Eigene Erfahrungen im Rollstuhl weiten den Blick der Mendiger Realschüler

Ein Leben im Rollstuhl

Ein Leben im Rollstuhl

Jörg Holzem zeigte den Schülerinnen und Schülern, wie sich Rollstuhlfahrer im Alltag und im Sport fortbewegen können. privat

Mendig. Kürzlich hatten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 c, B 7 a und S 9 c der Realschule plus in Mendig Besuch von Jörg Holzem, einem Spitzenspieler der deutschen Rollstuhl-Rugby-Mannschaft. In einer kleinen Einführungsrunde erfuhren die Schülerinnen und Schüler, dass Jörg Holzem durch einen Arbeitsunfall im Wald vor etwa 20 Jahren von einer abgebrochenen Baumspitze so stark verletzt wurde, dass er unterhalb der Brustwirbelsäule querschnittsgelähmt blieb. Nach dem Unfall kämpfte er sich schrittweise zurück ins Leben. Im Rugbysport bei der RSG - Koblenz fand er den Ausgleich, den er suchte und wurde für die deutsche Nationalmannschaft des Rollstuhl-Rugbys entdeckt. In seiner Zeit als Spitzenspieler nahm er an mehreren Weltmeisterschaften und zwei Paralympics teil. So lernte er die ganze Welt kennen. Durch seine beiden Kinder kam er schließlich auf die Idee zu dem Projekt „Leben im Rollstuhl“, das vor etwa zwei Jahren in Kooperation mit dem Landessportbund Rheinland-Pfalz ins Leben gerufen wurde.

Dabei haben Schulen die Möglichkeit, Jörg Holzem einzuladen, so ass die Schülerinnen und Schüler mehr über das alltägliche Leben mit Rollstuhl erfahren und einen kleinen Einblick in die Sportart Rollstuhl-Rugby erhalten. Die knapp sechzig teilnehmenden Schülerinnen und Schüler zeigten großes Interesse und waren mit vollem Körpereinsatz bei der Sache. „Wie steigt man aus einem Auto aus? Wie merkt man, dass man auf die Toilette muss? Wie kommt man eine Treppe herauf oder herunter? Wie kommt man als „Rollstuhl-Fußgänger“ auf den Bordstein und wieder runter? Wie hebt man einen Ball auf?“ All diese Fragen und noch viele mehr konnten von Jörg Holzem beantwortet werden. Dabei zeigte er den Schülerinnen und Schülern auch viele seiner alltäglichen Bewegungsabläufe wie zum Beispiel das Ein- und Aussteigen ins beziehungsweise aus dem Auto. Dann folgte der sehnsüchtig erwartete praktische Teil des Workshops: Die Schülerinnen und Schüler stiegen selbst in die mitgebrachten Rollstühle! Nun konnte jeder einmal ausprobieren, mit dem Rollstuhl zu fahren, zu lenken, Bälle vom Boden aufzuheben, Hindernissen auszuweichen oder einen Bordstein zu erklimmen. Die Schülerinnen und Schüler der S 9 c spielten zum Abschluss sogar noch eine Runde Rollstuhl-Rugby und mussten dabei feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, gleichzeitig zu fahren, den Ball zu sichern oder einem Mitspieler zuzupassen beziehungsweise den Ball zu fangen, ohne gleichzeitig mit dem Rollstuhl ins Aus zu rollen. Der Tag war ein großer Gewinn für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer! Die Schule würde sich sehr freuen, wenn sie auch im kommenden Schuljahr wieder Besuch von Jörg Holzem bekäme. Er ist ein sehr sympathischer Botschafter für alle Menschen, die auf ein Leben mit Rollstuhl angewiesen sind.