Ausstellung im städtische ´n Museum Bad Breisig

Als die Haute Voléedas Rheinufer entdeckte

Bad Breisig. „Ja, früher war alles besser“ - oder schlechter? Das kann ein jeder nur für sich selbst beantworten. Über eines gibt es in der Quellenstadt allerdings keine zwei Meinungen: Das ist die Zeit Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Niederbreisig, bis dahin eher ein Ort der Kaufleute, Fischer und Bauern, erlebte einen Aufschwung der besonderen Art. Meist gut betuchte Kaufleute und Fabrikanten, überwiegend aus dem Köln/Aachener Raum, entdeckten die idyllische Rheinlage der Quellenstadt, verlegten ihren Wohnsitz zumindest für eine gute Zeit im Jahr hierher an den Strom, hielten Hof in ihrem Anspruch gemäßen Villen, die sich wie eine Perlenkette von Rheineck bis Niederbreisig aneinanderreihten. Waldi Fabritius, ausgewiesener Kenner der Breisiger Geschichte und Geschichtchen, sieht das in seinen „Plaudereien“ so: „Die Haute Vollée entdeckt das Breisiger Rheinufer“. Ein Hauch dieses Aufbruchs zu neuen Ufern durchweht derzeit das städtische Museum, gelegen in der geschichtsträchtigen Biergasse. Der Heimat- und Museumsverein lädt ein zu einem Spaziergang durch „Breisig und seine Villen“. Zeitgenössische Ansichtskarten, teils versehen mit handschriftlichen Grüßen aller Art an die lieben Daheimgebliebenen, dokumentieren die damals neue Breisiger Lebensart. Teils von namhaften Architekten erbaute prunkvolle Herrschaftshäuser wurden zu steinernen Zeugen für das Lebensgefühl dieser Neubürger.

Andreas Windscheif, Vorsitzender des Museums- und Heimatvereins, hat - gemeinsam mit weiteren Vereinsmitgliedern - mit dieser kenntnisreich zusammengestellten Postkarten-Revue eine Niederbreisiger Epoche zurückgeholt in die Jetztzeit, deren Protagonisten sich nicht nur mit ihren baulichen Hinterlassenschaften einen nachhaltigen Platz im heimischen Geschichtsbuch verschafft haben. Viele Breisger Bürger fanden damals bei ihnen Lohn und Brot. Der Ort entwickelte sich hin zu einem Bade- und Kurort, was ihn noch heute auszeichnet.

Im Vorraum der Ausstellung sorgen ausgelegte Bücher der Heimatgeschichtler Carl Bertram Hommen und Waldi Fabritius dafür, dass interessierte Bürger sich in aller Kürze einlesen können in diese damalige Zeit.

An den Stellwänden guterhaltene Ansichtskarten, die Infotexte knapp und treffend. Eines gilt dabei eigentlich für alle dieser Villen des Geldadels:

Das Hochwasser verschonte so gut wie keine dieser Prunkbauten, den einen mehr den anderen weniger, aber ein dankbares Fotomotiv ist der aus seinem Bett gestiegene Vater Rhein allemal. Genauso gern abgelichtet die jeweils zu den Villen gehörenden Parkanlagen.

In ihrer üppigen Pracht und mit einer kurzgefassten Geschichte ihrer Bauherren präsentieren sich dem Betrachter: die Villen Hermine, Wente und Monz, das Haus Rheinaue, etwas später im Eigentum von Konsuls Öhme, danach schließlich und endlich das Kurhaus, das spätere Josefshaus, dereinst Herrensitz von Hugo Traine, und nicht zuletzt die Villa Bödiker. Ja, das waren noch Zeiten. Heute jedoch fehlen in der Breisiger Stadtsilhouette, da abgerissen: die Villa Hermine, die Villa Alberti, die Villa Wente, die Villa Öhme.

Diese für Breisig wichtige Zeit der Entwicklungs- und Ortsgeschichte ist noch bis zum 26. März im Städtischen Museum, Biergasse, nachzuerleben. Die Ausstellung ist samstags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr zu besichtigen.