Allgemeine Berichte | 19.12.2022

Seit über 30 Jahren finden in der Villa Bellestate Konzerte und Ausstellungen statt - und dies völlig in privater Initiative

Ein Unikat im kompletten Kreis Ahrweiler

Dr. Peter Maerker an im Konzertsaal der Villa Bellestate.  Foto: ROB

Grafschaft-Holzweiler. Wenn Dr. Peter Maerker im Konzertsaal der Villa Bellestate am Bösendorfer Flügel sitzt, treffen zwei Unikate aufeinander. Denn einen Konzerflügel des Wiener Klavierfabrikanten Bösendorfer gibt es nur einmal im Kreis Ahrweiler. Und es gibt eben auch nur einmal jemanden wie Dr. Maerker. Der studierte und in Ästhetik promovierte Kunsthistoriker ist der einzige Konzertveranstalter in der Region, der Musikveranstaltungen in seinen Privaträumen anbietet. Im Falle Dr. Maerkers ist dies kein Einfamilienhaus, sondern eine Villa, genauer die Villa Bellestate in Holzweiler. Hier lebt er mit seiner Frau, einer weithin bekannten Rheumatologin. Beide sind im Ruhestand, doch dieses Wort mag Dr. Peter Maerker irgendwie nicht. Weil es nicht stimmt. Wird der Grafschafter nach seinen Interessen und Hobbys gefragt, fällt die Antwort umfangreich aus. Philosophie, Kunst, Geschichte und natürlich die Musik. „Wissen Sie, ich bin irgendwie verrückt“, sagt er dann. Er beschreibt sich als Workaholic, „im positiven Sinne“, wie er hinterher schiebt. Ein Beispiel: Als er sich letztes Jahr intensiv mit einer philosophischen Abhandlung beschäftigte, war er mit der Lektüre zwar irgendwann fertig - aber der Winter war plötzlich auch vorbei. Wie die Räume eines Universalgelehrten sieht auch sein Arbeitszimmer in der Villa Bellestate aus. Überall reihen sich Bücherschränke aneinander. Es müssen tausende Bücher sein, alte, neue dicke und dünne. Nach der Technik - Ecke muss in Dr. Maerkers ziemlich analoger Denkstube lange gesucht werden. Aber es gibt auch ein Telefon und einen Tablet-PC. Das reicht zum Organisieren. Aber organisiert wird hier viel. Denn neben seinen vielfältigen Interessen bleibt vor allem eine Leidenschaft ungebrochen: Die Konzerte in seiner Villa.

Seit 1988 richten Dr. Peter Maerker und seine Frau Dr. Gisela Maerker-Alzer Konzerte in ihren Räumen aus und seit 1992 als amtlicher Verein, dem Grafschafter Kunstverein. Seither finden hier viermal jährlich klassische Konzerte statt und es gibt auch eine Ausstellung im Sommer. Über 140 Konzerte waren es seither insgesamt. Das Areal allein ist atemberaubend. Die Villa schuf einst ein Architekt nach der Idee Dr. Peter Maerkers. Der Garten erinnert dabei an den des Poppelsdorfer Schloss in Bonn und das soll auch so sein. Viele kleine Details machen das Areal so besonders. So kommen die Stühle im Konzertsaal aus Japan. Dass die Möbel so weit reisen mussten, haben sie nicht ihrem Design zu verdanken. „Die lassen sich einfach am besten zusammenklappen“, sagt Dr. Maerker pragmatisch.

Musikalische Meisterklasse

Bis zu 120 Menschen haben hier Platz um den Künstlern zu lauschen. Die auftretenden Ensembles gehören oft der musikalischen Meisterklasse an. Immer wieder gastiere hier die Musikerinnen und Musiker der Villa Musica und somit absolute Hochkaräter. Auch der bulgarische Pianist Vesselin Stanev spielte hier über 20 Konzerte. Kooperationen bestehen zudem mit dem Deutschen Musikrat. Wichtig ist es auch, stets etwas Neues zu probieren, wie Dr. Maerker sagt. So wie Mitte Dezember, als ein Künstler mit einem Marimbaphon in Holzweiler war. Es muss also nicht immer nur Konzertflügel sein.

Gefördert werden Dr. Peter Maerker und sein Verein durch Zuschüsse der Gemeinde Grafschaft. Ansonsten finanziert sich alles durch Mitgliedsbeiträge ohne nennenswerte Sponsoren. Aber er weiß auch, warum. „Es kann ja nicht immer der Staat oder irgendwelche Behörden alles für einen organisieren“, sagt er. „Es muss auch Privatinitiativen geben, um das Leben zu bereichern.“ Sein Ziel ist dabei fest definiert. Er möchte seine Liebe zur Musik teilen. „Weil Musik nicht nur Zuhören bedeutet, sondern vor allem die Beschäftigung mit sich selbst,“ sagt er. Dies sei das Allerwichtigste überhaupt, wie er sagt. Deshalb möchte er seine Villa Bellestate so lange wie möglich für Konzerte zur Verfügung stellen. Und für denjenigen, der sich für genauso positiv-verrückt hält und eine ähnliche Idee hat, hat Dr. Maerker einen Tipp: „Bitte machen Sie es. Gute Ideen bereichern unsere Welt.“ Die versuchte Dr. Maerker auch ganz weltlich umzusetzen: Zum Beispiel in zwei Legislaturperioden im Kreistag Ahrweiler und im Ortsgemeinderat von Ringen.

ROB

Dr. Peter Maerker an im Konzertsaal der Villa Bellestate. Foto: ROB

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