Keller-Theater „Chateau Pech“ feiert 20-jähriges Jubiläum

Die Premiere von „Der Revisor“wurde vom Publikum frenetisch gefeiert

Die Premiere von „Der Revisor“
wurde vom Publikum frenetisch gefeiert

Was tun, wenn die Stadt wirklich auf den Kopf gestellt wird? Fotos: StF

Die Premiere von „Der Revisor“
wurde vom Publikum frenetisch gefeiert

Dem falschen „Revisor“ frisst man gerne aus der Hand.

Die Premiere von „Der Revisor“
wurde vom Publikum frenetisch gefeiert

Mutter und Tochter des Stadthauptmannesbuhlten um die Gunst des vermeintlichen Revisors

Pech. Mit der Premiere des Stückes „Der Revisor“ von Nikolai Gogol feierte das Keller-Theater „Chateau-Pech“ am vergangenen Freitag sein 20-jähriges Bestehen. Erneut ist es den Theatermachern rund um Gundula Schroeder und Traugott Scholz gelungen, ein altes Stück modern und zeitgerecht zu inszenieren. Auch wenn das Stück selber mehr als 200 Jahre alt ist, so hat es doch von seiner Aktualität nichts verloren.

Die Handlung ist dabei schnell erzählt. In einer russischen Kleinstadt gibt es eine Clique von Honoratioren rund um den Stadthauptmann Anton Antonowitsch Skwosnik-Dmuchanowski. Diese besteht aus dem Schulinspektor, der Hospitalverwalterin, der Postmeisterin, dem Kreisarzt, der Postmeisterin sowie dem Kreisrichter und mehreren Gutsbesitzern. Gemeinsam hat man es sich bequem eingerichtet, doch nun droht Unheil über die Stadt zu kommen, denn es hat sich ein Revisor aus der Hauptstadt angekündigt. Schnell trifft man sich beim Stadthauptmann und beratschlagt, was denn nun zu tun ist. So sollen die Patienten im Hospital zumindest saubere Schlafmützen bekommen und über jedem Bett das Datum der Aufnahme und lateinische Worte angebracht werden, ein wenig aufgeräumt werden soll auch. Die Hospitalverwalterin sieht das auch als hilfreich an, schließlich spricht der Arzt kein Wort russisch und man vertraut auch dort lieber der Natur statt auf teure Medikamente. Denn es gilt der Spruch des Herrn, das stirbt, wer sterben soll und gerettet wird, wer gerettet werden soll. Da geziemt es sich nicht, mit Medizin nachzuhelfen, zumal die ja Geld kostet. Aber auch bei Gericht muss sich optisch etwas ändern, die Gänse in der Amtsstube passen da gar nicht und der Lehrer soll bitte nicht so hässliche Fratzen schneiden, damit verschreckt er alle Leute. Und was passiert, wenn der Revisor die Schule sich ansehen will. Aber das Wichtigste ist, die Kommunikation muss sichergestellt werden, denn der Revisor darf auf keinen Fall erfahren, dass die Gelder, welche vor fünf Jahren für den Bau der Hospitalkirche geflossen sind, anderweitig verwendet werden. Klare Sprachregelung, das Gebäude ist vor Fertigstellung abgebrannt. Der Stadthauptmann nimmt selber ja nur kleine Geschenke an, geradezu geringfügige Gefälligkeiten, lebt aber mit Gattin und Tochter recht ordentlich. Die Informationen klappen deshalb so gut, weil die Posthalterin aus Neugier dazu neigt, Briefe zu öffnen und zu lesen und daher gut organisiert ist. Zur gleichen Zeit ist ein armer und mittelloser Petersburger Beamter in einem Gasthaus samt seinem Diener abgestiegen und weiß nicht, wie er seine Zeche bezahlen soll. Diesen verwechselt man mit dem angekündigten Revisor und damit nimmt das Unheil seinen Lauf.

Denn der Beamte bekommt schnell mit, was gespielt wird und lässt sich von den vermeintlichen Honoratioren aushalten. Dabei spricht er kräftig dem Alkohol zu und macht sich mit atemberaubender Geschwindigkeit an die Tochter des Stadthauptmanns ran. Dieser hat gegen diese Verbindung auch keinerlei wirkliche Bedenken, sieht er doch darin nur Vorteile für sich.

Das Ganze ist eine wunderbare Komödie, leicht und locker daher gespielt und die Schauspieler machen einen ganz tollen Job. Freilich bleibt einem als Zuschauer das Lachen im Halse stecken, sollte man einen Realitätscheck machen und das Ganze mit aktuellen Zeitungsschlagzeilen abgleichen.

Egal ob Betriebsräte in Brasiliens Bordellen oder Kölscher Klüngel und Mafia, Korruption ist auch heute allgegenwärtig und der Autor hat bereits vor 200 Jahren brutal den Finger in die Wunde gelegt. Das gut aufgemachte Programmheft der Theatermacher verstärkt dies noch mit Zeitungsausschnitten der letzten Jahre. Freilich ging es dem Autor genau darum, mittels des Stilmittels der Komödie zu überzeichnen und Missstände offenzulegen. Dass diese in der Natur des Menschen begründet sind, es wird hier überdeutlich herausgearbeitet. Trotz des ernsten Hintergrundes freilich kein Grund, Trübsal zu blasen. Die Rolle des vermeintlichen Revisors war Jonny H. Younes wie auf den Leib geschrieben und auch Peter Meurer als Stadthauptmann hatte die Rolle mehr als verinnerlicht. Insgesamt zeigte sich das gesamte Ensemble als sehr spielfreudig und hatte sichtlich Spaß an der Inszenierung. Sehr gut gelungen war auch die dezente musikalische Untermalung durch Konstantin Gockel und Jakob Schkolnik, welche russische und galizische Musik in einer eigenen Bearbeitung spielten und dem Stück damit nochmals eine ganz eigene Note gaben.

Donnernden Applaus war der verdiente Lohn für die überaus engagierte Leistung des gesamten Ensembles und man darf diesem Stück noch einige möglichst ausverkaufte Vorstellungen wünschen.