Allgemeine Berichte | 19.06.2018

Deutschlands berühmteste Theologin im Gespräch mit dem BLICK

Der liebe Gott hat mir ein fröhliches Herz mitgegeben

Margot Käßmann.Julia Baumgart

Kreis Ahrweiler. Sie war kürzlich in Maria Laach und hat darüber gesprochen, warum Martin Luther King ihr großes Vorbild ist: Margot Käßmann, am 3. Juni 1958 geborene Theologin.

Anlass war, dass sich Kings Ermordung am 4. April 2018 zum 50. Mal jährte.

Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland gilt als kritischer Geist und streitbare Kirchenfrau. Vermutlich ist sie gerade deshalb bis heute so beliebt und gefragt bei vielen Menschen. Unser Mitarbeiter Gregor Schürer hatte Gelegenheit, Frau Käßmann zu treffen. Hier sein Bericht.

Liebe Frau Käßmann,

zunächst herzlichen Dank, dass Sie Zeit finden für unser Gespräch. Ich habe mir im Vorfeld überlegt, mal ein paar Fragen zu formulieren, die man Ihnen vielleicht nicht so häufig stellt. Es ist nicht die K-Frage, die man hinlänglich aus der Politik kennt. Es sind die P-Fragen. Lassen Sie sich überraschen.

Hier Frage Nr. 1: Die politische Frage: Was ist aus ihrer Sicht das drängendste politische Problem, was es zu lösen gilt?

Margot Käßmann: Außenpolitisch sicher die Frage nach Frieden im Nahen und Mittleren Osten. Innenpolitisch geht es um eine gute und abgesicherte Kinderbetreuung. Das ist im Übrigen auch ein Aspekt von Integration.

Frage 2: Die philosophische Frage: Martin Luther King bezeichnen Sie als großes Vorbild, diese Auffassung teilen sicher viele. Zunächst: Was macht ihn so besonders für Sie, wenn Sie es in drei Sätzen sagen müssten?

Margot Käßmann: Martin Luther King war ein großartiger Prediger, der aus seinem Glauben klare Konsequenzen gezogen hat. Er hat sich nicht beirren lassen in seiner pazifistischen Haltung und hat Rassismus und Ungerechtigkeit angeprangert.

Und wen würden Sie benennen, wenn es um ein noch lebendes Vorbild geht?

Margot Käßmann: Die Weißhelme, die mitten im Krieg unter Lebensgefahr Verletzten helfen.

Frage 3: Die pastorale Frage: Wir haben gerade Pfingsten gefeiert. Für viele, auch für viele Gläubige, ist das ein schwer zu fassendes Kirchenfest. Während man Weihnachten die Geburt Jesu gefeiert und Ostern seine Auferstehung, tun sich viele mit Pfingsten schwer. Erklären Sie doch mal als Theologin, warum wir das Fest der Sendung des Heiligen Geistes feiern sollten und was Sie konkret damit verbinden.

Margot Käßmann: Pfingsten ist sozusagen der Geburtstag der Kirche. Wären die Jüngerinnen und Jünger stumm geblieben und hätten sich ängstlich weiter verkrochen, wäre mit dem Tod Jesu seine Botschaft nicht weiter getragen worden. Sie haben dann aber eine innere Kraft, Geistkraft, Ermutigung gespürt, von dem zu reden, was sie erlebt haben. Der Tod hatte nicht das letzte Wort, war kein Punkt, sondern ein Doppelpunkt. Solche Ermutigung erleben Menschen auch heute, das können wir feiern.

Frage 4: Die pathetische Frage: Mit ihrem pathetischen Satz „Wir schaffen das!“ hat Kanzlerin Merkel viele Menschen, manche sagen auch die Gesellschaft, in Zwiespalt gebracht. Zum einen ist da die christliche Botschaft der Nächstenliebe, man muss in Not geratenen Flüchtlingen helfen.

Zum anderen ist eine Sorge, ja auch Angst spürbar, sich damit zu übernehmen. Haben Sie eine Lösung für dieses Problem?

Margot Käßmann: Es gibt keine einfache Lösung, weil alle Menschen, die in unserem Land leben, verschieden sind, diejenigen, die schon lange hier sind und die neu Hinzugekommenen. Es ist ein selbstverständlicher christlicher Grundsatz, Geflüchteten und Fremden beizustehen. Und es ist ein selbstverständlicher Grundsatz, Gastrecht nicht zu missbrauchen. Wir brauchen also Offenheit auf der einen und rechtliche Klarheit auf der anderen Seite.

Zunächst Frage 5: Die problematische Frage

Was war der größte Fehler, den Sie in Ihrem Leben gemacht haben? Oder vielleicht so: Was würden Sie heute anders machen, wenn Sie es könnten?

Margot Käßmann: Jedes Leben hat Höhen und Tiefen, alle machen mal Fehler. Insgesamt bin ich im Rückblick mit meinem Leben im Reinen.

Gefolgt von Frage 6: Die private Frage: Sie werden im Juni sechzig und gehen in den Ruhestand. Was - fast hätte ich gesagt um Himmels Willen - machen Sie dann? Sie waren doch bisher so beschäftigt, dass sie nicht von Hundert auf Null gehen können, gehen wollen. Im Ernst: Ist dann endlich Zeit für Dinge, für die man bisher nie Zeit hat, welche sind das? Verraten Sie uns, was Sie vorhaben?

Margot Käßmann: Ich kann noch gar nicht genau sagen, wie es wird. Aber ich freue mich darauf, meine Zeit frei einteilen zu können. Ein Buch werde ich bestimmt noch schreiben. Enkel Nummer fünf und sechs sind unterwegs, ich genieße die Zeit mit den Kindern. Auf jeden Fall werde ich mich nicht langweilen, das ist mir noch nie passiert.

Am Ende Frage 7: Die profane Frage: Wenn ich mir anschaue, was Sie so alles erlebt haben, wie vieles gelungen und misslungen ist, wie Sie verehrt und verachtet werden, wie viel Freude und Leid Sie erfahren und gesehen haben, frage ich mich: Wie schafft diese zierliche Person das?

Woher nimmt sie die Kraft, die Ausdauer? Das frage ich Sie aber jetzt nicht nur, sondern auch: Haben Sie auch mal schlechte Laune und wenn ja, was tun Sie dagegen?

Margot Käßmann: Schlechte Laune habe ich äußerst selten, der liebe Gott hat mir ein fröhliches Herz mitgegeben auf den Lebensweg, dafür bin ich dankbar. Kraft erhalte ich aus meinem Glauben, aus der Liebe meiner Familie, durch Freundinnen und Freude und Ausdauer habe ich beim Joggen gelernt.

SCHÜ

Margot Käßmann .Foto: Julia Baumgart

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