Römerfest in Rheinbach anlässlich der Eröffnung des Römerkanal-Infozentrums

Bei grandiosen Gladiatorenwettkämpfenflogen die Fetzen und klirrten die Schwerter

Von Ein Bericht von Volker Jost

Bei grandiosen Gladiatorenwettkämpfen
flogen die Fetzen und klirrten die Schwerter

Bei den Gladiatorenwettkämpfen auf dem Himmeroder Hof ging es ordentlich zur Sache.Fotos: JOST

Bei grandiosen Gladiatorenwettkämpfen
flogen die Fetzen und klirrten die Schwerter

Edelsteine schleifen wie die alten Römer, das machte den Kindern sichtlich Spaß.

Bei grandiosen Gladiatorenwettkämpfen
flogen die Fetzen und klirrten die Schwerter

Mit dem 950 Grad heißen römischen Perlenofen wurden jede Menge römische Glasperlen hergestellt.

Rheinbach. „Teutonius sieht zwar harmlos aus, ist aber ein richtiger Drecksack - so sind alle Netzkämpfer.“ Leonidas (Stefan Heres) weiß, wovon er spricht, denn er ist „Lanista“, also Besitzer der Gladiatorenschule „Armor mortis“ und hat selbst schon über 150 Gladiatorenkämpfe hinter sich. Und richtig, Netzkämpfer Teutonius aus der Gattung der „Retiarius“-Kämpfer bringt dank seiner Wendigkeit und Schnelligkeit und mit einigen wüsten Verrenkungen den knapp doppelt so schweren und viel besser geschützten „Secutor“ Ajax zu Fall und rammt ihm seinen Dolch in die Seite. Dem im Sand des Kampfgevierts niedergestreckten Recken aus der Gattung der Verfolger bleibt nur, zwei Finger zum Zeichen der Aufgabe zu strecken und auf das gnädige Urteil des Publikums zu hoffen.

Er hat Glück, der Daumen wird nicht gesenkt, Ajax hat auch seinen 225. Kampf überstanden und darf weiterleben. So ging es gottlob auch den Verlierern der zahlreichen anderen Gladiatorenkämpfe, die beim „Römerfest“ anlässlich der Eröffnung des Römerkanal-Infozentrums auf dem Himmeroder Wall in Rheinbach die Zuschauer in Scharen anlockten. „Einen Gladiator zu verlieren war für den Lanista finanziell ein großer Verlust, denn die Ausbildung war teuer“, erklärte Leonidas.

Kleine römische Siedlung

hat sich entwickelt

Rund um den kubistischen Museumsneubau hat sich über Nacht eine kleine römische Siedlung entwickelt mit einer Reihe von Attraktionen hauptsächlich für Kinder, aber auch die Erwachsenen kamen voll und ganz auf ihre Kosten. Vor allem natürlich dank der grandiosen Gladiatorenwettkämpfe, bei denen es richtig zur Sache ging und zeitweise die Fetzen dermaßen flogen, dass sich die Zuschauer sicherheitshalber ein paar Schritte weiter von den Begrenzungsseilen entfernten. Dabei kamen die verschiedenen Kämpfergattungen zum Einsatz, vom „Murmillo“ mit seinem großen Schild über den beweglicheren „Essedarius“ mit Wurfspeer und Schwert oder den „Thraker“ mit dem gekrümmten Schwert zum „Um-die-Ecke-erdolchen“ bis zum gefährlichen Nahkämpfer „Provokator“ oder dem Fernkämpfer „Hoplomachus“ mit Schwert und Lanze.

Doch es gab noch sehr viel mehr zu sehen bei diesem rundum gelungenen Römerfest, etwa die Glasperlenherstellung mithilfe eines römischen Perlenofens, der aus Ton geformt war. Der ausschließlich mit Holz befeuerte Ofen musste eine Stunde vorgeheizt werden, die normale Arbeitstemperatur liegt bei 950 Grad Celsius, kann aber kurzfristig auf einen Spitzenwert von 1048 Grad Celsius ansteigen. Justus Willberg spielte im Foyer des Glasmuseums gleich mehrfach auf der römischen Wasserorgel, die von zwei „Kalkanten“ mit dem nötigen Wasserdruck versorgt werden musste. Dabei erfuhren die Zuhörer, dass es in der Antike bereits eine gut entwickelte Notenschrift gab und sich etwa 60 Kompositionen - größtenteils aus der römischen Kaiserzeit - ganz oder zumindest teilweise erhalten haben, wovon einige zu hören waren. Willberg erläuterte auch noch weitere römische Musikinstrumente.

Edelsteine nach Art der

alten Römer geschliffen

Die Kinder waren währenddessen mit großer Begeisterung dabei, Edelsteine nach Art der alten Römer mit viel Geduld und Mühe auf Glasplatten zu schleifen, oder mit Weihrauch- und Myrrhe-Opfern die Götter um gutes Wetter zu bitten. Kinderspiele aus der Zeit der alten Römer waren ebenso beliebt wie die beiden Esel „Aradia“ und „Rübezahl“ von Ingo Steins, die sich in aller Seelenruhe am Rande des Geschehens streicheln ließen. „Vermessungsingenieur“ Ingo Weule machte für die Technik interessierten Geschichte lebendig und erklärte, wie zur Zeit Cäsars etwa eine römische Wasserleitung vermessen wurde. Dazu gab es noch eine Mitmach-Modenschau und gegen Ende eine spannende Opferzeremonie. Römischer Schmuck und die Ausrüstung der Römer wurde ebenso demonstriert wie eine Kelteranlage für Mulsum, ein mit Gewürzen versetzter und mit Honig gesüßter Wein, der zur Zeit der Römer kalt oder warm serviert wurde.

Und natürlich nutzen so gut wie alle Besucher des Römerfestes die Gelegenheit, erstmals das neue Römerkanal-Infozentrum zu bestaunen. Dort wird der Besucher in drei Abteilungen in verschiedene Themenbündel der Aquäduktforschung eingeführt. Dabei gibt die von Professor Dr. Klaus Greve kuratierte Ausstellung einen Überblick über den neuesten Forschungsstand der Römerkanal Forschung.