Vor 100 Jahren revolutionierte ein Triebwagen den Personennahverkehr im Brohltal
Ein Mehrwert für den Tourismus in der Region

Brohltal. Vor fast genau 100 Jahren, zum Sommerfahrplanwechsel am 5. Juni 1925, revolutionierte und rationalisierte die damalige Brohltal-Eisenbahn Gesellschaft B.E.G. ihren Personenverkehr zwischen Brohl am Rhein und Kempenich in der Eifel durch den Kauf und die Inbetriebnahme des damals hochmodernen Verbrennungstriebwagens VT 50. Unabhängig vom Zahnradbetrieb der Steilstrecke und mit einem ausschließlich auf die Belange der Reisenden ausgerichteten Fahrplan konnte die Reisezeit auf der Eisenbahnstrecke im Brohltal damals auf attraktive 70 Minuten reduziert werden.
Ein Jubiläum, dass jetzt mit einer Sonderfahrt mit dem seit 1961 zum Waggon umgebauten einstigen Triebwagens gefeiert wurde. Gezogen von einer 60 Jahre alten Diesellok, sodass in Summe 160 Jahre Eisenbahngeschichte zwischen Brohl und der heutigen Endstation Kempenich-Engeln Eisenbahngeschichte unterwegs waren. Eingeladen dazu hatte Stephan Pauly als Vorsitzender der Interessengemeinschaft Brohltal-Schmalspureisenbahn IBS).
Beim Jubiläumssekt am Bahnhof in Brohl begrüßte Pauly Mitglieder der IBS, Eisenbahnfans und Politik mit Bahngeschichte und Geschichten. So erfuhren die Fahrgäste von einem Aufsatz der Brenker Schulkinder von 1911 über die „Misere der Brohltalbahn“ und die „Temporevolution“ durch den Triebwagen von 1925, der kurioserweise in einer Kieler Werft gebaut wurde und mit der Innenausstattung durchaus an ein Personenschiff erinnert.
Das Jubiläum blieb auch in Mainz nicht unbeachtet. So hon Staatssekretär Erwin Manz aus dem Mobilitätsministerium die besondere Bedeutung historischer Züge für den Tourismus hervor und unterstrich: „Die Brohltalbahn ist ein Aushängeschild für die Region.“ Ohne ehrenamtliche und hauptamtliche Arbeit sei der Aufwand für Unterhaltung und Betrieb einer solchen Strecke nicht möglich, dankte Manz „allen helfenden Händen“.
Und weiter: „Auch wir als Land Rheinland-Pfalz tragen gerne zur Unterstützung der Brohltalbahn bei.“ So habe das Land mehr als sieben Millionen Euro als Unterstützung der Sanierung der Strecke, die im Eigentum der Verbandsgemeinde Brohltal ist, zugesagt: „Die Streckensanierung ist ein vorbildliches Beispiel dafür, dass Fördermittel des Landes für sinnvolle Zwecke eingesetzt werden.“ Das hörten nicht nur Pauly und sein Vorstand, sondern auch die Gründungsmitglieder der IBS, Michael Haubner und Michael Baaden gerne. Und die Vertreter der Verbandsgemeinden Brohltal und Bad Breisig, Elisabeth Dahr (selbst ehemalige Eisenbahnerin) und Gerd Kaiser, freuten sich über die Anerkennung: „Die Brohltalbahn ist ein Mehrwert für den Tourismus in der Region und auch ein Leuchtturm für den Güterverkehr.“ Und genossen im Anschluss die Fahrt durch das Brohltal bis auf die Eifelhöhen mit Verpflegungs-Zwischenstopp in Oberzissen und retour. GS

Einfahrt des Sonderzuges zum Jubiläum an der Bergstation Bahnhof Engeln.