Handlungskonzept Wohnen Rheinbach 2030

Bis 2035 werden etwa 2080 neueWohneinheiten in Rheinbach benötigt

Von Ein Bericht von Volker Jost

Rheinbach. „Die Stadt Rheinbach steht vor zentralen Herausforderungen am Wohnungsmarkt“, erklärte Diplom-Ingenieur Dominik Geyer vom Planungsbüro Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH aus Köln dem Rheinbacher Ausschuss für Stadtentwicklung: Umwelt, Planung und Verkehr in dessen jüngste Sitzung. Er stellte dem Gremium das „Handlungskonzept Wohnen Rheinbach 2030“ vor, das dazu beitragen soll, die Herausforderungen zu bewältigen. Er machte deutlich, dass nicht nur Politik und Verwaltung gefragt seien, sondern die Einbeziehung auch der privaten Akteure des Wohnungs- und Immobilienmarktes in eine gemeinsame Strategie ebenso notwendig sei wie eine interkommunale Abstimmung, wenn eine langfristig ausgerichtete und umfassende Einflussnahme auf den Wohnungsmarkt gelingen solle.

„Demografisch und auch arbeitsmarktspezifisch profitiert Rheinbach von der Nähe zu Bonn und Köln sowie von der guten Verkehrsanbindung. Der demografische Wandel wird jedoch auch in der Stadt Rheinbach für eine deutliche Verschiebung der Altersstruktur sorgen und damit auch für eine Veränderung der Wohnpräferenzen“, so Geyer. Man werde den Bürgern völlig andere Wohnungsangebote zu Verfügung stellen müssen als bisher. Vor allem kleinere Wohnungen in der Kernstadt für Senioren, die aus Altersgründen aus ihren Einfamilienhäusern ausziehen wollten, seien gefragt. Dadurch würden die bisher von ihnen bewohnten Einfamilienhäuser für junge Familien wieder frei. Im Zeitraum bis 2035 werde die Nachfrage nach Familienwohnen kurz- bis mittelfristig nochmals einen kleinen Schub erhalten, aber die Nachfrage nach Eigentumsbildung für Familien werde auf lange Sicht deutlich zurückgehen. Steigen werde dagegen die Nachfrage nach barrierearmen Wohnungen, vor allem aus der Gruppe der über 60-jährigen Rheinbacher.

Dem Thema „bauliche

Höhe“ nicht verschließen

Trotz der Prognose einer leicht zurückgehenden Bevölkerungszahl würden nach seiner Berechnung in der Stadt Rheinbach bis zum Jahr 2035 etwa 2080 neue Wohneinheiten benötigt. Auf Basis der Entwicklungen in der Vergangenheit sowie unter Berücksichtigung des künftigen Altersaufbaus in der Stadt Rheinbach sei davon auszugehen, dass davon etwa 1160 Wohneinheiten im Ein- und Zweifamilienhausbau und 920 Wohneinheiten im Mehrfamilienhausbau benötigt würden. Da künftig verstärkt Wohnungen in mindestens dreigeschossigen Gebäuden gesucht sein, dürfe man sich dem Thema „bauliche Höhe“ auch nicht verschließen, riet er den Kommunalpolitikern. Leider seien aber in den vergangenen Jahren weniger Baufertigstellungen zu verzeichnen gewesen bei ständig steigendem Bedarf, deshalb werde der Wohnraum in der Stadt zunehmend knapp – „ein hausgemachtes Problem“.

Unter Berücksichtigung der Flüchtlingsthematik und der Herausforderung einer teilweise drohenden Altersarmut, ausgelöst durch den Renteneintritt der Generation Babyboomer, empfiehlt Geyer, bis zum Jahr 2035 pro Jahr Sozialwohnungen in einer Spannbreite von mindestens 15, besser 20 Einheiten neu zu errichten. Man dürfe den künftigen Bedarf nach gefördertem Wohnraum nicht unterschätzen, wenn erst die Generation der „Babyboomer“ ins Rentenalter komme, mahnte Geyer. Derzeit liege der Anteil der Sozialwohnungen bei sechs Prozent, sinke aber in den nächsten Jahren bis 2025 auf vier Prozent ab, weil 106 Wohnungen aus der Förderung herausfielen. Sinnvoll sei aber ein Anteil von acht Prozent, deshalb müsse man eher als bisher den sozialen Wohnungsbau tun, so der Rat des Experten. Vor allem in der Kernstadt müsse man sich mehr auf den Geschosswohnungsbau konzentrieren, denn in dieser Lage seien „Einfamilienhäuser wie Perlen vor die Säue geworfen.“

Flächenpotenziale in drei

Prioritätsstufen eingeteilt

Neben der aktuellen Neubauentwicklung zeigt das Handlungskonzept wohnen Rheinbach 2030 auch die mögliche künftige Flächenentwicklung auf, wobei die Flächenpotenziale der Stadt in drei Prioritätsstufen eingeteilt werden. Hierbei zeige sich, so Geyer, dass ab dem Jahr 2025 die Anzahl der Wohneinheiten den Bedarf deutlich übersteige. „Dies ist sinnvoll und zielführend, da die Entwicklungen, je weiter sie in der Zukunft liegen, immer mehr Unsicherheiten bergen und insoweit auch immer mehr Puffer zum Ausgleich erforderlich sind.“ Insgesamt könne aber der Wohnungsbedarf in der Stadt Rheinbach langfristig gedeckt werden. Dazu trage auch die Entwicklung von Neubaugebieten in den Ortschaften bei, beispielsweise könne im Rahmen des Programmes „Bauland an der Schiene“ Neubaugebiete in Wormersdorf und Oberdrees ausgewiesen werden.

Letztlich stimmte der Ausschuss bei fünf Gegenstimmen der SPD dem „Handlungskonzept Wohnen Rheinbach 2030“ zu, die endgültige Entscheidung trifft aber der Rat in seiner nächsten Sitzung am 2. Dezember. Man sehe das Werk als gute Planungsgrundlage für das künftige Handeln an, stellten Lorenz Euskirchen (FDP), Dr. Reinhard Ganten (UWG) und Urte Seiffert-Schollmeyer (Grüne) unisono fest. Vor allem der Ruf nach mehr sozialem Wohnungsbau treffe den Nerv der Grünen, so Seiffert-Schollmeyer. Was jetzt noch fehle, sei die Festlegung, künftig klimaneutrales Bauen zu bevorzugen. Die SPD lehnte das Konzept ab, vor allem weil der Vorschlag von Ute Krupp nicht auf Gegenliebe stieß, ein Baulandmanagement in Rheinbach einzuführen. „Das haben wir bisher zu zögerlich vor uns hergeschoben“, fand sie. Nur so könne man schnell genug vorankomme, um die ausgegebenen Ziele rechtzeitig zu erreichen. Doch dafür, so begründete Silke Josten-Schneider (CDU) die Ablehnung, fehle der Stadt schlicht und einfach das nötige Geld.