Allgemeine Berichte | 04.07.2025

„Wir haben bitterlich geweint“: Bald jährt sich zum vierten Mal die Flutkatastrophe im Ahrtal. Der Ahrweiler Pfarrer Jörg Meyrer hat sich dazu in unserer wöchentlichen Kolumne „EIN-Spruch“ Gedanken gemacht

EIN-Spruch: Zum Flutgedenken

Jörg Meyrer. Foto: privat

Jahrestage haben es in sich. Sie bringen Erinnerungen, und mit ihnen kommen unweigerlich Emotionen. Es gibt Jahrestage, auf die wir uns freuen: Geburtstage und Ehejubiläen feiern das Leben, die Liebe, gemeinsame Wege. Andere Gedenktage erwarten wir mit gemischten Gefühlen: die Todestage von lieben Menschen (selbst wenn sie schon lange zurückliegen) - oder den Jahrestag der Flut. Vier Jahre sind es dann her. Was haben wir in diesen vier Jahren alles erlebt! Wir haben gelitten, - einsam und gemeinsam.

Wir haben bitterlich geweint, - weil es einfach zu viel war. Und manchmal erleichtert, weil es helle Momente gab. Wir waren erschöpft wie nie, - von all dem, was wir erlebt haben. Wir haben Dinge gemacht, von denen wir nie gedacht hätten, dass wir sie könnten. Die Liste der Sachen, die erledigt sind, ist unendlich lang. Diese Erfolge haben wir längst nicht alle gefeiert. Die Momente, wo wir dachten: „Es geht nicht mehr!“, oder: „Ich will nicht mehr“, gab es auch. Mehr als genug. Sie sind auch geschafft. Wir haben gefeiert und gelacht, - weil es nötig war und die Seele Auszeiten brauchte. Wir haben Hilfe erfahren, - ohne die wir verloren wären. Die erste Hilfe von Tausenden von Helfern kommt mir genauso in den Sinn wie die stille Hilfe von Therapeuten, Psychologen, Seelsorgern, - und Freunden! Diese vier Jahre sind die dichteste Zeit meines Lebens. Und das geht sicher nicht nur mir so.

Die Erinnerungen dieser Jahre haben sich eingebrannt in meine Seele, in mein Leben. Und sie gehören zu mir. Für viele bin ich dankbar, - andere bringen eben (noch) gemischte Gefühle mit. Denn das gehört auch zu Jahrestagen: sie rühren an die Wunden, selbst an die, die tief versteckt oder vergraben sind. Manche sind eben schon verheilt, - und erzählen mit den Narben von ihrer Geschichte. Andere haben nur eine zarte, dünne Haut, oder bluten bei jeder Berührung. Sie brauchen Zeit, Pflege, Wärme, Licht, - Geduld.

Der Jahrestag der Flut wird für jeden und jede anders sein. Für uns alle stimmt auf jeden Fall: wir können stolz sein, sehr stolz sein, - denn wir haben es bis hierher geschafft. Ein-Spruch ist eine wöchentliche Kolumne der Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Jörg Meyrer ist seit 2002 Pfarrer in der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Jörg Meyrer. Foto: privat

Leser-Kommentar
08.07.202517:20 Uhr
Ursula Jeub

Danke für die Zeilen, danke!

Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare
  • Boomerang : Eine tolle Aktion. Es dauert ja auch nur knapp 100Jahre bis sie ihre Vorgänger ersetzen werden. Aber Hauptsache ein toller Radweg. Wer braucht schon Bäume. Das gleiche geschieht am Moselufer, zwischen Gülser Brücke und Ruderclub.

Quiz: Wie gut kennt ihr euch in der Eifel aus?

  • H. Schüller: Sie meinen sicher "Reaktivierung", denn wiederaufgebaut werden muss die vorhandene Strecke nicht. Aber ich bin auch Ihrer Meinung, dass diese Bahnstrecke dringend ebenso reaktiviert gehört wie die Reststrecke...
  • Ursula Buchholz: Die Frage 10 stimmt so nicht. Ab Kaisersesch fährt die Eifelquerbahn nicht mehr - leider. Über den Wiederaufbau der Strecke wird noch heftig gestritten.
  • BLICK aktuell: Bitte nehmen Sie jetzt über den Button "Jetzt teilnehmen" an der Verlosung teil.
  • BLICK aktuell: Die Teilnahme ist jetzt über den Button "Jetzt teilnehmen" möglich
  • Hani: Wo kann man hier mitmachen????
Innovatives rund um Andernach
Silvestergala
Imagewerbung
Weihnachten in der Region
Stellenanzeige Dauernachtwache Alte Mühle
staatl. gepr. Erzieher*in (m/w/d) / pädagogische Fachkraft (m/w/d).
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0572#
Empfohlene Artikel

