Familie. privat

Kreis Ahrweiler/Altenahr. Der ehemalige Kreisarchivar und auf heimatkundlichem Gebiet tätige Ignaz Görtz aus Altenahr ist am Mittwoch, 28. November, im Alter von 87 Jahren gestorben. In Altenahr, wo schon seine Eltern und deren Eltern zur Welt kamen, wurde Görtz am 19. Dezember 1930 geboren. Dort war sein Lebensmittelpunkt, dort entfaltete er vielfältige Aktivitäten und kannte er die Gegebenheiten wie kaum ein Zweiter.

Sein Abitur machte er am Realgymnasium des Kreises Ahrweiler, das provisorisch in der damaligen Weinbauschule untergebracht war, dann studierte er Volkswirtschaft an der Universität Bonn. Als Diplomvolkswirt übernahm er vom erkrankten Vater bald das elterliche Foto- und Andenkengeschäft und betrieb einen Ansichtskartenverlag. Schon vor der Einschulung hatte er im gut gehenden Geschäft eigenes Geld verdient, indem er für Pfennigbeträge Fotos belichtete. Nun mit der Geschäftsführung befasst, eignete er sich nebenbei fotografische Kenntnisse an, übernahm Aufträge zu privaten Anlässen und belieferte mit seinen Fotos Zeitungsredaktionen. Der Laden war zugleich eine Anlaufstelle für Touristen. Den Scharen von Ahrtal-Reisenden mit Informationen, Besichtigungs- und Wandertipps weiterzuhelfen, fiel Görtz leicht, interessierte er sich doch schon von früh auf für die Geschichte und die Schönheiten seiner Heimat. Außerdem betrieb Ahnenforschung für die eigene Familie und Mitbürger und er übernahm zeitweilig die Schulung der Weinköniginnen.

Hobby zum Beruf gemacht

Zuhause wuchsen die Aufgaben mit der Familiengröße: Ignaz Görtz und seine Ehefrau Mechtilde, geborene Monreal, hießen als Nachwuchs drei Jungen und drei Mädchen – Norbert, Hildegard, Ursula, Ulrich, Maria und Burkhard – willkommen. Als Görtz dann 1972 Rektor Jakob Rausch als Kreisarchivar ablöste, hatte er laut Tochter Hildegard „sein Hobby zum Beruf gemacht“. Mit seinen Kenntnissen von Land und Leuten, mit Schaffenskraft und persönlichem Einsatz nahm Görtz das Amt bis Ende 1993 wahr. Bei 21 Heimatjahrbüchern hielt der Kreisarchivar die redaktionellen Fäden in der Hand. Das entspricht 3.819 Seiten heimatkundlicher Literatur. Er öffnete das Heimatjahrbuch für einen breiten Mitarbeiterkreis, ordnete die Archivbestände neu, richtete die Präsenzbibliothek ein, vervollständigte sie und ergänzte systematisch die Sammlungsbestände. Vom Kreisarchiv wurden unter seiner Federführung 1987, 1989 und 1993 drei Studienbücher zum Kreis Ahrweiler in Geschichte und Gegenwart herausgegeben. Seine Arbeit führte seit 1994 Leonhard Janta weiter, den Görtz zuvor kompetent und gründlich eingearbeitet hatte. Für das Jahrbuch verfasste er rund 120 eigene Beiträge. Auch nachdem er nicht mehr als Kreisarchivar arbeitete, konnten andere Jahrbuchautoren, die seinen Rat suchten, auf seine Hilfe zählen.

Vielfältig gewirkt

Während seiner Archivar-Zeit war Ignaz Görtz zweigleisig berufstätig gewesen: Halbtags wirkte er im Kreishaus, und halbtags riefen die Pflichten in Altenahr, wo er seine Eltern, zwei Schwestern und Ehefrau Mechtilde im Geschäft unterstützte. Irgendwie blieb noch Zeit, mit seiner Frau einen Gemüsegarten zu bewirtschaften, gemeinsam zu ernten und einzumachen. Des Abends aber wurde der Altenahrer kaum zu Hause gesehen. Lange Jahre wirkte er im Pfarrgemeinderat und Jahrzehnte in Kommunalpolitik und Kulturpflege. Seit 1964 bis Ende der 1990er-Jahre war er Gemeinderatsmitglied, von 1969 bis 1979 Erster Beigeordneter der Gemeinde und von 1984 bis 1989 Beigeordneter der Verbandsgemeinde Altenahr. Im Altenahrer Kulturverein Mittelahr und im Förderverein Burg Are engagierte er sich im Vorstand. Und oft führte der Kenner der Burg Interessierte zu den Ruinen.

Seit 1956 Mitglied Eifelvereinsortsgruppe Altenahr, übernahm er dort schon 1960 Aufgaben im Vorstand, von 1980 bis 2003 den Vorsitz. Im Anschluss wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Von 1972 bis 1989 war er Kulturwart der Bezirksgruppe, von 1985 bis 1994 ihr Geschäftsführer, danach stellvertretender Vorsitzender. Für diese Verdienste erhielt Görtz im Oktober 2000 die Goldene Verdienstnadel, eine seltene Auszeichnung. Für sein kommunalpolitisches Wirken wurde ihm 1990 die Freiherr-vom-Stein-Plakette verliehen und 1995 für den Einsatz in der Kulturpflege und Heimatkunde das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Görtz erhielt sich die Neugier auf sein Umfeld und andere Menschen. Er war immer daran interessiert, Neues zu lernen. Im fortgeschrittenen Alter stellte er sich auf die digitale Fotografie um und brachte sich noch den Umgang mit dem Computer bei. Er ist gern gereist, hat zahlreiche europäische Weinanbaugebiete besucht, war begeisterter Opern- und Theaterbesucher, mochte gutes Essen, einen guten Tropfen im Glas, Humor und Gespräche. Trotz seines breiten Engagements war für Ignaz Görtz die Familie das Wichtigste. Seine Heimatliebe, sein Einsatz für Gesellschaft und Kultur können Ansporn und Verpflichtung sein. HG

Am Wichtigsten war Ignaz Görtz die Familie. privat

Am Wichtigsten war Ignaz Görtz die Familie. Foto: privat

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