Historisches Thema beim Gesprächskreis „Ahrwein“:

„Die Rolle jüdischer Bürger im Weinbauund Weinhandel des Ahrtals“ beleuchtet

„Die Rolle jüdischer Bürger im Weinbau
und Weinhandel des Ahrtals“ beleuchtet

Die Organisatoren und Referenten des Abends (v.l.) Paul Gieler, Matthias Bertram, Weinküfermeisterin Astrid Rickert,Geschäftsführer Thomas Monreal, Winzermeister Marc Linden, Dr. Gerhard Kreuter und Bernd Schreiner. Foto: RU

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der Gesprächskreis „Ahrwein“ hatte am vergangenen Dienstag zu einem Vortrag mit einem speziellen, geschichtlichen Thema eingeladen. Es ging um die Rolle jüdischer Bürger im Weinbau und Weinhandel des Ahrtals. Als Referent konnte Matthias Bertram gewonnen werden, der sich in den vergangenen Jahren in mehreren Sachbüchern und Vorträgen intensiv mit der Geschichte des Ahrtals beschäftigt hat. Matthias Bertram schilderte zunächst die rechtliche Stellung der jüdischen Mitbürger, die sich im Laufe der Zeit immer wieder veränderte. Bis in die neuere Zeit waren Juden von der Obrigkeit geduldet, mussten aber dennoch vielerlei Diskriminierungen hinnehmen. So war ihnen lange Zeit der Erwerb von Weinbergen verboten. Im Weinhandel konnten jüdische Bürger allerdings tätig werden. Das erste Dokument über jüdischen Weinhandel stammt aus dem Jahre 1694.

Eine grundlegende Änderung der Rechtssituation ergab sich mit der Napoleonischen Gesetzgebung im Jahr 1808. Juden galten fortan als gleichberechtigte Bürger, was aber auch mit gleichen Pflichten, z.B. der Wehrpflicht einherging. Es dauerte noch einige Jahre, bis sich jüdische Familien im Weinbau engagierten. So weist das Dernauer Morgenbuch von 1813, eine Art von Katasterregister, noch keinen jüdischen Besitz von Weinbergen aus. Trotz restriktiver Vorschriften begann ab dem Jahr 1830 der Erwerb von Weinbergen durch jüdische Mitbürger, die Mitte des 19. Jahrhunderts in Dernau einen Bevölkerungsanteil von 5 Prozent ausmachten.

Eine spezielle Erschwernis für jüdischen Weinbau stellten die komplizierten Regeln des Kaschrut dar. Darin sind alle Vorschriften gesammelt, die bei der Herstellung von Speisen und Getränken zu beachten sind, wenn diese als koscher gelten sollen. Die Einhaltung der Vorschriften muss zudem von einem Rabbiner bestätigt werden.

Besonders bedeutend war aber dennoch die Familie Heymann, die seit Jahrhunderten in Dernau ansässig war. Die Mitglieder der Familie waren allesamt nicht nur wirtschaftlich erfolgreich, sondern auch gesellschaftlich engagiert. Sie förderten die Gründung von Genossenschaften und Winzervereinen und den Bau der Ahrweiler Synagoge.

Mit dem in den zwanziger und dreißiger Jahren verstärkt aufkommenden Antisemitismus kündigte sich auch das Ende des jüdischen Weinbaus an der Ahr an, der mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten besiegelt wurde.

www.ahrxwein.de

Im Anschluss an den Vortrag von Matthias Bertram stellte Bernd Schreiner seine Webseite „Fluss- und Weinlandschaft Ahr“ vor. Hinter der Adresse www.ahrxwein.de verbirgt sich ein umfangreiches und detailliertes Informationsangebot zu allem, was mit der Landschaft und dem Wein zu tun hat. Die Webseite ist für Touristen gedacht, die sich bei der Planung eines längeren oder kürzeren Aufenthalts an der Ahr informieren wollen, oder auch schon vor Ort genaueres über die Weinorte und die Weingüter wissen wollen, aber natürlich auch an die einheimische Bevölkerung, die etwa einen Wochenendausflug vor hat.

Einem Überblick über das gesamte Ahrtal folgt jeweils getrennt für jeden einzelnen Weinort eine Karte mit den Weinbergslagen, einem Sortenspiegel des Ortes, einem Register der Weingüter mit den entsprechenden Links und Bewertungen der Anbieter.

Ferner findet der Nutzer eine Bewertung der einzelnen Jahrgänge und zahlreiche weitere statistische Angaben. Abgerundet wird das Angebot mit einer Galerie schöner Fotos aus dem Ahrtal und Hinweisen zu weiterführender Literatur.

„Ahrwein aktuell“

Unter der Überschrift „Ahrwein aktuell“ informierten Küfermeisterin Astrid Rickert, der Geschäftsführer der Ahr-Winzer e.G. Thomas Monreal und Winzermeister Marc Linden zum Abschluss des Abends über die Entwicklung beim Jahrgang 2018. Das hervorstechendste Merkmal ist die kurze Reifezeit in diesem Jahr. Normalerweise vergehen von der Blüte bis zur Lese 110 Tage, dieses Mal waren es nur 90 Tage. Die Lese des Spätburgunders war am 27. September beendet. Die Trauben waren bei bester Gesundheit. Sie zeigen einen optimalen Zuckerwert bei einer leicht geringeren Säure. Wegen des nassen Winters weisen sie zudem hohe Extrakte auf. Der Verlauf der Gärung ist zwar teilweise etwas schwierig, die Hefen spielen verrückt, so formulierte es Astrid Rickert, das Problem ist aber zu bewältigen. Trotz der zu erwartenden Qualität des Jahrgangs 2018 werden die Preise wegen des großen Angebots und der internationalen Konkurrenz stabil bleiben. Über die ersten Weißweine und Blanc de Noirs des neuen Jahrgangs können sich die Weinfreunde schon zu Weihnachten freuen.