Allgemeine Berichte | 21.09.2020

Förderverein St. Georgskirche Niederwerth

Die Zisterzienserinnen auf der Rheininsel 1580 bis 1637

Spannende Geschichte(n) der Niederwerther St. Georgskirche Folge 15

Die Grabmauer im Klosterhof.Foto: Thomas Willmes)

Niederwerth. Noch am Tag der erzwungenen Übersiedelung der Zisterzienserinnen „aus der Leer“ von Koblenz auf die Insel Niederwerth, dem 26. September 1580, wurde Anna I. Meser de Horchem (Horchheim) im hohen Alter von 63 Jahren zur 19. Äbtissin des Konventes eingesetzt. Das Schicksal dieser Dame erhellt sich aus einem Grabstein aus Basaltlava, der sich heute im Klosterhof befindet; er ist 2,10 x 1,00 Meter groß und zeigt das Halbrelief der Verstorbenen in der Ordenstracht der Zisterzienserinnen. Als Attribute sind bei der in Lebensgröße bis ungefähr zu den Knien dargestellten Person, die die Hände vor der Brust gefaltet hat, ein reich verzierter Krummstab, ein „redendes“ Wappen, das ein Messer zeigt und auf den Nachnamen der Person deutet, ein Brevier in der Armbeuge und ein herabhängender Rosenkranz zu erkennen. Der Umschrift der Grabplatte entnehmen wir, dass die Ehrwürdige Herrin Anna Meser von Horchheim, die erste Äbtissin dieses Klosters, im 90. Jahr ihres Lebens und 27. Jahr ihrer Regierungszeit am 10. Dezember 1607 starb. Noch interessanter ist die Querplatte, die den untersten Teil des Grabsteins einnimmt und folgendes Chronogramm, eine Inschrift, in der markierte Buchstaben als römische Zahlzeichen gelesen und zusammengezählt eine Jahreszahl ergeben, trägt: VESTALES CEDVUNTDOCTRIS MONACHVSQVE RECESSIT AEDIFICAT SEDES VRBSGENEROSA SATIS. Die römischen Zahlzeichen VLCVCIMCVVCIIICVI ergeben zusammengerechnet einen Hinweis auf das Jahr 1580; auch der Inhalt der Inschrift an sich verweist auf die zwangsweise Übersiedelung auf die Insel: „Die Vestalinnen weichen den Gelehrten und der Mönch zog sich zurück. Ausreichenden Wohnraum erbaut die großzügige Stadt.“ Mit den zurückweichenden „Vestalinnen“ sind die Zisterziensernonnen gemeint, die ihr Kloster in Koblenz verlassen mussten; die „Gelehrten“ sind die Jesuiten, die das Kloster übernehmen; die „Mönche“, die sich zurückziehen, sind die Augustiner Chorherren, die ihr 1430/1437 gegründetes Kloster verlassen. Darauf, dass das Inselkloster zu diesem Zeitpunkt nicht im besten Zustand war, verweist der letzte Teil des Chronogramms; offensichtlich hat die Stadt Koblenz den Aufbau des Klosters finanziell unterstützt. Ein Verzeichnis der Mobilien des Niederwerther Klosters aus dem Jahr 1580 im Landeshauptarchiv Koblenz nennt zu dieser Zeit sieben Altäre in der Kirche, die aus der Zeit der Chorherren stammen: Neben dem Hochaltar ein Hl. Kreuz-Altar sowie jeweils ein Altar zu Ehren Johannes des Täufers, des Hl. Augustinus, des Hl. Laurentius, des Hl. Nikolaus und der Hl. Katharina. Von den sechs Seitenaltären dürfte sich einer im Hauptschiff in der Mitte an der Treppe zum Chorraum befunden haben; die weiteren fünf Altäre werden sich wie die noch heute vorhandenen zwei Seitenaltäre jeweils an den nach innen gezogenen Strebepfeilern des Langhauses befunden haben. Daneben wird noch eine Maria-Magdalena-Kapelle genannt, deren Standort allerdings ungeklärt ist. Das Kloster kommt schnell zu Wohlstand; bereits 1592 werden ein neues Waschhaus gebaut und Ausbesserungen an den Zellen der Nonnen im Schlafsaal (Dormitorium) vorgenommen; dort werden die Wände gestrichen und die Böden mit Tannenbrettern gedielt und mit Steinplatten belegt. Für 1609/10 ist ein Anbau an den Speisesaal (Refektorium) mit vier Fenstern benannt; da dieser Raum mit Herd und Waschgefäß ausgestattet wird, wird es sich dabei um eine Küche gehandelt haben. 1626 werden eine neue Mehlkammer und eine Pfortenstube errichtet. Dass die Befürchtungen der Nonnen vor Ihrer Übersiedelung bezüglich der ungeschützten Lage auf der Insel nicht unbegründet waren, zeigt sich nicht nur im Laufe des Dreißigjährigen Krieges, der auch die Insel nicht verschont; 1633 und 1635 wurde das Kloster von schwedischen Truppen geplündert. In seinem 1836 verfassten Zweiten Band der „Geschichte der Deutschen. Ein Handbuch zum Gebrauch in den Schulen wie auch zur angenehmen Unterhaltung und Belehrung beim Privatgebrauch“ des Vallendarer Lehrers Heinrich Joseph Weigand wird die dramatische Situation so beschrieben: „Durch die Ausplünderung des Klosters Besselich (1633) aufgeschreckt, flüchteten die Niederwerther Nonnen, um sicher zu sein, nach Andernach und nahmen in einem Schiffchen alle ihre Möbeln mit. Der einzig zurückgebliebene Pater Confessarius [ein Beichtvater aus dem Kloster Himmerod] ward hierauf aller seiner Kleider beraubt und nackend ausgezogen, schrecklich misshandelt; die Nonnen aber hatten bei ihrer Fahrt nach Andernach das Unglück, dass ihr Schiffchen mit den Möbeln unterging und der Knecht ertrank. Erst 1637, als es wieder etwas ruhiger geworden war, kamen sie zurück, fanden aber das Kloster ebenfalls aller seiner Metalle beraubt und schrecklich verwüstet. Mit dem Schiff ist wohl zudem auch das Klosterarchiv im Rhein versunken; somit erklärt sich auch, dass über das Kloster vergleichsweise wenig Schriftgut aus älterer Zeit vorliegt.

Josef Pfaffenheuser

Die Grabmauer im Klosterhof.Foto: Thomas Willmes)

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Lesung von Marco Martin fand begeisterte Zuhörer

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