Wintersport anno dazumal: An der Hohen Acht und in Nürburg gab es einst Sprungschanzen

Als Skispringer noch aus der Eifel kamen

Als Skispringer noch aus der Eifel kamen

: Bis zu 1000 Zuschauer säumten einst die Sprungschanze an der Hohen Acht bei den Silvester- und Neujahrsspringen. Foto: Kreisarchiv

Kreis Ahrweiler. Das wäre das richtige für Michael Edwards gewesen. Die britische Lachnummer bei den Olympischen Winterspielen 1988 in Calgary, bekannt als „Eddie the Eagle“, hätte als Möchtegern-Skispringer erstens eine kürzere Anreise und zweitens reale Chancen auf einen Haus-Rekord gehabt.

Wenn es denn die Sprungschanze an der Hohen Acht noch geben würde. Aber die ist längst Geschichte. Dennoch können sich viele an die Schanze in Jammelshofen erinnern. Auch wenn der Skilift an der Abfahrt mangels Schnees zurzeit stillsteht.

Die Schanze an der Hohen Acht, dem mit 747 Metern höchsten Berg der Eifel, hätte in diesem Jahr ihren 88. Geburtstag feiern können, doch sie ist seit gut vier Jahrzehnten verschwunden. Die Anlage diente bis in die 1980-er Jahre der Förderung des Springer-Nachwuchses der umliegenden Gemeinden, vor allem aus Jammelshofen. Traditionell fand zum Auftakt der Sprungsaison jedes Jahr ein Sylvester- und Neujahrsspringen statt. Damals gab es eben noch richtig Schnee in der Eifel. Es war der Turn- und Wintersport-Verein Adenau (TuWi), der 1934 die Schanze errichtet hatte. Der Entwurf stammte damals vom Ski-Jugendwart des Vereins, Erhard Kummer, der auch die Bauleitung innehatte. Eingeweiht wurde die Schanze allerdings erst am 9. Januar 1938, denn die drei Winter nach dem Schanzenbau hatten ihren Namen nicht verdient: Trockenübungen ja, Springen nein.

Doch danach klappte es, Silvester- und Neujahrsspringen in der Eifel Publikumsmagneten. Wintersport im Fernsehen gab es halt noch nicht. Doch über die „stolzen zehneinhalb Meter“ des Siegers bei den ersten Bezirksmeisterschaften, Kurt Arendt aus Adenau, hätte sogar „Eddie the Eagle“ geschmunzelt. Beifall gab es dennoch von den mehr als 800 Zuschauern am Hang.

Aber die Schanze war eben für maximal 25 Meter ausgelegt. Die wurden nie erreicht. Den Schanzenrekord stellte laut Siegerliste des TuWi Adenau der Bad Godesberger Karlheinz Buchholz bei den Eifelmeisterschaften 1955 mit 22,5 Metern auf. Teilnehmer aus dem Kreis Ahrweiler kamen damals übrigens auch vom HTC Bad Neuenahr, dem TuS Ahrweiler, dem SC Remagen, dem TV Niederbreisig, dem VfL Brohl, dem SC Altenahr sowie aus Insul, Wershofen und Müllenbach.

Das geht aus einer Liste hervor, die Konrad Specht in den 1960-er Jahren für das Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler erstellt hatte. Übrigens: Schneekanonen gab es damals noch nicht. Mehrere Tage vor jedem Sprungwettbewerb musste die Schanze durch freiwillige Helfer des Turn- und Wintersportvereins Adenau hergerichtet werden. Von den Nachbarhängen wurde in Körben Schnee herbeigeschafft, auf der Aufsprungfläche ausgebracht und mit Skiern festgetreten. 15 bis 20 Helfer waren dazu jeweils nötig.

Konkurrenz bekam die Jammelshofener Schanze 1952. In diesem Jahr baute die Gemeinde Nürburg einem Lifthang, eine Anlage, die Sprünge von bis zu 42 Metern erlaubte. Das wäre auch was für Eddie gewesen. Denn trotz Linksverkehrs und gekochtem Wildschwein mit Pfefferminzsoße hat er 1987 immerhin den britischen Rekord im aufgestellt. Der liegt mit 73,5 Metern in Oberstdorf immerhin 51 Meter über dem Bestergebnis in der Eifel.