Dr. von Ehrenwall´sche Klinik
Bei Ahrweiler Kulturnacht hohe Besucherzahl zu verzeichnen

Ahrweiler. Im Rahmen der Ahrweiler Kulturnacht hat auch die Dr. von Ehrenwall´sche Klinik ihre Pforten geöffnet und interessierte Besucher zu Führungen durch den historischen Teil der Klinik eingeladen. Birgit Bertram, Verwaltungsleitung, war überwältigt vom Andrang der Besucher: „Wir mussten spontan die Anzahl der Führungen verdoppeln, um dem Interesse gerecht zu werden“. Besonderen Anklang fanden die historischen Modelle der Klinik, die ca. 1900 bis 1905 für mehrere internationale Ausstellungen hergestellt wurden. Die Besucher bewunderten die detailgetreuen Darstellungen incl. der entsprechenden Möblierung. Anhand der verschiedensten Exponate wie auch Bildern und Plänen wurde deutlich, dass der Klinikgründer Carl von Ehrenwall seiner Zeit weit voraus war. Von Ehrenwall hatte bereits 1885 ein Maschinenhaus errichten lassen, mit dem über eine Dampfzentrale die Zentralheizung und Wasserversorgung der Klinik gewährleistet wurden. Turbinen lieferten den Strom, ein Brunnen das Wasser. Eine eigene Landwirtschaft mit Schweine- und Rinderzucht sowie Obst- und Gemüseanbau sorgte für die Verpflegung der Patienten.
Für viele der Besucher war der Besuch der Tiefkeller ein fast schon gruseliges Erlebnis. Die Tiefkeller dienten im zweiten Weltkrieg als Schutzräume während der Bombenangriffe, und zwar nicht nur für Mitarbeiter und Patienten der Klinik, sondern auch für die Ahrweiler Bevölkerung. Die Techniker der Ehrenwall´schen Klinik hatten die Treppen und Räumlichkeiten mit Kerzen ausgeleuchtet und damit eine Atmosphäre geschaffen, die erahnen ließ, welch beklemmende Gefühle die Menschen damals ausstehen mussten.
Ein besonderes Highlight war der Besuch im „Lesesaal“, entstanden ca. 1895, der ausgestattet mit Bühne und Flügel den Geist ausgehenden 19. Jahrhunderts, also den „Fin de siecle“ bzw. den beginnenden Jugendstil, eingefangen und bewahrt hat. Neben der Ausstattung mit antiken Möbeln sind es auch die liebevoll erhaltenen Stuckdecken und Tapeten, die den Raum zu einem Stück Zeitgeschichte machen. Ein Besucher äußerte spontan: „Man kommt sich vor wie im Zauberberg von Thomas Mann!“
Christoph Smolenski, Geschäftsführer, war mehr als zufrieden mit dem Verlauf der Kulturnacht. Für ihn gehört die Klinik nicht nur aufgrund ihrer historischen Bauteile zum Kulturgut der Stadt, sondern „es ist auch ein Ausdruck der besonderen Kultur von Ahrweiler, eine psychiatrische Klinik direkt in der Stadt schon seit mehr als 140 Jahren nicht nur zu tolerieren, sondern vor allem zu integrieren. Der Besucherandrang heute zeigt einmal mehr, dass das Interesse an der Psychiatrie größer ist als die Berührungsängste.“