Hans Jürgen Balmes hat ein neues Buch veröffentlicht
Der Rhein als Sehnsuchtsort

Koblenz. Der Rhein ist Grenze, Verkehrsweg und Sehnsuchtsort: . Der gebürtige Koblenzer Hans Balmes hat alle diese Facetten in seinem neuen Buch „Der Rhein. Biographie eines Flusses“ festgehalten. Erschienen ist die Hommage an einen ganz besonderen Fluss Anfang Mai im S. Fischer Verlag. . Im Gespräch mit BLICK aktuell sprach Balmes über sein Buch und die Faszination des Rheins.
BLICK aktuell: Was erwartet die Leser in Ihrem Buch?
Hans Jürgen Balmes: Den Ort, an dem man geboren wurde, glaubt man immer genau zu kennen, so ging es mir mit dem Rhein. Aber je mehr ich über seinen Lauf, die Entstehung seines Tals erfuhr, um so mehr Überraschungen erlebte ich: Der Rhein ist zum Beispiel von seiner heutigen Mitte her entstanden. Und immer wieder traf ich Menschen, wie Friedjo Goedert, einen der letzten Rheinlotsen, die mir ihre Geschichten erzählten. Der Rhein ist voller Erzählungen über das Leben der Menschen am Strom. Aber es gibt auch Blicke in seine Zukunft.
BLICK aktuell: Welche Faszination übt der Rhein auf Sie aus?
Balmes: Der Rhein ist einer der wandlungsfähigsten Ströme. Sein Wasser wie sein Tal ändern sich ständig, er kommt aus dem Hochgebirge, durchmisst Ebenen, er schlug sich sein Bett durch das Schiefergebirge und wurde von Vulkanen aufgestaut. Für Tiere und Pflanzen ist er bis heute ein wichtiger Korridor, der die Nordsee mit den Alpen verbindet, und jährlich wandern Lachse wieder von der Mündung bis in die Schweiz bergauf. Aber es kamen auch invasive Gäste aus dem Schwarzen Meer und besiedelten den Strom, oft zum Leidwesen der Angler: die Schwarzmund-Grundel zum Beispiel. Der Fluss ändert sich bis heute ständig.
BLICK aktuell: Gibt es eine Anekdote zum Rhein, die Sie besonders schätzen?
Balmes: Seit ich Kind war, wollte ich immer das andere Koblenz am Rhein kennenlernen, das in der Schweiz liegt. Hier gibt es die letzten Stromschnellen zwischen Bodensee und Meer – fast eine Wildwasserstrecke. Wir hatten sie in unserem Faltboot völlig unterschätzt, und die Strömung und die Wogen haben uns ganz schön mitgespielt. Endlich erreichten wir das ruhige Ufer, aber beim Aussteigen stieß sich meine Frau von der Bootskante ab und brachte das Boot zum kentern. Alles fiel heraus und trieb stromab. Wir konnten das meiste retten, aber erst als wir schnaufend auf dem Ufer saßen, bemerkten wir, dass wir Zuschauer hatten – wir waren auf einem FKK-Strand für Männer in den besten Jahren gelandet, die uns wie nackte Pinguine umstanden. ROB

Balmes: „Der Rhein ist voller Erzählungen über das Leben der Menschen am Strom.“ Foto: ROB