In Weißenthurm ist ein begehbares Modell der ersten römischen Rheinüberquerung geplant
Ein Teil von Cäsars Brücke soll entstehen
VG-Bürgermeister Hollmann will Teil der 1,3 Millionen Euro durch Stadtkernsanierung finanzieren
Weißenthurm. Nur zehn Tage brauchte vor fast 2100 Jahren der römische Kaiser Gajus Julius Cäsar, um mit seinen Legionen zwischen Weißenthurm und Neuwied eine Rheinbrücke zu bauen. Heute benötigt man nur für einen Teil in Form eines Demonstrationsmodells der Brücke am Weißenthurmer Rheinufer etwa eineinhalb Jahre. Warum? Man hat keine Legionen, die ganz schnell große Mengen riesiger Bäume fällen und daraus eine Brücke bauen und auch der Sicherheitsstandard in Form einer Statik ist wesentlich höher. Und außerdem muss das neue Brückenteil Jahre halten und nicht nur 18 Tage wie bei Cäsar. Das alles und noch viel mehr wurde jetzt bei einer Pressekonferenz im Weißenthurmer VG-Rathaus von Bürgermeister Georg Hollmann, Archäologin Dr. Sibylle Friedrich sowie ihrem Chef Dr. Holger Schaaff, Leiter des Kompetenzbereichs Vulkanologie, Archäologie und Technikgeschichte (VAT) im Römisch-Germanischen-Zentralmuseum Mainz und Planungsingenieur Egbert Bremen von der Firma Reitz und Partner der Öffentlichkeit vorgestellt. Bürgermeister Georg Hollmann erklärte, dass wohl Anfang 2019 die Bauarbeiten eines Demonstrationsobjekts für Cäsars Rheinbrücke neben dem Weißenthurmer Sportplatz am Rhein beginnen werden. „Die Archäologin Dr. Friedrich sagte mir vor vier Jahren, dass der römische Kaiser Julius Cäsar im gallischen Krieg 55 und 53 mit seinen Legionen den Rhein überquert hat. Dann hatte ich die Idee, dieses Weltereignis, es war die erste Rheinbrücke überhaupt, in Weißenthurm darzustellen.“ Jetzt ist es zwar noch nicht ganz so weit, die Pläne mitsamt der Finanzierung von etwa 1,3 Millionen Euro sind aber sehr konkret. „Weil wir bisher nicht wussten, wie wir das Vorhaben finanzieren sollen, gehen wir erst heute an die Öffentlichkeit“, führte Georg Hollmann aus.
Im Januar fällt die Entscheidung
Der brachliegende ehemalige Rasensportplatz der Stadt Weißenthurm, hier soll das Projekt entstehen, gehört zum Stadtkernsanierungsgebiet, wofür Weißenthurm sich beim Mainzer Innenministerium beworben hat. Die Entscheidung darüber fällt jedoch erst im Januar, wenn die bisherige Stadtkernsanierung beendet ist. Bei der Stadtkernsanierung kann, so meint der VG-Bürgermeister, auch dieses Projekt mitfinanziert werden, vor allem durch Geld für die Erschließung, Zuwegung, Radweg, Parkplätze, Infogebäude und Neugestaltung des Rheinufers. Denn das Demoprojekt in Originalgröße wird, so glauben die Verantwortlichen ein touristisches Highlight, das jährlich tausende Touristen und Ausflügler nach Weißenthurm bringt. Wieso eigentlich Demoprojekt und nicht Brückennachbau? „Heute weiß niemand, wie Cäsars Brücke aussah, denn archäologisch ist nichts mehr zu finden, das Rheinufer wurde zu stark verändert“, erklärte die Forscherin Dr. Sybille Friedrich, „wir haben nur eine genaue Beschreibung von Cäsar in seinem Werk De bello Gallico.“ Unerwähnt blieb aber die Stelle, wo die Brücke gestanden hat. „Cäsar muss hier wohl über den Rhein gegangen sein wegen der vorgelagerten Insel und einer Furt nach Neuwied, die früher bei Niedrigwasser oft benutzt wurde“, meint die Archäologin. Sie hat alles über Cäsars Brücke zusammen getragen, denn in den Heimatmuseen in Nickenich, Andernach, Mülheim-Kärlich und im Weißenthurmer Eulenturm gibt es Modelle der Brücke sowie der Floßramme, die nachgebaut wird.
Rund zehn Prozent der Ursprungsbrücke geplant
Ingenieur Egbert Bremen verwies darauf, dass etwa zehn Prozent, das sind etwa 40 Meter, der ursprünglichen Brücke entstehen. Auch die Ramme auf dem Floß, mit der die Römer die Rundhölzer in den Rheinboden trieben, entsteht neu. „Aber nicht alles kann so gemacht und gestaltet werden wie 55 vor Christus, den dann würde es Jahre dauern“, gab Bremen zu Bedenken. Doch auch jetzt schon hat Bremen für das begehbare Brückenteil, es soll ja auch als Lernprojekt für Schulen dienen, genug Probleme. „Wir brauchen einen zehn Meter langen 60 mal 60 Zentimeter dicken Jochbalken. Den gibt´s ja nicht im nächsten Baumarkt. Wo wir den herbekommen, wissen wir derzeit noch nicht“, sagte Bremen. Aber er hat ja noch eineinhalb Jahre Zeit um für diesen Balken und noch mehr Holz einen Lieferanten zu finden. HEP