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Wer im Kreis Ahrweiler auf den Bus angewiesen ist, braucht manchmal eines: Geduld. Ein Leser schildert gegenüber BLICK aktuell, eine Situation, die Pendler, Schüler und Senioren nur zu gut kennen: Busse, die deutlich vor der Zeit an der Haltestelle abfahren, überhaupt nicht erscheinen oder so massiv verspätet sind, sodass der Anschluss verpasst wird. Für Betroffene bedeutet das geplatzte Termine und lange Wartezeiten.

Weiterlesen

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Mit ihren Geschäften, der dort ansässigen Gastronomie und dem zentralen „Platz an der Linde“ ist die Poststraße und deren Umgebung eines der Herzstücke von Bad Neuenahr. Bei der Flutkatastrophe 2021 stark zerstört, sorgten Verzögerungen beim Wiederaufbau für teils emotionale Reaktionen und Diskussionen („BLICK aktuell“ berichtete). So sorgten unter anderem auf dem Seeweg feststeckende Pflastersteine aus China dafür, dass die Bauarbeiten länger dauerten, als vorgesehen.

Weiterlesen

Kreis Ahrweiler. Großer Jubel im Ahrtal: Beim Tourismustag Rheinland-Pfalz am 4. Dezember im Steigenberger Kurhaus-Saal gingen gleich zwei der drei renommierten Auszeichnungen des Tourismuspreises Rheinland-Pfalz 2025 in die traditionsreiche Genuss- und Urlaubsregion. Das Privat-Hotel Villa Aurora der Familie Lindner wurde zum „Gastgeber des Jahres“ gekürt, während die kulinarische Initiative „Probier mal Ahrtal“ des Ahrtal-Tourismus als „Projekt des Jahres“ ausgezeichnet wurde.

Weiterlesen

Weitere Artikel

Zu Gast beim ersten Kreisbeigeordneten Badziong

Metallbauer-Azubis erleben Politik zum Anfassen

Andernach. Einen spannenden Einblick in Politik und Verwaltung erhielten die Auszubildenden des dritten Lehrjahres der Metallbauer der BBS Andernach beim Besuch des ersten Kreisbeigeordneten des Landkreises Mayen-Koblenz, Pascal Badziong, in der Kreisverwaltung Koblenz.

Weiterlesen

Finden sich keine Mitstreiter, fallen beliebte Veranstaltungen aus:

Ahrtal: Eine geliebte Tradition droht zu sterben

Dernau. Im malerischen Dernau droht eine geliebte Tradition zu sterben. Seit Generationen begleitet die Blasmusik des Ortes das Jahr mit musikalischen Akzenten, die für viele Menschen untrennbar mit Heimat, Festlichkeit und Gemeinschaft verbunden sind. Doch die Musikerinnen und Musiker stehen vor großen Herausforderungen: Ohne Dirigenten und ohne die Möglichkeit, Nachwuchs auszubilden, fehlen junge Kräfte.

Weiterlesen

Der Feuerwehrmann aus Leidenschaft bringt seinen Heimatort mit wichtigen und innovativen Ideen voran

Heimathelden: Martin Schleich aus Saffig brennt für seine Heimat

Saffig. Auch in unserer Region gibt es sie: die stillen Stars des Alltags. Menschen, die anpacken, helfen, Verantwortung übernehmen oder einfach für andere da sind. Ob Feuerwehrmann, engagierte Ortsbürgermeisterin, unermüdliche Nachbarschaftshelfer oder die gute Seele im Sportverein – sie alle sind Heimathelden. Mit unserer neuen Serie möchte BLICK aktuell genau diesen Menschen eine Bühne geben und sie der Öffentlichkeit vorstellen.

Weiterlesen

Ralf Schweiss
Dauerauftrag
Fahrer für Schülerverkehr
Betriebselektriker
LBS/Sparkassenverband Rheinland-Pfalz, Mainz
Auftrag Nr. AF2025.000354.0, Dezember 2025
Vereinbarter Test-Sonderpreis
Weihnachten in der Region
Bestellung Nr. 4300003040 - W100 - 606 - Anzeigen "Commodity", KW 49
Musikalische Abendveranstaltung
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0572#
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0572#
Titeleckfeld
Stellenanzeige
Titelanzeige
Weinachtsmarkt Rheinbach