Allgemeine Berichte | 02.11.2022

Vorstand der Kreisjägerschaft sprach mit Forstamtsleiter Winand Schmitz

Ein gesunder, funktionstüchtiger Wald muss zugleich Lebensraum für das heimische Wild sein

Die leidige Wald-Wild-Debatte ist weder hilfreich noch realistisch, denn ein funktionstüchtiger Wald sei ohne Wild nicht denkbar, war man sich einig

Kreis Ahrweiler. Jagd und Forst verfolgen ein gemeinsames Ziel: Einen gesunden, funktionstüchtigen Wald, der zugleich Lebensraum für das heimische Wild ist. Das ist das Ergebnis eines Gesprächs zwischen dem Vorstand der Kreisjägerschaft Ahrweiler mit Forstamtsleiter Winand Schmitz vom Forstamt Adenau.

Schon seit vielen Jahrzehnten werde um das richtige Verhältnis zwischen Wald und Wild gerungen. Der Waldumbau stelle nicht nur die Landesforsten vor große Herausforderungen, sondern auch die Jägerschaft. Vor diesem Hintergrund hatte Forstamtsleiter Winand Schmitz den Vorstand der Kreisjägerschaft Ahrweiler zu einem Austausch ins Forstamt Adenau eingeladen. Zunehmende Trockenheit und längere Hitzeperioden verschlechterten die Bedingungen für die bisher wichtigste Baumart der Waldwirtschaft, die Fichte, erläuterte Schmitz. Große, krankhafte Waldbestände, sogenannte Kalamitätsflächen, gelte es zukunftsfähig neu aufzuforsten. Der neue Wald müsse aber nicht nur den veränderten Klimabedingungen gewachsen sein, sondern nach der Umschlagszeit auch das gewünschte Produkt liefern: „Holz ist nach wie vor ein Hauptwirtschaftsfaktor in Deutschland“, machte Schmitz auf die wirtschaftliche Bedeutung des Rohstoffes aufmerksam.

Verbiss junger Baumtriebe vermeiden

Baumtriebe vermeiden

Die neuen forstwirtschaftlichen Bedingungen verstärkten aber auch den „Wald-Wild-Konflikt“. Eine hohe Wilddichte ohne ausreichende Ernährungsgrundlage führe zu einem hohen Verbiss junger Baumtriebe, gerade bei den für die Waldverjüngung wichtigen Baumarten. Allerdings sei die Wald-Wild-Debatte weder hilfreich noch realistisch, denn ein funktionstüchtiger Wald sei ohne Wild nicht denkbar, war man sich einig. Dennoch habe dieser schwelende Konflikt schon seit Jahren das Verhältnis zwischen Förstern, Waldbesitzern und Jägern vielerorts massiv eingetrübt.

Mit ihrem Treffen will Schmitz ebenso wie der Vorstand der Kreisjägerschaft um die Vorsitzenden Ralf Schmidt, Horst Gies und Birgit Gross hier vermitteln. Bei der großen Aufgabe des Waldumbaus brauche der Forst die Unterstützung und Hilfe der Jäger, denn nur bei einem angepassten Wildbestand könne die neue Waldgeneration gedeihen. „Jagd und Forst stehen derzeit so eng zusammen wie nie zuvor“, betonte Schmitz. Aufforstungen müssten gezielt durch Bejagung geschützt werden. Hierzu hat die Kreisjägerschaft bereits in einer einmaligen Aktion 200 transportable Hochsitze, sogenannte Drückjagdböcke, an die Jagdreviere des Kreises verliehen und die Hundeführer mit Ortungsgeräten für die anstehende Drückjagdsaison unterstützt.

Probleme des Waldumbaus ernst nehmen

Waldumbaus ernst nehmen

„Mit dieser Investition von 30.000 Euro zeigt die Kreisjägerschaft, dass sie das Problem des Waldumbaus ernst nimmt, zumal die Kreisjäger mit etwa 50.000 erlegten Stücken Schalenwild in fünf Jahren schon eine sehr eindrucksvolle Bilanz erzielen konnten“, so Ralf Schmidt. Allerdings werde so vielerorts nur der jährliche Zuwachs entnommen, gab Winand Schmitz zu bedenken: „Eine nachhaltige Verringerung des Wildbestandes, den wir für eine gelungene Aufforstung benötigen, ist so noch nicht gegeben.“

Beide Seiten beschlossen, künftig einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch zu pflegen und durch gegenseitige Besuche und Beiträge auf den Veranstaltungen der jeweiligen Vereine den Blick für die Ansprüche der jeweils anderen Partei zu öffnen. Denn alle Teilnehmer des Gespräches waren sich einig: „Nur gemeinsam kann das große Projekt eines zukunftsfähigen Walds mit Wild gelingen.“ JOST

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