Bewegender Bericht von Walburga Greiner von der Welthungerhilfe.über die Armutszustände der Karamoja Region in Uganda

Dramatische Zustände sorgen für große Armut und Hungersnot

21.04.2017 - 12:05

Sinzig. Der folgende Brief erreichte unsere Redaktion und schildert die Erfahrungen von Walburga Greiner von der Welthungerhilfe. Sie kommt gerade von einer Dienstreise aus einer sehr unbekannten Region Ugandas zurück, in der zur Zeit nicht wahrgenommene dramatische Zustände herrschen. Die geschilderten Umstände haben uns sehr bewegt, sodass wir ihn nun auf diesem Wege veröffentlichen:

„Liebe Redaktion,

seit gut vier Jahrzehnten arbeite ich in der Entwicklungszusammenarbeit. Was ich aber während meiner letzten Dienstreise bei den Karamajong in Nordost-Uganda erlebt habe, hat mich zutiefst erschüttert. Wie ganz Ostafrika ist auch die abgelegene Heimatregion der Viehhirten schwer von der Dürre betroffen. Der Regen ist bereits im dritten Jahr ausgeblieben. Die Ernte von 2016 war nahezu ein Totalausfall, es gibt kaum noch Wasser, Wasserstellen und Brunnen trocknen aus. Die Frauen müssen stundenlang bis zum nächsten Wasserloch laufen. Die Tiere verhungern und verdursten, sie geben keine Milch mehr und die Viehpreise sind tief in den Keller gerutscht. Grundnahrungsmittel hingegen werden immer teurer. Die Menschen können keine Hirse oder Bohnen kaufen. Sie hungern. Viele haben sogar ihr letztes Saatgut verzehrt. Selbst wenn es irgendwann wieder regnen sollte, haben sie also keine Saat mehr, die sie auf ihre Felder ausbringen können. Das heißt: Wieder keine Ernte im Herbst!

Dieses Drama spielt sich zurzeit in vielen Teilen Ostafrikas ab. Die Lage ist katastrophal, aber vielen Menschen kann geholfen werden. Zum Beispiel den Flüchtlingsfamilien aus dem Südsudan: Im nordugandischen Flüchtlingscamp Bidibidi verteilen die Welthungerhilfe und andere Organisationen Nahrungsmittel, Wasser und Hygieneartikel. Selbst die ugandische Regierung versucht ihr Bestes, den notleidenden Menschen eine Perspektive zu geben und stellt ihnen Land zur Verfügung.

Die Not der Karamajong hingegen ignoriert sie weitestgehend. Sie bleiben sich selbst überlassen und werden als rückständig abgetan. Auch die eigenen Landsleute schauen weg. Was hier geschieht, ist nichts anderes, als das Aussterben einer Jahrhunderte alten Kultur.


Identitätsverlust und hungernde Kinder


Was mich vor allem erschüttert hat, war die extreme Armut und Perspektivlosigkeit in den Dörfern. Die Karamajong sind Pastoralisten, also Viehhirten, die hauptsächlich mit ihren Herden durch die Savanne ziehen. Der Stolz der jahrhundertealten Kultur beruht auf dem Besitz und dem Unterhalt von Vieh. Jetzt ist ihr Vieh tot und gerade die Männer, ehemals stolze Krieger, haben große Teile ihrer Identität verloren. Die Umstellung auf Ackerbau fällt sehr schwer. Einige haben im März etwas Saat ausgebracht, weil sie auf den Aprilregen hofften. Inzwischen ist diese Saat vertrocknet.

Kaum zu ertragen ist die Situation der Kinder. Sie sind extrem klein und ausgezehrt. Ihre Ärmchen kann man leicht mit den Fingern umschließen, ihre Bäuche sind aufgebläht. Wenn ich die kleinen Händchen genommen habe, fielen sie zum Teil schlaff, beinahe leblos herunter. Die Kinder haben keine Spannkraft in ihren Körpern, sie können sich kaum auf den dünnen Beinchen halten. Ihre Mütter müssen sie oft allein zu Hause lassen, um in der Stadt verzweifelt zu versuchen, etwas Geld zu verdienen. Sie verkaufen winzige Tomaten oder ein paar Erdnüsschen in kleinen Tüten - aber das bringt nicht mehr als etwas Kleingeld für eine spärliche Mahlzeit. In den Blechnäpfen der Kinder habe ich ein paar gehackte grüne Blätter mit Sorghum gesehen – mehr nicht. Keiner hat mehr Kraft für die alltäglichen Dinge.


Bildungsstätten geben Hoffnung


Ein Lichtblick sind die Schulen und Internate, die die Welthungerhilfe instand setzt und neu baut. Hier erhalten die Kinder Wasser, Nahrung und Bildung. Auch ein Projekt, das den armen Familien Ziegen übergibt, damit sie ihre Viehbestände wieder aufbauen können und über Milch für die Kinder verfügen, funktioniert gut. Noch springen die Zicklein in den Dörfern herum, aber sie werden immer magerer. Um der Hungersnot entgegenzuwirken, wird die Welthungerhilfe die trockenresistente Straucherbse einführen, mit der sie in anderen Landesteilen gute Erfolge erzielt hat. Doch auch dafür braucht es Regen. Bleibt das Programm für unterernährte Kleinkinder und stillende Mütter: Freiwillige Sozialarbeiterinnen wiegen und messen die Kinder. Die schlimmsten Fälle von Mangelernährung kommen in die Klinik. In Moroto werden zurzeit 14 Kinder bis vier Jahre stündlich mit Spezialnahrung gefüttert. Wer keine Nahrung aufnehmen kann, erhält Infusionen. Die begleitenden Mütter oder Großmütter bekommen Töpfe, Schüsseln und Nahrungsmittel, um kochen zu können – auch später im Dorf. Sobald ein Kind selbst schlucken, essen und verdauen kann, muss es die Klinik verlassen. Der Andrang ist zu groß. Zum Glück gibt es im Programm immer wieder Familien, die dadurch etwas Hoffnung schöpfen. Das ist ihre einzige Chance!

Lassen Sie uns die Karamajong nicht vergessen. Lassen sie uns unser Bestes tun, damit sie überleben.“ Appelliert tWalburga Greiner.


Aufruf zur Hilfe


Wer spenden möchte, kann dies tun auf folgendes Spendenkonto: Welthungerhilfe Stichwort: Dürre in Karamoja

IBAN: DE15 3705 0198 0000 0011 15

BIC COLSDE33.

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